Verschwenden wir mit Small Talk unsere Zeit? Das sagt die Forschung dazu
Was soll man mit Fremden besprechen? Small Talk scheint auf den ersten Blick wie Zeitverschwendung, hat allerdings positive Auswirkungen.
Hände schütteln, Bussi links und rechts und dann geht das unangenehme Hin und Her auch schon los. Small Talk ist für viele mit Angst und Zwang verbunden. Doch die Forschung zeigt, dass sich Small Talk sehr positiv auf uns auswirken kann und dass die Angst davor, dass unser Gegenüber uns nicht mag, häufig unbegründet ist. Was die Wissenschaft dazu sagt und mit welchen Methoden man gut in ein Gespräch einsteigen kann, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Wie sich Small Talk auf uns auswirkt
Eine Gepflogenheit, die man in den meisten Kulturen als Pflicht ansieht: Small Talk dient dem Gesprächseinstieg, gilt allerdings auch als verrufen, da viele ihn als zu oberflächlich ansehen. Könnten wir uns also einfach viel Zeit und Leid ersparen, wenn wir diese kurzen Gesprächsanfänge einfach aus unserem Leben streichen? Tatsächlich wirken sich diese Interaktionen laut Wissenschaft durchaus positiv auf unsere Stimmung aus. Durch eine aktuelle Studie fanden die Forschenden heraus, dass minimale soziale Interaktionen wie beispielsweise Small Talk mit Fremden oder nur wenig bekannten Personen sich sehr positiv auf die Mentalität auswirken können. Dazu untersuchten die Forschenden mehr als 60.000 Studienteilnehmende mit insgesamt zwei Stichproben. Befragt wurden sie zu Konversationen, aber auch sehr beiläufigen Interaktionen wie "Hallo" oder "Danke" zu sagen. Das Ergebnis? Alles in allem stellte man fest, dass solche kurzen Kommunikationen die Zufriedenheit der Befragten erhöhte.
Ähnliche Ergebnisse konnte man bereits in früheren Studien feststellen, die die minimalen Interaktionen unter Studierenden an der kanadischen University of British Columbia untersuchten. Eine weitere Studie offenbart, dass bereits vier Minuten Small Talk ausreichen, damit man sich seinem Gegenüber näher fühlt und dessen Persönlichkeit besser einschätzen kann. Besonders diejenigen, die man anfangs vielleicht als extrovertiert oder unnahbar einschätzt, wirken nach den vier Minuten nahbarer, man fühlte sich letztendlich lockerer im Gespräch mit ebenjenen Personen.
Die Angst vor Small Talk
Was viele zurückhält, ist Angst davor, dass die kurzen Gespräche dem Gegenüber nicht gefallen könnten oder der- oder diejenige es sogar unangenehm finden, sich zu unterhalten. Weiters befürchten viele, dass die andere Person einen nicht mag oder das Gespräch möglichst schnell beenden möchte. Die Forschung zeigt allerdings, dass derartige Sorgen völlig unbegründet und übertrieben sind.
Dennoch suchen die meisten Menschen zuerst die Schuld bei sich selbst, wenn eine Konversation etwas holpriger verläuft als geplant. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass die meisten ihre eigenen Kommunikationsfähigkeiten eher pessimistisch einschätzen. Kein Wunder also, dass viele Small Talk als unangenehm empfinden oder sich sogar davor fürchten. Allerdings steht diese Angst einem oftmals selbst im Weg, da sie Hemmungen erzeugt. Und das wiederum zeigt sich meist in den eigenen Kommikationsfähigkeiten, was die Interaktion für beide weniger erfreulich macht. Paradox, oder?
Nichts zu sagen? Diese Methoden helfen
Falls einem einmal der Gesprächsstoff fehlt - dafür haben Forschende der Harvard Business School und der University of Pennsylvania eine Lösung gefunden: Im Gespräch hilft es nämlich, die andere Person nach einem Rat zu fragen. Das lässt einen nicht, wie viele befürchten, inkompetent wirken, sondern es ist eher das Gegenteil der Fall. Je komplizierter das Problem, desto intelligenter wirkt die Person, die deswegen den anderen um Hilfe bittet. Gleichzeitig kann es beiden Personen jeweils etwas über den anderen verraten.
Eine weitere Studie der Harvard University legt nahe, dass es auch helfen kann, viele Fragen zu stellen. Das signalisiert Interesse und dadurch werden diejenigen, die viele Fragen stellen, als positiver im Kennenlerngespräch wahrgenommen. Das löst gleichzeitig das Problem, nicht zu wissen, was man von sich aus erzählen soll.
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