Ungleiches Paar: Sophie Rois als Lehrerin, die sich in ihren Schüler verliebt

Interview mit Sophie Rois: „Der Junge steht mir gut“

Die österreichische Star-Schauspielerin hat in dem leichtfüßigen Film „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ ein Verhältnis mit einem deutlich jüngeren Mann

Das Kino, sagt Sophie Rois, hat etwas Gutes und etwas Schlechtes. Wenn man zur Premiere seines neuesten Films geht, muss man gar nichts mehr machen, sondern nur noch sein Gesicht hinhalten. Das ist gut: „Alles ist schon getan.“

Allerdings lässt sich – im Gegensatz zum Theater – am Film nichts mehr ändern. Und wenn man dann das fertige Produkt sieht, denkt man unweigerlich: „Das oder jenes würde ich gerne noch einmal anders machen. Das bleibt einem beim Theater erspart.“

Sophie Rois kann man derzeit im Kino besuchen. Dort ist die österreichische Schauspielerin mit der markant kratzigen Stimme in der hinreißenden Liebesgeschichte „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ von Nicolette Krebitz zu sehen. Sie verkörpert darin eine Schauspielerin namens Anna, die um die 60 ist und ein Verhältnis mit einem sehr viel jüngeren Burschen namens Adrian beginnt.

Bevor aber die Liebe zuschlägt, wird Anna von genau diesem Burschen die Handtasche gestohlen: „Ich fand es sehr sexy, eine Liebesgeschichte mit jemanden anzufangen, der mich beraubt hat“, grinst Rois im KURIER-Gespräch. Überhaupt hätte ihr die Konstellation gefallen: „Beide sind Außenseiter. Aber natürlich macht es einen Unterschied, ob man in der vollen Blüte seiner Jugend steht oder, wie Anna, schon seine Abschiedsrunden dreht ...“

An dieser Stelle muss Sophie Rois lachen, denn sie wirkt nicht gerade wie eine, die schon ihre Abschiedsrunden dreht: „Ich meine ja auch nicht, dass die nächste Station das Sterbebett ist. Aber eine 60-Jährige hat in ihrem Leben schon bestimmende Dinge getan. Mit 60, da schaut man auf etwas zurück.“

Altersunterschied

Und Sophie Rois schaut gerne zurück. Ihr gefällt, was sie sieht: „Ich denke mir: Was bin ich für ein Glückspilz, dass ich diese besonderen Leute getroffen habe und den Quatsch machen konnte, den ich gemacht habe.“

Am Theater sei vor allem die Zusammenarbeit mit Christoph Schlingensief, Frank Castorf und René Pollesch prägend geworden – allerdings jenseits von kalkulierten Karriereüberlegungen. Heute sei das anders: Kollegen peilen eine Zusammenarbeit mit wichtigen Theaterleuten an, um an ihrem Lebenslauf zu feilen. Da merke sie, dass sie im österreichischen Sozialstaat der 70er-Jahre und der Kreisky-Ära aufgewachsen sei, sagt Rois: „Da gab es dieses Selbstoptimierungsprinzip nicht, das heute herrscht. Das war nicht lebensbestimmend.“

Sophie Rois gibt Sprachunterricht in "A E I O U - Das schnelle Alphabet der Liebe"

©Filmladen

Sie könne sich noch gut erinnern, wie jemand im Jahr 1980 erstmals in ihrer Gegenwart das Wort „Erfolgserlebnis“ in den Mund genommen habe: „Da war mir fremd. Und ich fand’s auch wahnsinnig spießig.“ Dann schon lieber Punk: „Ich war zwar selbst kein Punk, aber ich habe die Luft von Punk eingeatmet: Es galt das Prinzip der Selbstermächtigung.“

Der große Altersunterschied zwischen Anna und Adrian in „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ gefällt Sophie Rois: „Ich finde es viel reizvoller, eine Geschichte zu erzählen, die nicht auf der Hand liegt.“

Und überhaupt. Wenn sie so höre, was ältere Frauen über jüngere Männer zu sagen haben, gebe es dazu aufregende Erlebnisberichte: „Es muss nicht zwangsläufig klappen. Aber meine Erfahrung ist, dass Männer, die deutlich jünger sind als man selbst, einen anderen Spaß daran haben, als Mann aufzutreten und zu gefallen. Es ist nicht diese Art, wie es ab einem gewissen Alter oft vorkommt (senkt die Stimme und sagt in präpotentem Berlinerisch): ,Ick bin Mann, det muss reichen.’“

Auch das Spiel mit Milan Herms, dem jungen Darsteller des Adrian, war erfreulich, erinnert sich Sophie Rois: „Ich fand es immer toll, wie er mich ansieht und dachte: Oh ja, der Junge steht mir gut.“

Sophie Rois

Theater
Sophie Rois, geboren 1961 in Linz, besuchte von 1983 bis 1986 das Max Reinhardt Seminar in Wien. An der  Volksbühne in Berlin wirkte sie in Inszenierungen von Christoph Schlingensief, Christoph Marthaler, Frank Castorf und René Pollesch mit. 1998 spielte sie die Buhlschaft im „Jedermann“.  Ab 2022/23 ist sie wieder an der Volksbühne zu sehen

Film
Ihre erste größere Rolle spielte Rois in Detlev Bucks „Wir können auch anders“. Weitere Rollen: „Drei“ von Tom Tykwer, „Ein verborgenes Leben“ von Terrence Malick. Derzeit ist sie im Kino in „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ zu sehen

Alexandra Seibel

Über Alexandra Seibel

Alexandra Seibel schreibt über Film, wenn sie nicht gerade im Kino sitzt.

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