schmutzige Sneaker der Marke Golden Goose

Schuh-Kult: Warum jetzt alle "schmutzige" Sneaker tragen

Die Sneaker-Marke "Golden Goose" geht in Mailand demnächst an die Börse. Aber was macht die Luxustreter so legendär?

Ziemlich verschlissen, samt Patina und „Schmutz“: Das ist das Markenzeichen jener Luxus-Sneaker, die von Venedig aus die Welt eroberten. Jetzt geht die italienische Supermarke an die Mailänder Börse, der erste Handelstag ist für den 21. Juni vorgesehen. Aber was macht die Treter mit dem Stern als Markenzeichen so kultig?

Am besten, man fragt bei jemandem nach, der die Schuhe, so wie andere Sneaker übrigens auch, sehr mag. Viktoria ist mit ihren 24 Jahren eine klassische Vertreterin der Gen Z, die deren speziellen „Distressed Look“ schätzt, so wird der abgenutzte Eindruck in der Fachsprache genannt. „Sie sind cool, das Design, die Farben und der Used Look ist nonchalant. Das ist wie Jeans mit Loch kaufen.“ Aja. Und sonst? „Es sind die einzigen Schuhe, von denen ich anfangs keine Blasen bekommen habe.“ Außerdem würden sie den aktuellen "Scandi-Style" (weite Hosen, funktionale Oberteile, Statement-Schmuck) perfekt ergänzen. 

Die Sneaker der VIPs

Vielleicht werden sie genau deshalb von allerlei Berühmtheiten vorgeführt: Superstar Taylor Swift trägt sie ebenso wie die Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Megan Fox. Man hat Jacob Elordi bereits darin gesichtet oder Chris Hemsworth, beides Schauspieler. 

Noch Fragen? Ja, den Preis betreffend. 500 Euro kostet ein Paar, das Argument: Jedes davon wird in stundenlanger Arbeit von Hand gefertigt und das aus besten Materialien. Abgesehen davon zähle die vielfache Einsatzmöglichkeiten der Dinger: „Man kann sie zu allem anziehen. Ein Kleid downdressen, es also lässig und unkompliziert wirken lassen oder damit eine Jeans aufpäppeln.“ Dazu kommt die enorme Vielfalt, die Macher lassen sich immer wieder neue Designs einfallen – wer sich’s leisten kann, sammelt unterschiedlichste Golden-Goose-Interpretationen. 

Nicht alle sind diesbezüglich einer Meinung: „Vor ein paar Jahren cool, jetzt schrecklich“, heißt es etwa, oder: „Unsexy, irgendwie. Schlimm, vor allem bei Burschen.“ So ist das mit diversen Hypes: Gestern noch der letzte Schrei, heute schon wieder ausgelutscht, die Gen Z ist da sehr schnell. Doch solange Banker, Manager und Rechtsanwälte ihre Business-Outfits mit Golden Goose „downdressen“, brummt die Marke. Zumal der  Börsegang die Erfolgsgeschichte unterstreicht. Golden-Goose-Standorte gibt’s mittlerweile vom italienischen Marghera ausgehend in Metropolen wie Mailand, New York oder Los Angeles, um nur einige Beispiele zu nennen.

Golden-Goose-Store in Mailand

©REUTERS/Claudia Greco

Unperfekt perfekt

Dabei hat auch diese Geschichte ganz einfach begonnen: Gegründet wurde das Label im Jahr 2007 von Francesca Rinaldo und Alessandro Gallo, einem Ehepaar in Venedig, mit dem Ziel unperfekte perfekte Sneaker anzubieten, die handwerklich solide gemacht werden.Das Konzept ging auf, mit beeindruckenden Wachstumsraten und zügiger Internationalisierung. Das Paar hat sich längst zurückgezogen, die Marke gehört nun zu Permira, eine globale Beteiligungsgesellschaft, der Geschäftsführer heißt Silvio Campara

Der treibt die Erweiterung des Sneaker-Imperiums voran, man denkt in „Erlebnis-Dimensionen“: So eröffnete in einem thailändischen Einkaufszentrum in Bangkok unlängst das erste Golden-Goose-Café namens Younique. Ein „luxuriöses Kaffee-Retreat“ samt Heißgetränken in „ikonischen goldenen Tassen“, auf die man sich mit individuellen Botschaften die eigene Stimmung drucken lassen kann – von schläfrig bis glücklich. 

Glücklich sollen auch jene Kunden gemacht werden, deren Golden Goose nach intensivem Gebrauch abgefuckter aussehen, als sie es bereits beim Kauf waren. Im Sinne der Nachhaltigkeit bietet die Marke einen eigenen Reparatur- und Remake-Service, um die Sneaker „zu neuem Leben zu erwecken“, samt Instandsetzung des obligaten Sterns, das Markenzeichen. Umgestaltung, Neubesohlung oder Desinfektion inklusive. Müffelnde Sportschuhe – adé. 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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