Trotz frostiger Nächte: Wer jetzt sät, darf im Mai ernten

Bestimmte Kräuter, Gemüse und Salate können bereits ins Beet, wenn man manches beachtet. Gartenprofi Wolfgang Palme weiß Rat.

Gärtnern macht glücklich. In einigen Staaten wird Gartenarbeit deshalb sogar als Therapie für Depressive von der Krankenkasse bezahlt. Da wundert es wenig, dass auch in Österreich immer mehr Menschen zu Hacke und Rechen greifen, um Garten oder Balkon zu Grünoasen und Gemüsegärten zu verwandeln.

Das merkt auch Wolfgang Palme von der City Farm Augarten in Wien – ein Erlebnisgarten mit Führungen, Workshops und Märkten. Dort startet am kommenden Freitag, 11. März, der Frühlingsjungpflanzenmarkt (siehe Infobox). Die Nachfrage nach Workshops und Vorträgen nimmt deutlich zu: „Sowohl Menschen, die noch kaum Ahnung vom Gärtnern haben, also auch Profis informieren sich bei uns “, erzählt der Experte, der an der Universität für Bodenkultur studiert hat.

Salate, Gemüse und Kräuter

Für Palme ist jedenfalls das ganze Jahr Pflanz- und Erntezeit. Im Jänner hat er bereits sein Frühbeet bestellt, jetzt im März, wo die Tage länger und die Sonne intensiver wird, ist für ihn die beste Zeit, Gemüse und Kräuter auszusäen bzw. auszupflanzen: „Paradeiser und Gurken müssen zwar noch bis Mai warten, bis sie ins Freiland gesetzt werden dürfen, aber viele Salate, Gemüse und Kräuter dürfen jetzt schon ins Beet. „Wenn ich im Mai die frostempfindlichen Gemüsepflanzen aussetze, kann ich dann schon ernten“, freut sich der Gartenexperte.

Im Jänner hat er bereits das Frühbeet bestellt, jetzt sät er ins Freiland.

©Kurier/Franz Gruber

Platz an der Sonne

Doch bevor gesät oder ausgesetzt wird, muss der Boden vorbereitet sein. Und auch der Standort ausgesucht. Denn Gemüse und Salat brauchen jetzt viel Licht. „Im Hochsommer verträgt der Salat mehr Halbschatten, weil er in der Sonne leicht verbrennen kann.“

Damit sich die Jungpflanzen wohlfühlen, brauchen sie guten Humus. Dazu muss zuerst der Boden von den Resten des Herbstes befreit werden: Altes Laub und „Unkraut“, das Palme als Beikraut bezeichnet, wird entfernt und danach der Boden gelockert.

Dabei geht der Gärtner behutsam vor: „Die Lebewesen im Boden sind unsere wichtigsten Mitarbeiter“, weißt Palme. Die will er nicht zu sehr ärgern. Er bevorzugt deshalb eine Grabegabel oder noch besser eine Doppelgrabegabel (für Kenner: Broadfork), mit der er in den Boden sticht und diesen lockert, ohne ihn zu wenden.

Ist der Boden vorbereitet, kommt der Eisenrechen zum Einsatz, mit dem eine glatte Oberfläche gezogen wird. „Ein feines Beet ist besonders für gesätes Gemüse wichtig.“

Jetzt darf begonnen werden: „Auf einem dunklen Boden wachsen Gemüse und Kräuter schneller, weil der sich in der Sonne schneller aufheizt“, sagt der Experte.

Unter einer Decke

Weil es derzeit nachts noch sehr kalt wird, arbeiten viele Gärtnerinnen und Gärtner mit einem Vlies und decken damit die Saat ab: „Damit schafft man eine geschützte Atmosphäre für die Pflanzen, weil sich die Luftschicht rund um das Grün nicht so abkühlt“, erläutert der Gartenprofi.

Wer demnächst schon erste Setzlinge aus dem Gartenmarkt kauft, dem rät Palme, diese nicht sofort ins Freie zu setzen, sondern zuerst zu akklimatisieren: „Das gilt auch für frostharte Setzpflanzen, die ja oft in Gewächshäusern gezüchtet wurden. Die Setzlinge würde ich anfangs nur tagsüber draußen lassen und in der Nacht in ein kühles Stiegenhaus stellen, sodass sie sich nach und nach an die niedrigen Temperaturen gewöhnen“, rät Palme.

Der begeisterte Gärtner hofft, dass sich noch viel mehr Menschen mit dem Gemüse- und Kräuterziehen im eigenen Garten oder auf dem Balkon beschäftigen. „Die elementaren Dinge des Lebens, wozu die Produktion von Lebensmitteln und ein biologisches Verständnis für Boden und Pflanzen gehören, kann man nicht auslagern“, ist er überzeugt.

Und er hofft, dass die Österreicherinnen und Österreich dabei lernen, die Arbeit von Bio-Lebensmittelproduzenten mehr wertzuschätzen. „Es hat etwas mit Souveränität und Krisenfestigkeit zu tun, wenn eine Gesellschaft sich selbst versorgen kann. Derzeit werden nur 55 Prozent des Gemüses in Österreich angebaut.“ Für Palme viel zu wenig – mit der saisonalen Auswahl der richtigen Gemüsearten und Sorten kann man nämlich das ganze Jahr säen und ernten.

Was jetzt raus darf

Kräuter: Petersilie , Schnittlauch, Schnittknoblauch, Dille und Gewürzfenchel  werden jetzt ausgesetzt oder gesät

Gemüse: Spinat, Karotten, Kohlrabi, Mangold,  Radieschen, Erbsen oder  Puffbohnen, die man wie Erbsen verwendet, können   jetzt ins Beet

Jungpflanzenmarkt: Setzlinge gibt es in der City Farm Augarten:  Am 11. und 18. März, jeweils 15 bis 18 Uhr;  und am  12. und 19. März, jeweils von 10 bis 15 Uhr: 

Grüne Welt: Wer mehr über die Cityfarm und übers Gärtnern wissen will, findet Infos in der „Grünen Welt“ - die nächste erscheint am 19. März in der KURIER-Freizeit
 

Kommentare