Aus der Zeit gefallen: 15 kuriose, altmodische Lifehacks
Den Boden mit Milch reinigen oder doch die Feinwäsche mit Eiweiß, Honig und Gin waschen: Andere Zeiten, andere Sitten. Das sind die seltsamsten Tipps und Tricks aus früheren Tagen, die mehr oder weniger zurecht der Vergangenheit angehören.
Wir kennen unzählige Lifehacks aus dem Internet. Ob nun Klarsichtfolie in den Kühlschrank geben, den Kartoffelschäler zum Zwiebelschneiden benutzen oder doch mit Tee die Fenster putzen – sobald man nach ihnen sucht, stößt man auf ein Potpourri an gut gemeinten Tricks. Besonders die Videoplattform TikTok ist für mal mehr, mal weniger nützliche Tipps bekannt. Doch Lifehacks sind keine Erfindung der Neuzeit. Sie entstanden nicht erst durch die digitale, globale Vernetzung.
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Schon im 19. Jahrhundert gab es einige von ihnen – auch wenn sie uns heute absonderlich, ein wenig eklig oder unüberlegt erscheinen. Wir haben 15 seltsame, altmodische Tipps und Tricks für euch zusammengetragen und nehmen euch mit in vergangene Zeiten.
1. Einfaches Mittel gegen rissige Händen
Die 1811 geborene Hannah Mary Bouvier Peterson war eine amerikanische Autorin von Büchern über Wissenschaft und Küche. Die meisten ihrer Werke wurden anonym oder unter ihrem Mädchennamen veröffentlicht. In ihrem Buch 1867 "The Family Save-All“ lieferte sie ihren Lesern ein selbst entwickeltes Heilmittel gegen rissige Hände. Dazu brauchte es Folgendes: Ein Viertelpfund Schweineschmalz – zuerst mit Wasser und anschließend mit Rosenwasser abgespült; das Eigelb von zwei frisch gelegten Eiern; einen großen Löffel Honig und Mandelpaste oder Haferflocken. Die Mischung sollte schlussendlich auf den Händen verteilt und tagsüber nicht abgewaschen werden.
2. Giftiges Heilmittel gegen Erkältung
In ihrem Buch "Beauty’s Aid: Or, How to Be Beautiful“ hat die unter dem Namen "Gräfin C.“ bekannte Autorin ein Heilmittel gegen Erkältung niedergeschrieben. Die Mischung bestand aus Menthol, Kokain und Borsäure. Wobei Letzteres für den Menschen giftig ist. Denn Bor reichert sich im Körper an und wird nur langsam über die Nieren ausgeschieden. Bei einer höheren Dosierung kann es daher zu einer chronischen Vergiftung kommen. Eines muss man dabei der Gräfin C. zugutehalten: Durch das Heilmittel hat sie sich wahrscheinlich weniger Sorgen um eine Erkältung machen müssen.
3. Trick, um Haare aus dem Essen fernzuhalten
Das Werk "Miss Leslies Ladys House-Book“ liefert unter anderem Anweisungen zum Waschen, Nähen und Reinigen. Man findet aber auch einen Tipp, um zu verhindern, dass die Haare ins Essen gelangen. Leslie schlug eine einfache Lösung vor: Man soll keinen Spiegel in die Küche stellen, "da es für die Hausangestellten eine Versuchung darstellt, sich die Haare zu kämmen oder zu ordnen“. Das Küchenpersonal, so Leslie, sollte sich die Haare immer nur im eigenen Zimmer frisieren. So bleiben die Speisen frei von ihnen.
4. Fleisch retten, indem man es nach draußen stellt
Hervey J. Seaman schrieb 1899 ein Handbuch rund um das Thema Haushalt. Mit dabei waren unter anderem auch Kochtipps. Einer von ihnen stößt, gelinde gesagt, an die Grenzen der Lebensmittelsicherheit. Denn Seaman empfahl, um die Haltbarkeit von längst schlecht gewordenem Fleisch zu verlängern, es einfach nach draußen "an die kühle Nachtluft“ zu stellen.
5. Boden reinigen mit Milch und Tapeten säubern mit Brot
Im viktorianischen Zeitalter dachten manche Leute, Milch sei ein hervorragender Bodenreiniger. Und damit lagen sie gar nicht falsch. Laut English Heritage, einer Organisation, die Hunderte historische Stätte im gesamten Vereinigten Königreich verwaltet, funktioniert es tatsächlich – zumindest, wenn es sich nicht um einen porösen Steinboden handelt. Während der Pandemie haben Naturschützer versucht, die Steinböden der zu dem Zeitpunkt geschlossenen Brodsworth Hall in der Nähe von Doncaster mit drei verschiedenen Milchsorten zu reinigen: Vollmilch, teilentrahmte Milch und Magermilch. Dabei hat die entrahmte Milch am besten funktioniert. Das Team hatte ebenfalls Erfolg beim Versuch, schmutzige Tapeten mit Brot zu reinigen. Die viktorianische Taktik funktionierte am besten mit Weißbrot.
