Kongeniale Partner in dem österreichischen Gefängnisdrama „Große Freiheit“ von Sebastian Meise: Franz Rogowski (li.) und Georg Friedrich
ROMY

Interview mit Franz Rogowski: „Trotteliger Typ mit großem Herzen“

Franz Rogowski zählt zu den besten Schauspielern seiner Generation und wurde für seine Rolle in „Große Freiheit“ für eine ROMY nominiert

Franz Rogowski ist ein Schauspieler, den man sich merken muss. Das ist nicht weiter schwierig. Wer ihn einmal in einem Film gesehen hat, vergisst sein Gesicht so schnell nicht wieder. Seine Schönheit ist ungewöhnlich, sein leichtes Lispeln gewöhnungsbedürftig. Da sieht und hört man gleich zweimal hin.

Zum Voting

Alle Infos zu den Nominierten und das Voting gibt es auf ROMY.at

Seit er 2018 während der Berlinale zum europäischen Shooting Star gekürt wurde, ging seine Karriere noch einmal steil nach oben. Schon 2017 arbeitete Franz Rogowski mit Michael Haneke in „Happy End“ zusammen und spielt den problembeladenen Sohn von Isabelle Huppert. Für Christian Petzold war er in „Transit“ als Flüchtling in Marseille zu sehen und danach als Liebhaber von Paula Beer in „Undine“.

In dem österreichischen Gefängnisdrama „Große Freiheit“ von Sebastian Meise spielt der 36-jährige einen schwulen Mann namens Hans Hoffmann, der nach 1945 vom KZ direkt ins Gefängnis wandert, weil Homosexualität in Deutschland bis 1969 strafbar war. In der Strafanstalt trifft er auf einen Mörder, kongenial gespielt von Georg Friedrich. Beide wurden dafür für eine ROMY als beliebteste Schauspieler nominiert.

„Das Publikum hat manchmal wenig Stimme, und wenn es dann eine bekommt, ist das sehr schön“, freut sich Franz Rogowski im KURIER-Gespräch. Der Rolle des Hans Hoffmann habe er sofort zugesagt: „Das Drehbuch war sehr gut geschrieben, die Figuren hatten Tiefe und Geheimnis. Ich finde auch das Thema wichtig.“

Franz Rogowski ist für eine ROMY als beliebtester Schauspieler nominiert

©APA/AFP/VALERY HACHE

Dass Hans am Schluss freiwillig ins Gefängnis zurückkehrt, kann er verstehen: „Für mich ist es ein sehr positives Ende: Die Freiheit, die er für sich und in seiner Beziehung gefunden hat, ist ihm wichtiger als die Freiheit, die ihm das System bieten kann. Er kommt nach draußen und erkennt, dass er keinen Sex-Club möchte, sondern den Menschen, den er liebt.“

Rogowski und Friedrich verkörpern zwei Männertypen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der eine sanftmütig, der andere aggressiv, beflügelt von einem starken Wiener Akzent: „Ich liebe österreichische Dialekte“, schwärmt der in Freiburg geborene Schauspieler: „Ich bin ein großer Wien-Fan und ein Georg-Friedrich-Fan.“ Das Zusammenspiel war geprägt von „Sanftmut und Aggression: Manchmal haben wir hart zugepackt und manchmal haben wir uns einfach in den Arm genommen.“

Georg Friedrich (li.) und Franz Rogowski beim Foto-Shooting in Cannes, wo "Große Freiheit" Premiere feierte und einen Preis gewann

©APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON

Für seine Rolle musste Rogowski mithilfe einer Kohlsuppendiät zwölf Kilo herunter hungern: „Es war eine sehr spezielle Erfahrung, in so einer kleinen Gefängniszelle so viel Zeit zu verbringen und zwölf Kilo abzunehmen. Das waren Eingriffe, die auch das Schauspiel verändert haben. Ich kenne die Gefühle von Einsamkeit, von Sehnsucht und von Liebe und kann meinen Körper in einen Zustand versetzen, in dem er leidet. So habe ich versucht, Realität zu schaffen, die dieser Figur etwas Echtes gibt.“

Liebe hinter Gittern: Franz Rogowski in dem Gefängnisdrama "Große Freiheit"

©APA/FREIBEUTERFILM_ROHFILM/UNBEKANNT

Kein Theatertier

Auf eine Rolle im (deutschen) Streaming-Fernsehen hat Franz Rogowski derzeit keine Lust. Die akklamierte Serie „Der Pass“ habe er zwar nicht gesehen, aber „deutschsprachige Serien finde ich bis jetzt eher abschreckend“.

Dafür würde er gerne wieder Theater machen, obwohl er dort nicht viele positive Erfahrungen gesammelt hat: „Die großen Monologe sind mir im Theater nie gegeben worden.“ Allerdings sei er auch nicht der Typ wie manche „Theatertiere, die mit Schaum vor dem Mund das Universum verhandeln“.

Da spiele er schon lieber den Ömmel.

Den wen?

„Den Ömmel. Ein Ömmel ist ein bisschen so ein Trottel, aber mit einem großen Herzen. Ein gutmütiger, bisschen trotteliger Typ, das ist eigentlich meine Paraderolle.“

An dieser Stelle muss Franz Rogowski selber lachen: „Naja, bisher noch unentdecktes Potenzial. Aber ich würde gerne mehr Komödie spielen. Komödie ist ja mit das Schwerste.“

Fakten

Tanzausbildung
Franz Rogowski, geboren 1986, wuchs in Tübingen auf.  Er machte eine Tanzausbildung, wollte dann Maler, Straßenmusiker  und  Fahrrad-Kurier werden. Bein Casting eines Tanzstücks wurde er ausgewählt und war ab 2007 in der freien Theaterszene unterwegs

Wichtigste Rollen
Franz Rogowski wurde von Regisseur Jakob Lasse („Frontalwatte“, „Love Steaks“) als Kinoschauspieler entdeckt. Er spielte  in Michael Hanekes „Happy End“ und  Christian Petzolds „Transit“ und „Undine“. Weiters: „Ein verborgenes Leben“ von Terrence Malick und „Große Freiheit“. Demnächst ist er in Peter Brunners „Luzifer“ und in Gabriele Mainettis „Freaks Out“ in einer Nazi-Rolle zu sehen 

Alexandra Seibel

Über Alexandra Seibel

Alexandra Seibel schreibt über Film, wenn sie nicht gerade im Kino sitzt.

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