"L'Ora" bei Sky: Eine Zeitung kämpft gegen die Mafia

Die Geschichte der italienischen Tageszeitung als Serie.

„Nicht mit heißem Wasser“, hört Antonio Nicastro von seinem Kollegen, als er sich Blut aus dem weißen Hemd zu waschen versucht: Denn sonst bleibt der Fleck für immer im Stoff. Nicastro ist eben erst von Rom nach Sizilien gezogen, um als Chefredakteur der Tageszeitung L’Ora anzufangen. Wenige Stunden nach Amtsantritt ist er bereits in eine Schießerei verwickelt worden. Seinen abgeklärten Mitarbeiter scheint das nicht aus der Ruhe zu bringen.

Die zehnteilige Dramaserie „L’Ora – Worte gegen Waffen“, die seit dieser Woche bei Sky zu sehen ist, basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt vom Kampf mutiger Journalisten gegen die Mafia.

L’Ora war die erste Zeitung, die sich in den 50ern traute, das Wort Mafia abzudrucken – und sich damit viele Feinde machte. 1958 explodierte eine Bombe in der Redaktion, am Tag darauf titelte L’Ora: „Die Mafia bedroht uns, die Ermittlungen gehen weiter.“ Drei Mitarbeiter bezahlten im Laufe der Jahre mit ihrem Leben. Die Zeitung erscheint bis 1992. Die Straße im Zentrum Palermos, in der sich die Redaktion befand, wurde in Via Giornale L’Ora umbenannt.

Wichtigster Kopf war Chefredakteur Vittorio Nisticò, der in der Serie Antonio Nicastro heißt und von Claudio Santamaria gespielt wird.

Er soll sich als neuer Direttore der wirtschaftlich strauchelnden Zeitung annehmen, die als Verlautbarungsblatt der kommunistischen Partei gilt. Um die drohende Pleite abzuwenden will er aber nicht – wie befürchtet – Mitarbeiter kündigen. Stattdessen hat Nicastro eine andere Idee: eine „richtige Zeitung“ machen. Nicht isoliert über Verbrechen berichten, sondern die Verbindungen im Hintergrund aufzeigen. Etwa als ein Bub eine Attacke auf einen unliebsamen Gewerkschafter beobachtet und kurz darauf im Krankenhaus verstirbt. Herzversagen, heißt es. Oder nach der Schießerei, in die Nicastro mit seinen Mitarbeitern gerät.

Es ist eine düstere und spannende Geschichte, für die sich die Serie manchmal etwas zu viel Zeit nimmt.

Nina Oberbucher

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