Der "Cami Cut" verspricht bis zu ein Jahr ohne Friseurbesuch.

"Trendfrisur des Jahres" Cami Cut: Das halten Experten davon

Cami Cut ist eine Frisur, die bis zu einem Jahr halten und pflegeleicht sein soll – was Wiener Expertinnen dazu sagen.

"The Hair Bros", Londoner In-Friseure, bei denen man ein Jahr auf einen Termin wartet, haben den "Cami Cut" erfunden, einen Haarschnitt, bei dem man erst nach bis zu einem Jahr wieder zum Friseur muss. Auf Social Media wird die neue "Wunderfrisur" schon heiß diskutiert, die Begeisterung ist groß. 

Internationale Lifestyle-Magazine sind bereits auf den Hype aufgesprungen. Als "pflegeleichteste" und "unkomplizierteste" Trendfrisur des Jahres jubeln sie den neuen Haarschnitt bereits hoch.

Aber hält der Hype, was er verspricht? freizeit hat bei zwei Wiener Friseurinnen nachgefragt.

Nur einmal im Jahr zum Haareschneiden? 

Die Frisur, erklären die "Hair Bros" ihre Erfindung, muss auf Gesichtsstruktur und Verlauf des Haares abgestimmt werden. Statt stumpfer empfehlen sie sanfte Stufen, damit diese auch nach Monaten noch schön wachsen und das Gesicht umrahmen können. Wie lang die Ausgangslänge der Frisur ist, sei dabei nicht wichtig. 

Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa Ultra-Kurzhaarschnitt, gebleichtes Haar oder viele, aufeinander abgestimmte Stufen, eigne sich der Cami Cut für die meisten Frisuren. Oft sehe er erst Wochen nach dem Schneiden optimal aus und Kundinnen seien oft überrascht, wie lang ihre Haare mit dem Cami Cut plötzlich werden, bejubeln die Londoner Friseure ihr Werk. 

Nicht genügend

Die neue Trendfrisur lässt die beiden Friseurinnen von "Haar Paar" in Wien-Wieden ratlos bis belustigt zurück. Dass die Frisur auf die Gesichtsform und das Haar abgestimmt werde, sei nichts Neues oder Besonderes. "Wir schauen immer darauf, wie die Wirbel sind und wie die Haare fallen." Das würde jeder gute Fachmann und jede gute Fachfrau sowieso tun.

Den Londoner Kollegen stimmen sie nur insofern zu, dass es nur bei den wenigsten Haarschnitten nötig ist, alle acht Wochen einen Salon aufzusuchen, obwohl das manche in der Branche empfehlen. Schnitte wie der Shaggy Cut und "alles in Richtung Vokuhila", braucht laut den Wienerinnen viel seltener Aufmerksamkeit vom Friseur. Wie oft, hänge von der Haarstruktur der Kundin ab.

Da hilft die beste Frisur nichts

Alle vier Monate gehöre jedoch spätestens nachgeschnitten. Selbst die beste Frisur könne nicht verhindern, dass Haarspitzen durch tägliche Beanspruchung ausdünnen. Selbst einfache Tätigkeiten wie das An- und Ausziehen würden ihre Spuren an den Haaren hinterlassen.

Schon um der Gesundheit der Haare Willen muss der Friseur deshalb regelmäßig nachhelfen und geschädigte und gespaltene Haarspitzen entfernen. Lässt man Haare – wie beim Cami Cut in Aussicht gestellt – wirklich ein Jahr lang wachsen, ohne die Enden zwischendurch zu trimmen, bleibt vom Langhaartraum nichts. Denn die Haarenden seien zentimeterlang geschädigt und beim Nachschneiden fällt der gesamte Wuchsfortschritt zwangsläufig wieder der Schere zum Opfer.

Reality-Check für Internet-Hype

"Gepflegte Spitzen hat man nicht acht Monate lang", sind sich die beiden Expertinnen einig. Nur ganz wenige Personen hätten eine Haarstruktur, die so eine Vernachlässigung aushalte. Den "Frisurentrend des Jahres" halten die Friseurinnen also für heiße Internet-Luft, die den Kontakt mit der Wirklichkeit nicht besteht.

Über Marianne Lampl

Digital Producer bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit. Geboren im Burgenland, für den Besuch einer Kunstschule mit 13 Jahren nach Wien gekommen. Studierte in Graz, dann Jahre später doch Journalismus und arbeitete schließlich in Wien beim ORF, bei Heute und PULS24.at, unter anderem als Ressortleiterin für Szene, Lifestyle, Entertainment und Kultur. Seit 2024 bei freizeit.at.

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