Der schwarze Rolli: Ein Kragen für kreative Köpfe
Der schwarze Rollkragenpullover gilt seit den 1960er-Jahren als Erkennungszeichen für Denker und Intellektuelle. Warum so viele Stars auf das unauffälligste Kleidungsstück der Modegeschichte setzen.
Apple-Gründer Steve Jobs hielt nicht viel von modischen Experimenten: Seine Uniform bestand aus schwarzem Rollkragenpullover, Levis-501-Jeans und New-Balance-Turnschuhen. Sein ewig gleicher Look wurde zu seinem Markenzeichen. Er wählte aber nicht irgendeinen schwarzen Rolli, sondern jenen des japanischen Designers Issey Miyake. Die beiden waren befreundet und so fertigte der Designer mehr als 100 Stück speziell für Jobs an. Der schwarze Rollkragenpullover ist ein Klassiker der Modegeschichte. Er kommt zwar äußerst unauffällig, dafür aber sehr ausdrucksstark daher und wird mit Vorliebe von Künstlern und Kreativen getragen. Aber warum?
Fokus auf das Wesentliche
Das Geheimnis liegt in der Einfachheit des Kleidungsstücks und dem hohen Wiedererkennungswert. Der Rolli gibt dem Gesicht einen Rahmen, er lässt die Augen wirken und lenkt den Fokus auf das Wesentliche – nämlich auf die Person, die ihn trägt. Sie steht im Mittelpunkt und nicht das modische Drumherum.
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Das schätzen vor allem intellektuelle Denker, die ihn als Erstes für sich entdeckt haben. Die französischen Existenzialisten der 1960er-Jahre machten ihn zu ihrem Markenzeichen, genauso wie Künstler Andy Warhol, Designer Yves Saint Laurent oder Schauspielerin Diane Keaton. Die Wiener Imageberaterin Bettina Kohlweiss beschreibt das Phänomen so: "Ein schwarzer Pullover ist sehr unauffällig. Er gibt Raum und Präsentationsfläche für anderes wie Kunst, Ideen, ein Produkt oder den Intellekt.“ Die Farbe Schwarz biete zudem den idealen Rahmen, der Ideen, Projekte oder Gegenstände sichtbarer macht und wirken lässt, so die Stilberaterin.
Zeitlos und unisex
Der schwarze Rollkragenpullover ist zeitlos, unauffällig, bei sehr vielen Anlässen tragbar und unisex. Auch Frauen sind fasziniert vom Pullover mit Kragen, der zwar viel versteckt, aber dennoch so viel aussagt. Kohlweiss: "Der eigene Körper im schwarzen Rolli wird zurückgenommen und kann weniger ablenken. Der Fokus liegt auf dem, was jemand zu sagen hat.“
Ursprünglich war der Rollkragenpullover Teil der Seemannskleidung. Auf hoher See sollte der Kragen vor rauem Wind und niedrigen Temperaturen schützen. Von der hohen See wanderte der Pullover aufs Land und zierte die Hälse von britischen Golfern, Hockey- und Fußballspielern. In den 1950er-Jahren wurde er zum alltäglichen Modeartikel.
Auch weibliche Hollywood-Stars entdeckten seine Faszination. Audrey Hepburn trug einen im Film "Ein süßer Fratz“ im Jahr 1957. Sexsymbol Marilyn Monroe versuchte, darin ihre Kurven zu verstecken, was ihr nicht wirklich gelang, und Jackie Kennedy kombinierte den Pullover gerne zu eleganten Kostümen oder Mänteln im Leoparden-Look. Schauspieler Steve McQueen trug ihn genauso in seinen Filmen wie die James-Bond-Darsteller Roger Moore und Daniel Craig. Auch in die Musikwelt zog der Rolli ein: Die Beatles ließen sich Mitte der 60er-Jahre, noch mit Pilzkopf-Haarschnitt, darin ablichten.
Der Rolli schützt und isoliert
Auch heute ist er ein unverzichtbares Basic der Herbst-Garderobe, und zwar für Mann und Frau. Er ist ein Allrounder, der den anderen Kleidungsstücken – insbesondere in auffälligen Mustern oder Farben – den Vortritt lässt. Die Farbe Schwarz wirkt edel, elegant und exquisit. Sie unterstreicht Macht, Distanz und Souveränität.
Schauspielerin Diane Keaton tritt fast nie ohne Pullover mit Kragen auf. Im zweiten Teil ihrer Memoiren widmet sie dem ihrer Meinung nach unterbewerteten Stück Stoff ein ganzes Kapitel. Sie schreibt: "Er polstert, schützt und isoliert eine Person vor Schaden.“ Das sieht auch Imageberaterin Kohlweiss so: "Der Rollkragenpullover bietet Schutz, da er den Oberkörper weiträumig bedeckt. Für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und auch sensibel sind, mitunter ein Aspekt, der ihnen wichtig ist.“ Der schwarze Rolli sollte also in keiner Garderobe fehlen. Ein stilles Kleidungsstück für große Charaktere.
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