Bond-Girl Caterina Murino: "Daniel Craig war ein guter Küsser"

Als Teenager wurde Caterina Murino für ihr Aussehen verspottet. Im Interview erzählt sie, wie sie Rache nahm.

Als schöne Solange hinterließ Caterina Murino in "Casino Royale" einen unvergesslichen Eindruck. Im ersten Bond-Film von Daniel Craig kreierte sie außerdem mit einem Ritt auf einem weißen Pferd über den Strand eine ikonische Szene. Bei der Eröffnung der Bond-Ausstellung "007 Action" in der Metastadt, Wien, war Murino zu Gast.

Wie blicken Sie 18 Jahre später auf Ihr Abenteuer als Bond-Girl zurück? 

Manchmal denke ich, das war gar nicht ich damals. Sondern eine andere, die das Casting gewann und auf die Bahamas geflogen wurde. Es war ein magisches Geschenk. Mit Bond begann ein völlig neues Leben. Ich erhielt die Chance, die Welt zu sehen, andere Kulturen kennenzulernen. Das war das schönste Geschenk.

Dabei wäre Ihr Traum beinahe geplatzt. 

Am Tag vor dem Vorsprechen hatte ich einen schweren Reitunfall. Ich verletzte mich am Rücken, bis heute macht meine Wirbelsäule Probleme. Eine rechte Rippe war gebrochen. Ich rief meinen Agenten an und sagte das Casting ab. Erst meine Mutter überredete mich, doch hinzugehen.

Unter Schmerzen?

Starken Schmerzen. Aber statt ein hübsches Kleid und High Heels anzuziehen, wie geplant, trug ich Tennisschuhe und Leggings. Ich konnte mich kaum bewegen. Danach half mir ein Osteopath, einen Monat später ging es wieder halbwegs. Da erhielt ich auch die Chance auf ein weiteres Vorsprechen in London – und bekam die Rolle. 50 Jahre lang kam bei Bond kein Pferd vor – und dann just bei mir. Seltsam! Beim Dreh der Reitszene hatte ich schreckliche Angst. Aber ich ließ mich nicht doubeln, das bin ich am Pferd.

Welchen Eindruck machte Daniel Craig auf Sie? 

Es war sein erster Bond-Film. Er war noch nicht so berühmt wie heute. Er war ein guter Küsser. Ich weiß nicht, ob sich das geändert hat in der Zwischenzeit. Es gibt Dinge, die ändern sich nicht.

Haben Sie ihn je wiedergesehen?

Ich habe ihn nicht mehr wiedergesehen. Aber ich nehme an, er ist ein anderer geworden nach all den Erfolgen. Damals, glaube ich, schien er ein wenig gestresst, wenn ich das sagen darf. Auf seinen Schultern lastete riesige Verantwortung, weil er der neue Bond war. Und die Presse war nicht nett zu ihm. Er wurde als zu blond, als zu rau runtergemacht. Ich sagte schon damals: Das werdet ihr noch bereuen. Und ich hatte recht.

Wie mögen Sie Craigs neuen Look mit den langen Haaren?

Ich sah ihn so bei den Filmfestspielen in Venedig, mir gefällt es. Er kann alles tragen.

Hätten Sie je gedacht, dass Sie einmal ein Bond-Girl sein würden?

Auf keinen Fall. Schon gar nicht am Tag nach meinem Reitunfall. Das lag dermaßen außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass ich nie gewagt hätte, das anzudenken. Zumal ich als Jugendliche für mein Aussehen verspottet wurde und man mir hässliche Spitznamen gab.

Kaum denkbar. Was war passiert?

Doch, es ist wahr, ich zeige Ihnen gern ein Foto. Ich war dick, mein Körper machte zwischen Volksschule und Studium einfach einige Veränderungen durch. Es passieren schreckliche Dinge in den Schulen, da werden oft Leben zerstört. Aber keine Angst, das Leben nimmt Rache. Mein Rat ist: einfach abwarten, die Rache wird kommen.

Casino Royale: Caterina Murino mit "Bond" Daniel Craig

Erst wird geküsst, dann gekillt: Caterina Murino und Daniel Craig auf Tuchfühlung im Bond-Abenteuer "Casino Royale" (2006)

©imago/Cinema Publishers Collection

Sie gewannen dann einen Schönheitswettbewerb und wurden Miss Sardinien. Eine ziemlich gelungene Rache. 

Ja, aber man richtet sein Leben ja nicht allein nach seinem Körper aus. Ich verbringe mein Leben nicht mit einem Spiegel in der Hand. Im Inneren bin ich immer noch das kleine Mädchen, das in der Schule gehänselt wurde. Das wird immer ein Teil meines Lebens bleiben.

Hatte ein Bond-Girl zu sein mehr Vorteile oder Nachteile? 

Früher hieß es, ein Bond-Girl zu sein, killt deine Karriere. Schon vor 18 Jahren sagten die Leute mir, du weißt, deine Karriere ist jetzt vorbei. Doch ich wusste, ich hatte eine Karriere vor Bond – wenngleich auf einem anderen Level – und ich werde eine danach haben. Ich sehe nicht ein, warum jetzt alles vorbei sein soll. Viele tolle Schauspielerinnen wurden inzwischen von tollen Regisseuren für Bond-Filme ausgewählt. Mit "Casino Royale" und etwa Judi Dench fing es an.

Sind Bond-Girls heute noch zeitgemäß?

Früher waren die Girls Requisiten für Bond. Das war einmal. Eva Green hat einen Charakter geschaffen, der Bond ebenbürtig war. Seine Chefin war eine Frau, Judi Dench. Bond-Girls gibt es nicht mehr. Die Bond-Reihe ist deshalb so lange erfolgreich, weil sie sich der Realität anpasst – und nicht Ansichten aus den Sechzigern verpflichtet bleibt.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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