Filmkritik zu "Empire of Light": Wie die Liebe zum Kino (nicht) aussieht
Eine alleinstehende Frau und Mitarbeiterin eines Kinos kämpft im Thatcher-England mit Depressionen. Mit Olivia Colman
Im Jahr 1981 war das Kino in einer britischen Kleinstadt an der Ostküste noch günstig: Für einen Besuch im „Empire“, einem etwas abgeschabten Art-Deco-Traum in rotem Plüsch, zahlt der Erwachsene für ein Ticket knapp zwei Euro.
Hinter dem Schalter sitzt Hilary, eine einsame Mittvierzigerin mit psychischen Problemen. Flankiert wird sie von ihren Arbeitskollegen in Uniform, die den Kinobesuchern die Karten abreißen. Als ein junger Emigrant namens Stephen von den karibischen Inseln im Kino zu arbeiten beginnt, entspinnt sich eine zarte Affäre zwischen den beiden, von der klar ist, dass sie keine Zukunft hat.
Regisseur Sam Mendes („American Beauty“) hat (erstmals allein) das Drehbuch zu „Empire of Light“ geschrieben und als einen Tribut an seine Mutter bezeichnet. Auch von einem „Liebesbrief ans Kino“ ist vielfach die Rede, allerdings lässt sich kein tieferes Gefühl jenseits der Sentimentalität finden – weder was die Liebe zu Hilary, noch die zum Kino betrifft.
Olivia Colman („The Crown“) zählt zu den herausragenden Schauspielerinnen des britischen Kinos: Wenn eine weiß, wie man Publikum Empathie abringt, dann sie. Auch hier spielt sie ihre Rolle als zerquälte Hilary mit Hingabe, doch Mendes schafft es trotzdem nicht, seiner Figur eine innere Welt jenseits des Klischees von der „alleinstehenden Frau“ zu verpassen.
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Auch die rassistischen Übergriffe auf Stephen bleiben als tragische Ereignisse seltsam unvermittelt im Raum stehen. Tatsächlich großartig sind die schwebenden Bilder von Vorzeige-Kameramann Roger Deakins: Er weiß, wie die Liebe zum Kino aussieht.
INFO: GB/USA 2022. 115 Min. Von Sam Mendes. Mit Olivia Colman, Micheal Ward, Colin Firth.
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