Filmdreh: Wenn Netflix Wien explodieren lässt
18 Tage lang kommt es auf der Donauplatte zu Ausnahmesituationen mit Handgranaten, Stunts und Helikopterflügen. Der zweite Teil eines Action-Films wird zwischen DC Tower und der Donau gedreht
Homeoffice ist auf der Donauplatte zwischen den Hochhäusern von Strabag und DC-Tower derzeit nicht so beliebt. Viele wollen zurück ins Büro. Trotz Handgranaten und Schießereien.
„Wegen eines Filmdrehs mit dem Thor-Schauspieler wird es hier zugehen“, erzählt eine Dame in der Bäckerei in der Donau-City-Straße. „Wir wurden per Mail informiert, im Büro sind alle nervös, keiner will die Action verpassen“.
Anrainer, bitte warten
Der Schauspieler, von dem sie spricht, heißt Chris Hemsworth, der sogar schon mal zum „Sexiest Man alive“ gekürt wurde.
2021 verkündete Streamingdienstanbieter Netflix, dass der Action-Film „Tyler Rake: Extraction“ mit 99 Millionen Views die meistgesehene Eigenproduktion aller Zeiten war. Und so verwundert es nicht, dass man eine Fortsetzung dreht. Wunderlich ist jedoch, dass es hier mitten in Manhattan von Wien, neben und in der Garage vor dem Eingang zu Österreichs höchstem Gebäude, dem DC-Tower, stattfindet.
Gedreht wird seit gestern bis zum 14. Februar. Jeweils von 7 bis 18 Uhr müssen die Menschen mit Kinoflair – etwa in Form von Explosionen – und mit Sperren vor der Tür rechnen. Wenn gerade gedreht wird, kann es zu Wartezeiten von bis zu 20 Minuten kommen. Anrainer und Büromitarbeiter wurden mit Aushängen in den Häusern über alternative Wege informiert.
Der letzte Stock im Tech-Gate-Tower wurde für die Maske und die Haare des Sets eingerichtet. Die Garage des DC-Towers wurde für den Dreh geschlossen, genauso wie die Geschäfte Palmers und Bipa.
Und Action
Dreh in Wien
Rund 600 Personen aus nationalen und internationalen Teams sollen am Dreh von 28. Jänner bis 14. Februar 2022 involviert sein
Herausforderung
Stunts und Drehorte mit Rauchentwicklung wird es geben. Anrainer und anliegende Büros wurden darüber informiert.
Verfolgungsjagd
25 Spielfahrzeuge und 100 Teamfahrzeuge wurden zusätzlich registriert.
Die Bäckerei wird abgedeckt, bleibt aber offen. Die Kinder aus dem Kindergarten nebenan wurden ausquartiert, die Eltern erhalten über 100 Euro pro Tag, quasi als Schadenersatz.
Dass die Kinder nicht da sind, wird gut sein. Im ersten Teil von Tyler Rake gibt es Schockmomente: Ein Kind wird im Film etwa von einem Haus geschmissen, einem anderen in den Kopf geschossen.
Rake ist der melancholische Held, der von Schicksalsschlägen gezeichnet tödliche Aufträge annimmt. Im ersten Teil schafft er die Mission, den von einem indischen Drogenboss entführten Sohn aus den Armen des bengalischen Drogenbosses zu retten. Dafür müssen viele sterben, so wie auch der Held selbst.
Aber mit dem Hashtag #Rakelives (Rake lebt, Anm.) und einem Trailer hat Netflix klargestellt: So tot ist er wohl doch nicht. Ein vom Regisseur gepostetes Video von den Drehaufnahmen in Prag zeigen, dass es weitergeht.
Wienerisch, na ja!
Nach Prag ist die nächste Station nun eben Wien: Ein Markt mit schwarzen Holzhütten wurde von einer tschechischen Firma aufgestellt. In einer Hütte sollen Suppen verkauft werden, in einer andere Blumen, ein Stand erhält das Schild „Tourist-Info“ und ein weiteres wird ein Wiener Brezel-Stand. Schade nur, dass die Brezel nicht wirklich Wiener, sondern Münchner Tradition sind.
Dennoch freut sich Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner: „Durch Social-Media-Postings der Stars wird die Reise-Inspiration für unsere Stadt verstärkt“.
Fünf Millionen Euro sollen die Drehtage Netflix kosten. Für die Produktion soll es allerdings auch eine Förderung geben. „Seit drei Monaten wird alles für diesen Film vorbereitet, die Fördersumme ist aber noch nicht genehmigt“, sagt dazu Arie Bohrer, Chef vom Filmstandort Austria. Über ihn sei die Abwicklung gelaufen, bei den Drehgenehmigungen hat die Film Commission Vienna unterstützt.
Für Wien sei der Dreh auf jeden Fall ein Gewinn: „Meistens wird normal in der Innenstadt gedreht, die Location in der Donaustadt wurde aber ausgesucht wegen dem 250 Meter hohen Tower und der Verbindung zum Wasser“, sagt Marijana Stoisits, Chefin der Vienna Film Commission.
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