Barry Allen möchte mithilfe einer Zeitreise die Vergangenheit verändern: „The Flash“

Filmkritik zu "The Flash": Pfitschipfeil hängt in der Zeitschleife

Ezra Miller erschöpft sich als blitzschneller DC-Superheld in einer Doppelrolle, ehe das Multiversum bei einer Zeitreise die unterhaltsamen Momente verschlingt

Wie viele Superhelden verträgt der Mensch? Wie lange noch kann Hollywood seine Comic-Blockbuster unter dem Banner von Marvel und DC auf den Speiseplan setzen, ohne dass sein Publikum die Nahrung verweigert?

Die letzten beiden DC-Filme „Black Adam“ und „Shazam! Fury of the Gods“ sind offiziell an den Kinokassen gescheitert. Nun setzt das Warner-Studio seine Hit-Hoffnung auf „The Flash“ (ab Freitag im Kino), den ersten Solofilm des schnellen Superhelden aus „Batman vs. Superman: Dawn of Justice“, „Suicide Squad“ und „Justice League“.
Tatsächlich fängt „The Flash“ inspiriert an, punktet mit ein paar originellen Einfällen, beginnt bald zu nerven und erschlägt sich schließlich selbst im finalen Schlachtengetümmel.

Bereits im Vorfeld erhielt „The Flash“ unerwünschte Publicity. Der nicht-binäre Hauptdarsteller Ezra Miller hatte mit erratischem und gewalttätigem Verhalten für eine Reihe von Skandalen gesorgt, sich in Behandlung begeben und die Öffentlichkeit gemieden. Nun ist Miller gleich zweifach zurück – in einer pfiffigen Doppelrolle.

Neurotischer Nerd

Im bürgerlichen Leben nennt sich The Flash Barry Allen und arbeitet als Forensiker. Wie fast alle Superhelden leidet auch er an einem Trauma: Seine Mutter wurde ermordet, sein Vater fälschlicherweise dafür eingesperrt. Barry ist ein neurotischer Nerd und glücklos bei den Frauen. Als The Flash jedoch verwandelt er sich in einen roten Pfitschipfeil und greift eindrucksvoll seinen Justice-League-Kollegen unter die Arme, allen voran Freund Batman. So droht beispielsweise ein Krankenhaus in sich zusammen zu stürzen und eine Abteilung mit Neugeborenen zu verschütten.

Sofort ist Barry zur Stelle: In einer gewitzten Zeitlupen-Sequenz wirbeln Babys, Krankenschwester und Therapiehund wild durcheinander. Zwischen zwei Bissen Schoko-Riegel beginnt Barry lässig, die Babys auf einer Tragbahre zu sortieren – eines wird aus Platzgründen in der Mikrowelle aufbewahrt – und gemeinsam mit dem Hund sicher auf den Boden gebracht. Nicht nur die Babys finden den Sturzflug überraschend lustig.

Disco-Kugeln

Dann kommt Barry eine zündende Idee: Was, wenn er – schneller als die Lichtgeschwindigkeit – in die Vergangenheit flitzt, den Tod seiner Mutter verhindert und dann flugs in die Gegenwart zurückkehrt?

Gedacht, getan.

Ezra Miller  in „The Flash“ von Regisseur Andy Muschietti; im Hintergrund fliegt Sasha Calle als Supergirl

©Warner

Barry transportiert sich im rot eingefärbten Rausch der Spezialeffekte vor den Tod seiner Mutter zurück, bleibt aber in einer Zeitschleife hängen und trifft auf sich selbst – im Alter von 18.

Der „andere“ Barry ist ein ziemlicher Dodel und geht mit seiner penetranten Art nicht nur dem Superhelden-Barry auf die Nerven. Zwar beweist Ezra Miller in seiner Doppelrolle schauspielerische Bandbreite, trotzdem erschöpft sich die Komik schnell. Auch der Sprung ins Multiversum bringt Nachteile. Immerhin sorgt er für ein bärtiges Comeback von Michael Keaton – doch ab dann zerfleddert die Handlung in einfallsloser, bombastischer Action. Der Weltenkrieg gegen General Zod sieht aus wie der Kampf kollidierender Disco-Kugeln, gespickt mit leeren Cameo-Auftritten.

Wie sagt doch Batman so weise? Das Multiversum ist wie ein Teller voller Spaghetti: Ein wildes Durcheinander.

Alexandra Seibel

Über Alexandra Seibel

Alexandra Seibel schreibt über Film, wenn sie nicht gerade im Kino sitzt.

Kommentare