Fat Bear Week: Wer gewinnt die Wahl zum fettesten Bären?

Eine dicke Speckschicht ist für Braunbären im Winter überlebensnotwendig. In einem Voting wird derzeit der moppeligste Bär Alaskas gekürt.

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen, der Winter naht. Das wissen auch die Braunbären im Katmai-Nationalpark in Alaska. Bis sie sich zum „Winterschlaf“ in ihre Höhlen verkriechen, bleibt nicht mehr allzu viel Zeit. Und auch für diese lange Ruhe gilt: Gute Vorbereitung ist alles.

Diese ist bei den Bären eher kulinarischer Natur und besteht hauptsächlich darin, sich eine gesunde Speckschicht anzufressen. Schließlich zehren sie während ihrer Winterruhe ausschließlich davon, bevor sie im Frühling, deutlich erschlankt, wieder aus ihren Höhlen kommen. Bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichts haben sie dann verloren – dieses muss bis zum nächsten Wintereinbruch wieder zurück auf die Rippen. Es ist, mit anderen Worten, ein Fressen gegen die Zeit.

Fischmenü

Beschweren können sich die Katmai-Bären kaum: der durch den Nationalpark fließende Brooks-River bietet besten Sockeye-Wildlachs, der seinerseits unterwegs zu seinen Laichplätzen ist. Hinter den Bären liegen also lange Monate, in denen sie sich mit Lachs in bester Gourmet-Qualität vollfressen konnten.

Von Ende Juni bis Ende Oktober dauert die Schlemmersaison. Ist der Fluss im Juli noch voller Fische, wird es im August schon ruhiger. Die Bären ziehen an andere Angelplätze weiter. Deutlich rundlicher als noch zu Beginn kehren sie im September zurück und bedienen sich an schwachen und sterbenden Lachsen. Im Oktober kulminiert das große Fressen in der alljährlichen „Fat Bear Week“ (Fette-Bären-Woche), in der der Fetteste der Bären gekürt wird. Über 800.000 Stimmen wurden im Vorjahr im Online-Voting abgegeben.

Braunbär-Fakten

200.000 Braunbären gibt es geschätzt noch weltweit. In Europa sind es noch etwa 17.000, davon die meisten in Russland. Sie gelten als die weltweit am weitesten verbreitete Bärenart

Winterschlaf
Genau genommen halten Braunbären nur eine Winterruhe. Herzschlag und Atemfrequenz sinken deutlich ab, die Körpertemperatur nur leicht. Ausreichend genährte Bären ziehen sich früher in ihre Höhlen zurück

Publikumsvoting

Die „Fat Bear Week“ 2022 ist derzeit in vollem Gange, am 11. Oktober wird der oder die Speckigste aller Bären gewählt. Jeder kann mitmachen, das Verfahren ist denkbar einfach: Täglich werden zwei Bären zum Voting gegenübergestellt, bis am kommenden Dienstag der beleibteste und beliebteste Fettklops feststeht – es ist ein recht subjektiver Contest, wie die Betreiber gerne zugeben.

Kennenlernen konnte man die zur Wahl stehenden Pelztiere in den letzten Monaten über den Livestream, der mit den zu diesem Zweck aufgestellten Nationalparkkameras gefilmt wird.

Bärensteckbriefe

Auch auf der Webseite des Contests werden die Bären, samt Lebensgeschichte, bevorzugten Angelplätzen und hervorstechenden Charaktereigenschaften vorgestellt. Bärin 435, Holly, etwa ist mehrfache Mutter und Gewinnerin des Jahres 2019. Sie hat, laut ihrem Profil, im Frühjahr ihren derzeit letzten Nachwuchs in die Freiheit entlassen und einen „Junggesellinnen-Sommer“ hinter sich – gut für sie, denn nun ist sie, so die Vermutung, wieder trächtig.

Otis, der Vorjahreschampion, ist dafür bekannt, sich seine Lachse möglichst energieschonend zu erfischen. Bloß keine Kalorie zu viel verbrennen, lautet seine Devise. Der Erfolg gibt ihm recht: Einmal verspeiste er in einer einzigen Angelsitzung gleich 42 Lachse.

Bär 747 teilt sich nicht grundlos seine Bezeichnung mit einem Jumbojet: Mit seinen geschätzt 630 Kilo ist er einer der größten Braunbären der Welt. Wenig überraschend ist er damit am Brooks River der Boss – beziehungsweise der dominante Bär. Seine schiere Größe und der laut Steckbrief „tief-hängende Bauch“ reichen aus, dass etwaige Konkurrenten lieber Reißaus nehmen.

Noch kann man also besonders beeindruckende Schlemm-Erfolge belohnen. Die Daumen sind gedrückt.

Anya Antonius

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