Warum springen Menschen in die U-Bahn, obwohl die nächste gleich kommt?

Kurz bevor sich die Türen des Zuges schließen, springen Menschen noch in die U-Bahn. Warum Menschen das machen, hat gleich mehrere Gründe.

Es scheint, dass nicht Medaillen oder die ideale Sommerfigur die Menschen zu sportlichen Höchstleistungen anspornen, sondern U- und Straßenbahnen kurz vor der Abfahrt. Viele legen einen Sprint hin – Usain Bolt ist nichts dagegen. Und das, obwohl der nächste Zug ohnehin in ein paar Minuten kommt, oder – wie bei manchen Endstationen – schon am anderen Gleis wartet. 

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Im besten Fall ärgert das den Fahrer, der eine passiv-aggressive bis aggressive Belehrung durch die Lautsprecher schickt. Oder die Mitmenschen, weil sich die Abfahrt verzögert. Im schlechtesten Fall endet das mit einem Kreuzbandriss wie beim Bekannten M., der kurz vor der Abfahrt mit vollem Anlauf in die Garnitur springen wollte. Ein Schnalzer und nichts ging mehr.

„Es ist schon sehr verführerisch. Man hat dadurch das Gefühl, man landet schneller beim gewünschten Ziel“, sagt Patricia Göttersdorfer, Expertin im Berufsverband Österreichischer PsychologInnen. Aber das sei oft nur eine Illusion. „Wenn ich laufe und ich das Gefühl habe, mich steuern zu können, komme ich mir wahnsinnig schnell vor.“ Wie wir wissen, ist die wirkliche Zeitersparnis marginal.

Dass die Mitmenschen dadurch auch weniger schnell vorankommen, ist in dem Fall egal, Stichwort Egoismus. „Das ist vergleichbar mit dem Fahren auf der Autobahn. Würden alle gleichmäßig im selben Tempo fahren, nicht rasant und dann wieder abrupt abbremsen, gäbe es keine Staus“, erklärt die klinische Psychologin. Sie schießt gleich noch hinterher: „Wir sind leider nicht geschaffen für die Herdenintelligenz.“

Frage der Freizeit

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Aber den Menschen funkt gerne auch das subjektive Zeitgefühl dazwischen: „Drei Minuten auf einem Bahnsteig zu stehen und zu warten, das ist schon eine lange Zeit.“ Es ist auch die Erfahrung, die Menschen dazu bewegt, einen Gang zuzulegen. „Man sieht, wie schnell sich ein Bahnsteig innerhalb weniger Minuten füllen kann. Das verleitet einfach zum Reinspringen“, sagt Göttersdorfer.

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Und als ob das nicht schon der Gründe genug wären: So ein Sprint nach der Arbeit bringt Würze in den schnöden Alltag. „Kann ich das, schaffe ich das? Das ist ein Thrill.“

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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