Ring mit Honigwaben drum herum

50.000 Bienen: Künstler designt Schmuck aus Bienenwaben

Klebrige Angelegenheit? Der Designer Kelvin J Birk kreierte Silberschmuck mit Hilfe von 50.000 Bienen. Was hinter der "Honeycomb Kollektion" steckt.

Ein unregelmäßiges Summen dröhnt in den Ohren, wird immer lauter. Unzählige kleine Bienen fliegen um den Stock herum in ihrem unergründlichen Rhythmus. Kelvin J Birk und der britische Imker Tue Sando nähern sich weiter den gelblichen Waben und platzieren vorsichtig einige silberne Schmuckstücke zwischen den summenden Insekten. Ihre Hoffnung: Dass die fleißigen Helfer ihre Waben um das Silber bauen. Tatsächlich entstanden nach Monaten wahre Kunstwerke, eine Kollektion, die der Schmuckdesigner Birk seinen Lieblingsinsekten widmet. Zwar sind die Schmuckstücke vergänglich, repräsentieren dadurch aber für Birk die Wichtigkeit der Bienen sowie den unvermeidbaren Gang der Natur.

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Bienen als eigensinnige Künstler

Bereits 2020 bezog der Londoner Schmuckdesigner Birk Insekten in eine seiner Schmuckkollektionen mit ein. Silberne Ringe wurden damals mit echten, verstorbenen Wespen und Hummeln versehen. Selbstverständlich wurden dabei keine Tiere verletzt oder getötet. Für seine aktuelle Kollektion legte er schlichten Silberschmuck unter der Aufsicht eines Imkers in einen Bienenstock. Darauf platzierten sie kleine Stücke sechseckigen Bienenwachses, das dazu verwendet wird, um die Bienen durch einen "Anfangsbaustein" zum Bau der Waben zu ermuntern. Für eine Biene sind diese Strukturen das Zeichen dafür, dass sie hier weiterbauen soll. Allerdings entfernten die Bienen in diesem Fall sogar die kleinen Bausteine und begannen nach eigenen Regeln zu bauen. Bereits im April dieses Jahres begann Birk mit einigen Teststücken, der gesamte Prozess dauerte bis in den August hinein. Nach diesen rund vier Monaten harter Arbeit haben sich die Bienen allerdings ihren Winterschlaf wohl verdient.

Kelvin J Birk lebt seit 30 Jahren in London, stammt allerdings ursprünglich aus Deutschland. In seinen Kollektionen geht es um den Wert verschiedener Dinge, wodurch er auch bei der "Honeycomb-Kollektion" die Frage in den Vordergrund stellt, was wertvoller ist - die Biene oder der Diamant? Ihre Bestäubung garantiert das Leben unzähliger Pflanzen, so sind sie im weiteren Sinne auch ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Lebensmittelversorgung. Birk beschäftigt sich besonders kritisch mit der Bedrohung der Bienen durch menschengemachte Einflüsse. Ihre Lebensräume werden trotz ihrer Wichtigkeit für das Ökosystem immer weiter reduziert durch beispielsweise den Klimawandel, Ausrottung von Wäldern oder die Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Die Kollektion soll darauf hindeuten, dass mit dem Aussterben der Bienen ein wichtiger Teil unserer Lebensgrundlade verschwindet. Denn wenn man im Extremfall keine Nahrung mehr anbauen kann, was bringt einem dann noch ein Diamant?

Um seine Vorstellungen umzusetzen, versuchte Birk anfangs noch, die Arbeit der Bienen zu beeinflussen. Er deckte Teile der Ringe und Ketten mit Klebeband oder Filz ab. Doch sie fraßen sich immer wieder durch die Barriere, um erneut eine leere Leinwand für ihre Kunst zu schaffen. "Sie haben ihren eigenen Willen", sagt Birk. So geht es für ihn in der Kollektion nicht nur um den Schutz der Insekten, sondern auch darum, dass die Natur viel stärker als der Mensch sein kann. Selbst der Schmuck an sich ist vergänglich. Zwar sind die Waben sehr hitzeresistent, allerdings tropft von ihnen noch der Honig und ihre Strukturen lösen sich mit der Zeit langsam auf. "Deswegen sollten wir uns nicht nur fragen, was wir als wertvoll ansehen. Es ist wichtig zu überlegen, wie wir wertvolle Dinge erhalten können und sich bewusst zu werden, dass trotz sorgsamer Pflege irgendwann doch alles vergänglich ist."

Verkauf im November: Preis um die 3.000 US-Dollar

Die Kollektion besteht insgesamt aus zwei Ringen, einer Halskette, einer Brosche und zwei Anhängern. Bisher wurde sie nur online den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit präsentiert, doch im November werden die Schmuckstücke beim Kunsthandwerkskollektiv "Cockpit“ und später auch über Birks Website verkauft. Die Verkaufspreise hat Birk zwischen 2.500 und 3.600 US-Dollar angesetzt. Birk plant, nach dem Ende der Winterruhe der Bienen im Frühjahr neue Schmuckstücke für die Bienen einzusetzen. Man kann also auf weitere außergewöhnliche Kreationen gespannt sein.

©Produktbild Kelvin J Birk/James Champion
Jennifer Sandhagen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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