Die Mönchsberggarage: Das Salzburger Basislager
Sie ist Ankunfts- und Wegfahrort, Garderobe und Hotelzimmer, sie ist stickig heiß und wunderbar kühl: Was wäre ein Salzburgbesuch ohne Mönchsberggarage?
Salzburg riecht, auf ganz spezielle Art, nach nassem Felsen. Es ist der Geruch jedes Festspielsommers, und sein Ursprung ist ein Ort, der anderswo keine Rede wert wäre. Hier aber prägt dieser Ort – eine Garage! – das Stadt-, ja, das gesamte Festspielerlebnis.
Nie sonst weiß man die Zauberkraft der Auto-Navigationssysteme so sehr zu schätzen, wie beim Kurssetzen quer über die Salzburger Hinterseite punktgenau bis zur Einfahrt der Mönchsberggarage. Und wenn man dann richtig eingefädelt hat und kein rotes Ampellicht die Garage als voll ausweist (ein Albtraum für den sofort völlig verlorenen Besucher!), dann ist man an einem nicht nur räumlich zentralen Ort angekommen: Die Mönchsberggarage ist, keine Übertreibung, eine kleine Welt, an der die nur wenig größere Festspielwelt ihre Probe hält.
Wunderbar frisch im Abgang
Diese kleine Welt wurde direkt in den großen Felsen gebohrt – diesfalls kein Gipfel auf dem Berg, sondern ein Basislager für den Städtetouristen in seinem Inneren. Sie spuckt den Angekommenen kurzerhand in die Kulturstätten hinein oder in die Altstadt hinaus, und sie darf, das haben die Salzburger gerade beschlossen, ja nicht größer werden. Sie vereint alle Klimazonen der echten Welt in sich, von Saharasauna bis „ah, wie angenehm kühl“ – und hier ist es nicht, wie in der Hölle, weiter unten heißer, sondern weiter oben.
Gäbe es so etwas wie Garagensommeliers, die Mönchsberggarage würde bei diesen so hoch gehandelt, so schmuckvoll beschrieben (heiß, aber wunderbar frisch im Abgang) wie die besten Roten.
Diese Garage ist ein Ort, an dem zwar kein Handyempfang, dafür aber oft mehr Leben ist als im Rest der Stadt: Die Salzburgbesucher erledigen hier noch letzte Aufrüstungen und Entleerungen.
Hier wechselt man rasch in die unbequemen Schuhe, wenn nicht gar überhaupt erst in die Abendgarderobe: Vom Tagesausflug an den umgebenden Seen oder Gipfeln schmählich underdressed kommend, werfen hier die Besucherinnen und Besucher vor jeder Festspiel-Vorstellung im Schutz des dicken Schlittens Hemden über, zippen Abendkleider mit Hilfe des Mitfahrers zu, binden komplizierte Knoten. Manch’ einer – auch manch wichtiger einer! – hat, so erzählt man sich, vor der „Zauberflöte“ oder dem „Jedermann“ hier sogar noch rasch ein Nickerchen eingeschoben.
Es gibt viel Schönes in Salzburg und immer wieder auch bei den Festspielen – aber eine kleine, feine Zugabe ist es immer, sich das Garagenticket nach einer Konsumation, bei den Kartenabreißern oder sonst wo entwerten zu lassen – dadurch wird es nicht ungültig, sondern günstiger, ein Mini-Privileg. Und diese Garage bietet noch ein anderes gutes Gefühl: Nach getaner Zuschauerarbeit, mit Mozartkugeln im Bauch, wenn das Navi wieder arbeitet, um den verzwickten Weg zur Autobahn zu finden, verlässt man schon dann die Stadt, wenn man aus der Mönchsberggarage hinausfährt.
Kommentare