Regisseur und Hauptdarsteller Franck Dubosc übt mit seiner Nachbarin (Marie-Philomène Nga) den kongolesischen Rumba

Filmkritik zu "Die Rumba-Therapie" Kettenraucher mit Hüftschwung

Sanfte Tragikomödie um einen einsamem Mittfünfziger, der einen Tanzkurs macht, um seine Tochter kennenzuleren

Wenn das Abenteuer einmal Pause macht, besucht der Mensch gern einen Tanzkurs. Ganz besonders in Kinofilmen.

Rhythmische Bewegung zur Musik macht müde Helden munter. Ein leidenschaftlicher Tango, beschwingter Salsa oder flotter Quickstepp wecken die Lebensgeister und bringen Schwung in die Handlung. Neues Körpergefühl erwacht. Stress wird abgebaut, Einsamkeit überwunden. Paare finden (wieder) zusammen. Die Karten werden neu gemischt.

Eine Veränderung seines Lebens benötigt auch der eiserne Einzelgänger und resche Mittfünfziger Tony. Von Beruf Schulbusfahrer, raucht er die erste von vielen Zigaretten bereits um sechs Uhr in der Früh. Seinen Lebenstraum, nach Amerika auszuwandern, hat er sich nicht erfüllt. Zum Ausgleich übt er mit den Schulkindern im Bus Englischvokabeln: „Son of a Bitch – Sonne am Strand.“

Eines Tages findet sich Tony – nach einem Herzinfarkt auf der Toilette – im Spital wieder. Die Lage ist ernst. Das merkt er schon allein daran, dass sein Arzt von Michel Houellebecq gespielt wird, der hintergründig zu ihm sagt: „Sterben kann jeder, aber leben ist schwer.“

Tony nimmt sich diese Weisheit zu Herzen und sucht nach seiner ihm unbekannten Tochter Maria, die er, gemeinsam mit der Mutter, vor zwanzig Jahren sitzen gelassen hat. Und weil die Tochter Tanzlehrerin geworden ist und lateinamerikanische Tänze unterrichtet, schreibt sich Tony unter falschem Namen in ihre Tanzklasse ein.

Michel Houellebecq als Arzt in "Die Rumba-Therapie"

©Filmladen/ARNAUD_BORREL

Tanzen in Socken

Der französische Schauspieler und Komiker Franck Dubosc hat bei der sanften Tragikomödie nicht nur Regie geführt, sondern auch die Rolle des Tony übernommen. Dessen etwas überkommenes Männerbild zwischen Kettenrauchen und Cowboystiefel trägt Dubosc mit stoischer Würde – bereit, zur Zielscheibe der Komik zu werden.

Franck Dubosc (Mitte) geht Rumba tanzen: "Die Rumba-Therapie"

©Filmladen/ARNAUD_BORREL

Der leise Spott, der ihm entgegenschlägt schlägt, bliebt unüberhörbar: Dass die schwarze Nachbarin den „Rumba im Blut“ haben soll, muss er sich erst einmal abgewöhnen. Auch klappernde Steppschuhe im Tanzsaal bewähren sich nicht; dann doch lieber in Socken – für Männer wie ihn ein Albtraum. Aber Tony macht trotzdem Fortschritte – nicht nur beim Rumba. Vorhersehbar, aber doch in ihrem eigenen Rhythmus, nähern sich Vater und Tochter an. Der gemeinsame Tanz gibt den Takt vor – begleitet von der Musik des gutmütigen Humors.

INFO: F/BEL 2022. 102 Min. Von und mit Franck Dubosc. Mit Louna Espinosa, Jean-Pierre Darroussin, Michel Houellebecq.

Alexandra Seibel

Über Alexandra Seibel

Alexandra Seibel schreibt über Film, wenn sie nicht gerade im Kino sitzt.

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