Dialektreiche "Häschenschule" ohne "das typische Synchro-Deutsch“

„Die Häschenschule“. Ein Animationsstudio mit Sitz in Wien sorgt für eine österreichische Dialektfassung der „Jagd nach dem Goldenen Ei“ im Kino.

Mit lustigen Versen von Albert Sixtus und altmodisch-lieben Illustrationen zählt die „Häschenschule“ schon zu den Klassikern. Mithilfe moderner Animationstechniken wurden die alten Hasen inzwischen fit für die heutige Welt gemacht. Schon mit „Die Häschenschule – Jagd nach dem Goldenen Ei“ hatten die Filmemacher die seit Generationen beliebten Bilderbücher erfolgreich entstaubt. Als witzig-possierliches Trickfilm-Abenteuer mit sprechenden Tieren in quietschbunter Optik läuft nun ein zweiter Teil der „Häschenschule“ in den Kinos.

Sogar in einer österreichischen Dialektfassung. Ganz nach Hollywoodmanier sind es auch hierzulande prominente Stars, die den kleinen Tieren ihre großen Stimmen leihen, wie Senta Berger, Friedrich von Thun, Ulrike Beimpold, Katharina Straßer und Markus Freistätter.

Der Grund für diese „Österreichfassung“ ist das von Dunja Bernatzky und Kris Staber gegründete Trickfilmstudio „arx anima“ – mit Sitz in Wien. Dessen Werke laufen bereits seit Jahren erfolgreich in Kinos, im Fernsehen und auf Festivals auf der ganzen Welt. Sogar auf Disney +, Netflix und dem Cartoon Network.

Gehört nicht auch eine große Portion Wahnsinn dazu, gegen die große Konkurrenz von amerikanischen und auch japanischen Trickfilmstudios auch eines in Wien zu beginnen?

Kris Staber: Das ist uns einfach passiert. Zuerst haben wir nur kleine Werbefilme gemacht und dann Animationsserien wie „Talking Tom“ für den amerikanischen Markt. Damit sind wir Schritt für Schritt immer mehr gewachsen.

Dunja Bernatzky: Durch „Talking Tom“ haben wir alle Entwicklungsstufen der Animation kennengelernt.

Kris Staber: Wir haben vom ersten Strich mit dem Zeichenstift bis zum fertigen Film alles selbst gemacht. Das war alles supermühsam und wir haben erst im Laufe der Arbeit erfahren, dass sich kein Studio antut, alles unter einem Dach zu machen. Dazu werden Einzelaufträge an Animationsfirmen auf der ganzen Welt vergeben – hauptsächlich in Asien. Auf jeden Fall in Billigländer. In Österreich zu arbeiten ist teuer – aber wir haben mit unserer detailgenauen Planung die Kosten im Rahmen halten und trotzdem mit der internationalen Qualität Schritt halten können. Und damit haben wir auch die „Häschenschule“ geschafft.

©Constantin
Es fällt auf, dass in Trickfilmen meist sprechende Tiere die Hauptrollen spielen, aber seltener Menschen. Ist es komplizierter, Menschen zu animieren als Tiere?

Dunja Bernatzky: Nein. Tiere sind da fast noch schwieriger, weil die Bewegungsabläufe in genauso viele Einzelbilder aufgelöst werden müssen und dazu noch die Eigenheiten des Tieres erkennbar bleiben müssen. Aber da man bei einem Animationsfilm auch Märchen und Mythen wahr machen und Tiere sprechen lassen kann, will vor allem das jugendliche Publikum Kreaturen sehen, die es in der Realität nicht gibt.

Wie sind Sie darauf gekommen, eine Österreichfassung der „Häschenschule“ herzustellen?

Dunja Bernatzky: Ich war und bin ein großer Fan vom „Schweinchen Babe“, in dem alle Tiere des Bauernhofs in einem anderen Dialekt gesprochen haben. Das war 2004 – und seither hat es keinen österreichischen Kino-Animationsfilm gegeben. Auf der einen Seite ist immer davon die Rede, dass man die österreichischen Dialekte pflegen will, damit die Kinder nicht mit dem typischen Synchro-Deutsch aufwachsen, und andererseits gibt es keine Förderungen dafür. Also haben wir es einfach einmal versucht.

Österreich kann als Filmland ja nur deshalb funktionieren, weil es die Filmförderung gibt. Haben Sie als Animationsstudio da auch Zugang?

Kris Staber: Sehr langsam kommt es auch hierzulande zu einem Bewusstsein dafür, dass der Animationsfilm aus dem zeitgenössischen Filmschaffen nicht mehr wegzudenken ist. Aber es ist nach wie vor schwierig, dafür auch österreichische Gelder zu bekommen. Trotzdem wollen wir ein österreichisches, ein europäisches Animationsstudio bleiben.

Von Gabriele Flossmann

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