"The Patient" mit Steve Carell: Im Keller des Serienmörders

Ein Killer kidnappt einen Therapeuten, damit dieser ihn vom Töten abhält. Zu sehen bei Disney+.

Die Erfolgsaussichten dieser Therapie scheinen eher mager: Dass Sam (Domhnall Gleeson) kaum etwas von sich preisgeben will, ist da noch das geringste Problem. Denn er hat seinen Therapeuten Alan Strauss (Steve Carell) entführt und in seinen Keller gesperrt. Alan soll Sam von seinem Drang zum Töten abhalten. Dem hat er schon öfter nachgegeben – und nun steht Sam erneut kurz davor.

Die zehnteilige Mini-Serie „The Patient“, seit dieser Woche bei Disney+ zu sehen, ist ein langsam erzählter, aber intensiver Thriller, der sich größtenteils am selben Ort abspielt. Die Handlung hält sich dabei nicht lange mit dem Wie und Wann der Entführung auf – im Zentrum steht die Psychologie.

Man erfährt, dass Alans Frau Beth kürzlich an Krebs gestorben ist und er ein angespanntes Verhältnis zu seinem Sohn Ezra hat: Zwischen dem orthodoxen Juden und dem liberalen Vater gab es immer wieder Konflikte. Weil er Sam körperlich unterlegen ist, setzt Alan auf seine Fähigkeiten als Therapeut, um der Situation zu entkommen. Äußerlich bewahrt er Ruhe – seine Angst zeigt sich nur in kleinen Gesten und in (Alb-)Träumen, in denen er selbst zum Patienten wird oder Viktor Frankl begegnet.

Sam ist hingegen impulsiv und hektisch. Er wurde als Kind von seinem Vater geschlagen, er hat eine gescheiterte Ehe hinter sich. Kulinarisch lässt er es Alan an nichts fehlen: Als Restaurantkontrolleur kennt er die besten Lokale und bringt köstliches Essen zu den abendlichen Therapiesessions mit: Mal gibt es vietnamesische Pho, mal griechischen Pastitsio. Wenn es nach Sam ginge, könnte es ewig so weitergehen. Alan sieht das freilich anders.

The Patient

©Suzanne Tenner/FX

Carell, der mit Comedy-Rollen wie in der US-Serie „The Office“ bekannt wurde, glänzt als Alan. Auch Gleeson („Ex Machina“, „Star Wars“‚) spielt den Patienten überzeugend. Die Serie und die Gespräche der Protagonisten entwickeln trotz oder gerade wegen der ruhigen Erzählweise Sogwirkung. Das Ende lässt jedoch ein wenig ratlos zurück.

Nina Oberbucher

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