Zehn Pizzakartons hat "!Öko-Test" auf Bisphenole untersucht

Fast jede Pizza belastet: 9 von 10 Kartons enthalten Schadstoffe

Wer eine Pizza zum Mitnehmen oder vom Lieferdienst isst, schluckt außer Teig, Tomaten und Käse womöglich Chemikalien.

Bei der aktuellen Untersuchung von "Öko-Test" (Ausgabe 02/2025) bleibt einem der Bissen im Halse stecken: Die Tester hatten zehn Pizzakartons auf Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS) geprüft.

Bisphenole sind Industriechemikalien und können wegen ihrer hormonähnlichen und reproduktionstoxischen Wirkung die Gesundheit belasten. Nichts, was man zu sich nehmen möchte. Doch im Test zeigte sich, dass ein Großteil der Kartons damit belastet war.

Das Testergebnis: 

  • 9 von 10 Kartons enthielten BPA.
  • 8 Kartons enthielten BPS, das ähnliche Risiken birgt

Im Test waren die Kartons von Pizza Hut die einzigen, die weder BPA noch BPS enthielten.

Bei den meisten getesteten Kartons gingen die Chemikalien in die Pizzas über:

  • In allen getesteten Kartons mit BPS (8 von 8) wurde ein Übergang von BPS auf die simulierte Pizza festgestellt.
  • In 4 von 9 Kartons mit BPA wurde ein Übergang der Chemikalie auf die simulierte Pizza nachgewiesen.

So gelangen die Chemikalien in die Pizza

Simulierte Pizza klingt ungewöhnlich, lässt sich aber mit dem Untersuchungsdesign erklären: Die Tester hatten jeweils fünf leere Kartons bei bekannten Pizzaketten sowie bei (Online-)Großhändlern gekauft. Diese wurden zunächst in einem spezialisierten Labor auf Bisphenol A und S untersucht.

Im Anschluss gab "Öko-Test" eine Analyse beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart in Auftrag. Das Untersuchungsamt hat eine Methode entwickelt, bei der eine Pizza simuliert wird und der Übergang der Bisphenole vom Karton auf die Pizza gemessen werden kann. Deshalb sprechen die Tester von simulierter Pizza.

Die Testsimulation zeigte, dass fettige und heiße Pizzen den Übergang der schädlichen Stoffe aus dem Karton begünstigen.

Pizza sofort aus dem Karton nehmen oder eigenen besorgen

  • Lagern Sie die Pizza nicht länger im Karton: Pizzakartons sind laut Umweltbundesamt nur für kurze Zeit (etwa 30 Minuten) als Verpackung gedacht. Nehmen Sie die Pizza zu Hause sofort aus der Schachtel.
  • Nutzen Sie stattdessen Mehrwegboxen: Eine BPA-freie Mehrwegbox gebe es etwa im Onlinehandel für rund zehn Euro.

Hintergrund: Seit 20. Jänner dürfen BPA und BPS laut EU-Verordnung in Verpackungsmaterialien, die für den Kontakt mit Lebensmitteln vorgesehen sind, nicht mehr eingesetzt werden. Für Papier und Karton gilt die Verordnung jedoch nicht. Doch gerade die Bisphenole A und S können in Verpackungen aus Altpapier stecken, so auch in Pizzakartons.

Die Bisphenole gelangen "Öko-Test" zufolge über den Altpapierstrom unabsichtlich in die Kartons – und zwar über fälschlicherweise im Altpapier entsorgte Rechnungen, Parktickets oder Eintrittskarten aus Thermopapier, bei dem Bisphenole als Farbentwickler eingesetzt werden.

Pizza Hut verzichtet auf Altpapier

Für die Kartons von Pizza Hut, die einzigen unbelasteten im Test, werden Frischfasern eingesetzt, erklärte das Unternehmen laut "Öko-Test": So wurde für die innere und die mittlere Schicht des Kartons frisches Papier verwendet. Derzeit stelle man auch die äußere Schicht auf Papier ohne Recycling-Anteile um. Zum Nachteil der Nachhaltigkeit allerdings.

Behörden schätzen Bisphenole unterschiedlich ein

Geringe Mengen an BPA gelten laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) grundsätzlich nicht direkt als kritisch. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte 2023 die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) für BPA hingegen drastisch abgesenkt und beurteilt den Konsum bereits geringer Mengen als riskanter als das BfR. Für BPS gibt es bislang keine offiziellen Grenze, wie viel pro Tag aufgenommen werden darf. Empfohlen wird jedoch, die tägliche Maximaldosis von BPA auch für BPS anzuwenden.

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