6. Apfelsaft und Salz, um gereizte Haut zu heilen
Eine beliebte Methode zur Linderung der Schmerzen bei Frostbeulen war der Einsatz von mit Salz bedeckten Apfelscheiben. Frostbeulen verursachen juckende oder blasige Hautstellen, die entstehen, wenn sich kleine Blutgefäße nach übermäßiger Kälteeinwirkung entzünden. Das Einreiben der Stellen mit dem der salzbedeckten Apfelscheibe, sollte Abhilfe schaffen.
7. Kraft der Sonne und Pflanzen nutzen, um alte Gemälde zu retten
In vergangener Zeit dachten die Menschen, alte Ölgemälde könnten restauriert werden, indem man sie mit einer feuchten Scheibe roher Kartoffeln abreibt. Oder sie direkt dem Sonnenlicht aussetzt, um Schimmel abzutöten. Die English Heritage rät allerdings davon ab, diese Tipps auszuprobieren, da sie dem Bild mehr schaden als nützen.
8. Feinwäsche mit Eiweiß, Honig, Gin und Schmierseife waschen
Im Jahr 1858 veröffentlichte Robert Kemp Philp ein Buch mit dem Titel "Inquire Within for Anything You Want to Know“ – im deutschsprachigen Raum hieß es "Über dreitausendsiebenhundert wissenswerte Fakten“. Das Buch beinhaltet unter anderem eine Anleitung, wie Feinwäsche mithilfe eines DIY-Waschmittels sauber wird. Dafür braucht es vier Unzen Schmierseife, vier Unzen Honig, ein Eiweiß und ein Weinglas voll Gin. Nach Anwendung der Mixtur sollte die Kleidung "gründlich mit einer ziemlich harten Bürste abgewaschen“, abgespült und schließlich "in recht feuchtem Zustand“ gebügelt werden.
9. Quecksilber zur Abtötung von Bettwanzen
Hausfrauen des 19. Jahrhunderts verwendeten Eiweiß aber nicht nur zum Wäschewaschen. Sie mischten es auch mit Quecksilber, um Bettwanzen abzutöten. Das flüssige Metall, das früher in Thermometern üblich war, beginnt bei Raumtemperatur zu verdampfen und verwandelt sich in farblosen, geruchslosen Dampf. Dieser kann beim Einatmen zu allen möglichen Nebenwirkungen führen.
10. Kaffeeersatz aus gerösteten Erbsen
Lydia Maria Child hat 1838 ein Werk mit Hinweisen zur Haushaltsführung veröffentlicht. Sie schlug unter anderem vor, Salz auf die eisbedeckten Eingangsstufen zu streuen und sagte, man solle sich vor dem Schlafengehen immer die Zähne putzen. Wenn die Kaffeebohnen ausgingen, riet Child dazu Erbsen zu rösten – zusammen mit in Rum getränkten Roggenkorn oder "trockenen Schwarzbrotkrusten“.
11. Ohrenschmalz gegen rissige Lippen
Child schwor ebenfalls auf die Verwendung von Ohrenschmalz bei rissigen Lippen. Laut ihr habe es die Wirksamkeit von einem Schmerzmittel – insbesondere bei Wunden, die durch Nägel oder andere lange, spitze Gegenstände verursacht wurden.
12. Mit rohem Rindfleisch im Gesicht schlafen
Laut Lola Montez‘ Buch "The Secrets of Beauty“ aus dem Jahr 1858 sollten sich Frauen jeden Abend ihre Gesichter mit hauchdünnen Scheiben vom rohen Rind umwickeln. Das sollte vor Falten schützen und einen jugendlichen Teint zaubern.
13. Hausgemachte Mischung gegen Sonnenbrand
In dem Buch "The Young Housekeepter as Daughter, Wife, and Mother“ aus dem Jahr 1869 wird eine Methode zur Bekämpfung von Sonnenbrand beschrieben. Demnach braucht es unreife Weintrauben in Wasser eingeweicht und etwas Alaun sowie Salz. Die Weintrauben müssen in Papier eingewickelt und als ganzes Bündel in heißer Asche geröstet werden. Danach muss man den Saft ausdrücken und sich jeden Morgen damit das Gesicht waschen.
14. Methode, um Sommersprossen loszuwerden
Sommersprossen waren lange Zeit verpönt. Daher gibt es einige Rezepte, um die kleinen Punkte im Gesicht loszuwerden. Gräfin C. hat in ihrem "Beauty Aids: Or How to Be Beautiful“, welches 1901 geschrieben wurde, eine Zubereitung aus Kampfer, Mandelöl und einem halben Liter Terpentin zur Entfernung empfohlen. Terpentin kann allerdings hautreizend sein und führt bei Augenkontakt auch zur Erblindung.
15. Echtheit von Butter mit Hilfe von Feuer prüfen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbargen sich in Packungen von Gallaher-Zigaretten kleine Karten mit aufgedruckten Lifehacks. Unter anderem auch einer, um herauszufinden, ob es sich bei der Butter um Margarine handelt. Gallaher empfahl die Butter auf ein Stück Papier zu streichen und es dann anzuzünden. Laut dem Texter verströmt reine Butter einen "lieblich und angenehmen Geruch“, während Margarine "einen unangenehmen Talggeruch“ absondert.
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