Adiletten mit Socken

Pro & Contra: Adiletten mit Socken - geht das oder nicht?

Ist es schon ein Trend oder noch ein Fauxpas? Was jahrzehntelang undenkbar war, wurde unter den Jungen zur Realität. Man trägt wieder Adiletten. Noch dazu mit Socken! Zwei "freizeit"-Redakteure sind geteilter Meinung.

Andreas Bovelino: Pro

Vati macht Feierabend: Raus aus der Anzughose, rein in die beigebraune und echt kurze Kurze – und in die geliebten Adiletten. So wurde gegartelt oder ein Bierchen genossen oder am Wochenende auf der Straße der heilige Wagen gewaschen. Und bei der Saunarunde mit den Kumpels waren die guten Dinger selbstredend auch dabei, dann aber ohne Socken.

Ein Bild, das die Freizeit des vergangenen Jahrhunderts prägte. Und das wir mit jeder Faser uncool fanden.

Wir umarmten also Espadrilles und Flip-Flops – „italienisches Klumpert“, das gerade deshalb so richtig lässig war. Und in Wahrheit wohl aus Spanien und Japan bzw. Südamerika kam...

Und so cool wie wir waren, brachten wir dann unsere Kids in die Schule und taten unser Bestes, um sie frei und wild und auf jeden Fall nonkonformistisch aufwachsen zu lassen. Und wie danken sie uns das jetzt? Sie ziehen Adiletten an! Yep, und genau so soll es sein. Nichts ist langweiliger, als wenn eine Generation die vorherige imitiert. Dann schon lieber Opa und Oma. Außerdem muss man ganz einfach zugeben: Die Dinger schauen an ihnen ungleich lässiger aus als an unseren Dads.

Das mag an Details wie den schicken Jogginghosen – auch so ein Thema! – liegen, die sie dazu tragen, oder an den abermals überraschend kurzen Shorts und den makellos weißen Socken, ohne die keiner von ihnen in die Schlapfen steigt. Wie kriegen die sie eigentlich so weiß?

Eine rein rhetorische Frage. Glauben Sie mir, ich weiß das nur zu gut ...

Wenn mein Sohn mich vorbeigehen sieht, während er mit seinen Freunden im Park Basketball spielt – natürlich in Adiletten! –, ist ihm der Mann in uncoolen Flip-Flops, Trunks und Schlabbershirt wahrscheinlich unglaublich peinlich. Dass er mich trotzdem anlächelt, rechne ich ihm hoch an.

Florentina Welley: Contra

Ahhhdi ... man kann das Wort schon nicht mehr hören, geschweige denn die Badelatschen sehen. Früher mögen die Schlapfen noch funktionell gewesen sein,  aber seit Rapper Alrima, 2017  mit dem Hit „Claquettes Chaussettes“, die   Adiletten getragen mit Socken zum Hype machte, wurde der Plastikschuh vom Trash- zum Luxus-Accessoire von Balenciaga, Gucci, Vetements oder Off-White.

Erfunden wurde die Badesandale    angeblich 1963 von   Adi Dassler. Er soll sie  aus hygienischen Gründen entworfen haben, nachdem ihn ein Fußballtrainer auf Missstände in den Duschen ansprach. Bloßfüßig wollte damals nämlich keiner duschen gehen.

Genau darum geht es bis heute. Auch wenn sämtliche Mode- und Lifestylemagazine das Stück Plastik zum It-Piece für den stylischen Mann, der   mit Fußfreiheit urbanes Terrain erobern möchte,  hochjubelten. Ok, dann aber bitte ohne Socken. Denn  Adiletten sind   pure   Badeschlapfen, die verhindern sollen, dass man Fußpilz bekommt. In einem Badeschuh trägt man  keine Socken.

Und wenn doch, liest man in Social Media solche Kommentare: „Schwitzt ihr auch immer so, wenn ihr Socken in Adiletten tragt? Dabei habe ich die Latschen nur zu Hause an ...“ Sätzen   wie „Adiletten sind ein Schuhwerk, das  nichts nützt, außer um die Marke zu zeigen. Sie sind völlig ungeeignet zum Gehen und man rutscht heraus. Ich gehe lieber barfuß“, kann ich  nur  beipflichten. 

Wenn Männer ihre nackten Füße  doch in Adiletten stecken, sind diese, dank Beautyratgebern, zumindest pedikürt. Ein Anblick, der hygienischer scheint als schmutzige Socken. Weiße Socken  in den Slip-Ons sollten höchstens Männer tragen, die ab 2000 geboren sind. Oder  Teenie-Girls, dann  ist es noch Kinderkram.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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