Neue Studie: Warum Frauen einen Orgasmus vortäuschen

Forscher wollen herausgefunden haben, wann Frauen einen Höhepunkt vortäuschen und aus welchen Gründen – mit überraschenden Ergebnissen.

Warum täuschen Frauen einen Orgasmus vor? Eine Frage, die sich viele Männer stellen. Aus früheren Studien weiß man, drei von vier Frauen haben schon einmal einen Höhepunkt vorgetäuscht oder tun es sogar regelmäßig. Allerdings waren die Gründe für den vorgetäuschten Orgasmus nicht bisher eindeutig erforscht. Denn bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass in den meisten Fällen Müdigkeit, Schmerzen oder einfach nur schlechter Sex ausschlaggebend für die Frauen waren.

Eine neue Studie  von Forschern der Eötvös Loránd Universität in Ungarn, die in der Zeitschrift in der Zeitschrift Science Direct erschienen ist, ist dieser Frage nun auf den Grund gegangen – mit teils überraschenden Ergebnissen.

Häufiger in festen Beziehungen

Für die Studie wurden rund 360 heterosexuelle Frauen (mit Durchschnittsalter 33) anonym via Fragebogen befragt. Dabei gaben alle an, dass sie derzeit in einer Beziehung sind und mindestens einmal ihrem Partner beim Sex einen Orgasmus vorgetäuscht hätten. Die Ergebnisse unterscheiden sich stark in Bezug auf One-Night-Stands bzw. rein sexuellen Beziehungen und langfristigen Partnerschaften.

Haben Frauen einen One-Night-Stand oder eine rein sexuelle Beziehung, täuschen sie seltener einen Orgasmus vor. Wieso? Es geht ihnen um ihre eigene sexuelle Befriedigung. Außerdem haben diese Frauen laut Studie ein höheres Selbstwertgefühl.

Bei Frauen, die in einer langfristigen Beziehung leben, sind die Ergebnisse aber weit komplexer. In festen Beziehungen täuschen Frauen prinzipiell häufiger vor. Die Gründe: Sie wollen damit Enttäuschungen seitens des Partners vermeiden, das Selbstwertgefühl des Partners stärken oder das Interesse und die Erregung des Partners aufrechterhalten. Aber: Im Laufe einer langjährigen Beziehung nimmt der Druck, dem Partner zu gefallen, ab. Das Bedürfnis, einen Höhepunkt herbeizuführen, nimmt ab.

Äußere und innere Gründe

Laut Studie gibt es „innere“ und „äußere“ Gründe, die zum Vortäuschen eines Höhepunkts führen. Zu den äußeren Motiven gehören Müdigkeit, Schmerzen und schlechter Sex. Aber auch Langeweile und der Wunsch, dass der Sex schnell vorbei sein soll, haben Einfluss auf das weibliche Verhalten.

Die inneren Beweggründe sind deutlich komplexer. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass viele Frauen aus Unsicherheit einen Orgasmus vortäuschen - aus Angst, von ihrem Partner als "abnormal" oder "dysfunktional" abgestempelt zu werden, wenn sie nicht zum Höhepunkt kommen. Dazu gehören auch Schamgefühle und das Vermeiden von Konflikten mit dem Partner. Diese Unsicherheit ist nach Angaben der Forscher der häufigste Grund, warum Frauen einen Orgasmus vortäuschen.

Überraschende Studienergebnisse

Die an der Studie beteiligten Forscher waren davon ausgegangen, dass das Vortäuschen von Orgasmen in kurzfristigen Beziehungen häufiger vorkommt - einfach, um Schwierigkeiten beim Sex zu überspielen. Dass der vorgetäuschte Orgasmus häufiger in Langzeitpartnerschaften praktiziert wird, war eine entsprechende Überraschung.

Wer jetzt glaubt, Frauen würden einen Orgasmus nur in kriselnden Beziehungen vortäuschen, der irrt. Die Forscher fanden nämlich heraus, dass ein vorgetäuschter Orgasmus in schlecht laufenden Beziehungen nicht häufiger vorkommt als in gut laufenden: "Frauen, die in ihren Beziehungen unglücklich sind, haben wahrscheinlich so wenig in ihre sexuelle oder allgemeine Beziehung investiert, dass sie nicht einmal das Bedürfnis verspürten, so zu tun, als seien sie sexuell befriedigt - sei es aus Gründen des eigenen Selbstwertgefühls oder aus Sorge um den Partner."

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