Interview mit Benedict Cumberbatch: Eine Superkraft, wie sie die Welt braucht
Der britische Star-Schauspieler über seine Rolle als Superheld in Marvels „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“
Benedict Cumberbatch hat als magischer Doctor Strange im Marvel-Universum viele Superkräfte.
Eine davon ist Fliegen.
Doch wenn er sich privat eine Super-Power aussuchen könnte, würde er eine wählen, die in keinem Comic zu finden ist: „Ich hätte gerne die Superkraft, Hass in Empathie umzuwandeln“, sagt Benedict Cumberbatch im KURIER-Interview: „Das würde die Menschen dazu zwingen, statt Konflikte und Wut auszuleben, nach Kompromissen und friedlichen Lösungen zu suchen. Ich glaube, das wäre eine Superkraft, die die Welt gerade sehr gut gebrauchen könnte.“
Doch es geht auch ohne Superkräfte. Cumberbatch hat eine Familie aus der Ukraine bei sich aufgenommen und unterstützt Hilfsorganisationen, die sich für Kriegsflüchtlinge einsetzen.
Abseits seines humanitären Engagements rührt der britische Schauspieler gerade die Werbetrommel: „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (Kinostart: Mittwoch) ist nicht nur die heiß erwartete Fortsetzung zu „Doctor Strange“ (2016); es ist unter anderem auch der Anschlussfilm an „WandaVision“ und „Spider-Man: No Way Home“, beides Hit-Produktionen aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU).
Der Druck der Erwartungshaltung seitens der Fangemeinde ist enorm und lastet nun auf Regisseur und Horror-Spezialist Sam Raimi.
Spoiler
Traditionellerweise werden die Inhalte jedes neuen Marvel-Films gehütet wie die englischen Kronjuwelen. Über die multiplen Handlungsstränge von „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ lässt sich dementsprechend wenig vorhersagen. Doch so viel ist gewiss: Cumberbatch hat als mächtige Magier Doctor Strange in „Spider-Man: No Way Home“ die Portale zu verschiedenen Universen geöffnet und dadurch die Gegenwart ins Chaos gestürzt. Nun muss er den angerichteten Schaden wieder gut machen und gemeinsam mit seinem Freund Wong (Benedict Wong) und Wanda Maximoff alias Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) die Portale so schnell wie möglich wieder schließen. Zudem trifft Doctor Strange auf mehrere (bösartige) Varianten seiner selbst, die ihm in den Parallelwelten begegnen.
„Ich will ja nichts spoilern“, meint Benedict Cumberbatch sehr vorhersehbar, muss aber ein bisschen grinsen: „Eines kann ich sagen: Es war eine ziemliche Herausforderung, mit Varianten meiner selbst zu spielen. Es war aber auch eine große Freude. Tatsächlich geht es ja um die philosophische Frage: Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich in einem Paralleluniversum andere Entscheidungen getroffen hätte? Es war eine recht bizarre Voraussetzung, um die Figur zu erforschen und weiter zu entwickeln. Ich musste als Doctor Strange sehr viel Selbstfindung betreiben.“
Verwandlungskünstler
Selbstfindung oder nicht, Benedict Cumberbatch ist ein leidenschaftlicher Verwandlungskünstler. Ehe er wieder Marvels fliegenden Mantel von Doctor Strange überwarf, reüssierte er am komplett anderen Ende des Unterhaltungsspektrums: In Jane Campions Western-Thriller „The Power of the Dog“, für den die Regisseurin den Oscar erhielt und der 45-jährige Schauspieler hoch akklamiert einen US-Cowboy in Montana von 1925 spielte.
Egal, ob Blockbuster, Arthouse-Kino oder Theaterbühne – Benedict Cumberbatch, der sich selbst als „People-Pleaser“ bezeichnet, bewegt sich zwischen den Genres wie ein Fisch im Wasser: „Ich habe gerade einen Film mit Wes Anderson gedreht („The Wonderful Story of Henry Sugar“, Anm.), der einen sehr eigenwilligen Regiestil pflegt“, erzählt er fröhlich: „Bei ,Power of the Dog‘ konnte ich komplett in meiner Rolle versinken, beim Blockbuster-Dreh hingegen muss man oft stundenlang für den Aufbau einer einzigen Einstellung warten. Das Theater wiederum stellt einen vor völlig andere Anforderungen. Da geht es darum, die gleiche Geschichte immer wieder, aber doch etwas anders zu erzählen und sein Verhältnis zum Publikum zu finden. In allen Fällen lernt man unglaublich viel über das Schauspielhandwerk. Ich liebe diese Abwechslung. Sie hält mich frisch.“
Spezialeffekt
Benedict Cumberbatch gilt als exzellenter Charakterdarsteller und hat von Sherlock Holmes bis Alan Turing große und oft auch tragische Charaktere verkörpert.
Trotzdem hat er kein Problem damit, in einem riesigen Blockbuster wie „Doctor Strange“ seine Schauspielkunst zwischen zwei Spezialeffekten zu entfalten: „Es macht letztlich keinen Unterschied, ob ich in Neuseeland inmitten der Natur sitze wie in ,Power of the Dog’ oder bei den Dreharbeiten zu ,Doctor Strange‘“, meint er lakonisch: „Beim Schauspielen ist immer alles eine Frage der Vorstellungskraft.“
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