
Blumen, die keine sind: Die schönsten täuschend echten Kunstwerke
Blumen sind nicht nur Botschaften der Liebe. Einige der poetischen Kunstwerke sind aus echten Blüten, aber die meisten sind aus Papier, Stoff und recyceltem Plastikmüll.
Blumen kann es nie genug geben. Egal ob natürliche Wiesenblumen oder kostbar gezüchtete Rosensorten, ihre Blütenpracht lässt Freude in uns aufsteigen, ihr Duft verströmt pures Glück.
Was aber tun, wenn die Flower-Power aufgrund der Jahreszeiten nicht ganz so prächtig ist? Alles kein Problem, dürften sich jene Künstler gedacht haben, die ihr Lebenswerk unter die botanische Schirmherrschaft gestellt haben und tagein, tagaus Blüten produzieren.
Ihre kunstvollen Blumenbouquets, -Installationen, Gestecke oder floralen Accessoires stammen dabei nicht immer von der Wiese. Sie sind aus Seide, Papier oder recycelten Materialien, ihren echten Vorbildern täuschend nachempfunden.

Katya Hutters Blumenarrangements sind aus echten Blüten.
©Cher van Pelt @chervpManchmal wandern sogar welke Blütenblätter nicht in den Biomüll. Denn einige Künstler achten auch auf Nachhaltigkeit bei den Arbeitsprozessen. Wie zum Beispiel die polnische Künstlerin Anastasia Kovaleva.

Collage aus getrockneten Blütenblättern von Anastasia Kovaleva
©anastasia kovalevaSie setzt eine spezielle Presse zum Trocknen ihrer Blumen ein, was bis zu fünf Wochen dauern kann. Manchmal wendet Kovaleva aber gerne noch Praktiken an, die sie aus Kindertagen kennt und presst die Blüten zwischen den Seiten alter Bücher.
Die Polin verbindet das traditionelle japanische Handwerk Oshibana mit zeitgenössischer Collagenkunst und kreiert zarte Blumenbilder aus getrockneten Pflanzen, Laub und anderen organischen Materialien, die sie rund um Warschau findet. "Ich möchte die Menschen darauf aufmerksam machen, dass aus etwas Alltäglichem ein Kunstwerk werden kann", so die Grafikdesignerin.

Collage aus getrockneten Blütenblättern von Anastasia Kovaleva
©anastasia kovalevaPapier, Seide und Plastikmüll
Die Papierblumen von Signe Elisabeth Scharling sehen wiederum fast so aus, als würden sie duften. Dabei hat die ehemalige Psychologin aus Kopenhagen ihre Leidenschaft für Papierblumenkunst eher zufällig entdeckt: durch eine Papierpfingstrose auf Pinterest. Ohne professionelle Ausbildung entwickelte Scharling eine eigene Technik aus Krepppapier, Stahldraht und handaufgetragenen Farben.

Die Blumen von Signe Scharling sind zarte Kunstwerke aus Papier
©Signe Scharling PapirkunstJedes Teil der Blumenskulpturen, von den Staubgefäßen bis hin zu den feinsten Details, besteht aus Papier und Klebstoff, nur die Stiele sind aus papierummanteltem Draht. Absichtlich imperfekt stellt sie ihre Blüten zur Schau, um an die flüchtige Schönheit echter Blüten zu erinnern.

Die Blumen von Signe Scharling sind zarte Kunstwerke aus Papier
©Signe Scharling Papirkunst"Es macht mich glücklich, schöne Dinge zu schaffen", sagt sie und gibt ihr Know-how heute in Workshops weiter.
Skulptural und voller Poesie wirkt wiederum der Blütenschmuck von Katya Hutter. Die Holländerin wurde von der bunten Blumenvielfalt eines Blumenmarkts in Aalsmeer für ihren Beruf inspiriert.

Katya Hutters Blumenarrangements sind aus echten Blüten. Auch die auf dem Foto ganz oben
©Cher van Pelt @chervpKurz entschlossen zog sie nach Paris, um von dem japanischen Meisterblumendesigner Atsushi Taniguchi zu lernen, dass jede einzelne Blume volle Aufmerksamkeit verlangt, um ihre Schönheit zu erkennen. Hutter stattet auch Hochzeiten aus und will mit ihrer floralen Kunst Respekt vor der Natur vermitteln.

Séverina Lartigues Blumen sind aus Stoff und recycelten Materilien
©Séverina LartigueDrei Veilchen für ein Kleid waren wiederum ausschlaggebend für Séverina Lartigues Berufswahl. Als die Pariserin als Mädchen Kunstblumen suchte, war sie von dem Geschäft und der Stoffblumenwelt so fasziniert, dass sie beschloss, selbst welche zu kreieren. Sie studierte bei Kunsthandwerkern und bekam 2022 vom französischen Kulturministerium den Titel Maître d’art verliehen.

In der Skulptur Ève aus Seide und Perlen, von Séverina Lartigue und Martin Préault wurde auch eine alte Getränkedose eingearbeitet
©Franck LeboulengerHeute ist Séverina die letzte unabhängige Herstellerin luxuriöser Kunstblumen in Frankreich. Da sie eine traditionelle Technik zur Kunstblumenherstellung anwendet, braucht sie Werkzeuge, die heute nur schwer zu finden sind und kauft sie deshalb auf Vintage-Märkten auf. Auch sie setzt Re- und Upcycling ein, etwa eine alte Getränkedose in der Skulptur Ève.
Sieht man die bunten Blumensträuße von William Amor genauer an, stellt sich heraus, dass jedes Stück aus wiederverwendetem Plastikmüll besteht.

William Amors Blüte ist aus recyceltem Plastikmüll
©Les créations messagèresDer Franzose gründete Les Créations Messagères, um das Bewusstsein für Umweltprobleme zu schärfen, indem er weggeworfenes Plastik in zarte Blumenwerke verwandelt. Seine Pariser Werkstatt ist eine Mischung aus botanischem Labor und Schmuckwerkstatt, in der er seine fantastischen, preisgekrönten Müll-Kreationen für die Catwalks von Balenciaga bis Lancôme herstellte.

William Amors Blüten sind oft aus recyceltem Plastikmüll
©Les créations messagères"Für mich sind Abfälle Samen, aus denen Schönheit entsteht", sagt er und will damit Über-Konsum reduzieren. Das Künstlerduo Nicole Driessens und Ivo van den Baar von Wandschappen war wiederum zu einer Ausstellung in der Hommes-Galerie in Rotterdam eingeladen. Dafür entwarfen die beiden neun schwarze Filzpflanzenskulpturen für die neun Fenster der Galerie, um eine visuelle Verbindung zwischen dem Inneren und dem Äußeren herzustellen. Heute ziehen ihre Filzpflanzenskulpturen Kunden aus allen Teilen der Welt an.

Monochrome Skulptur aus Wollfilz von Nicole Driessens & Ivo van den Baar von Wandschappen
©Wandschappen
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