Ein Paar liegt im Bett und verzichtet auf Geschlechtsverkehr

Loslassen wie die Stars: Trennungscoach über den Umgang mit Narzissten

Liebes-Aus. Ein Trennungscoach über den Einfluss prominenter (Ex-)Paare, den schwierigen Umgang mit Narzissten und das veraltete Narrativ des "Scheitern".

Hugh Jackmann und Deborra-Lee Furness, Joe Jonas und Sophie Turner, Britney Spears und Sam Asghari: Bei den vielen Trennungen in diesem Jahr könnte man leicht den Glauben an die Ehe verlieren. Annette Oschmann, Trennungscoach und Autorin (siehe unten) erklärt, von welchem Promi-Paar man lernen kann – und warum es eine neue Perspektive auf Scheidungen braucht.

Zuletzt gaben wieder auffallend viele bekannte Hollywood-Paare ihr Liebes-Aus bekannt. Warum lösen solche Trennungen teils starke Emotionen selbst bei Unbeteiligten aus?

Annette Oschmann: Prominente leben aus unserer Sicht ein Traumleben, ein bisschen wie aus dem Märchen. Da erscheint alles perfekt. Und das soll bitte auch für die Partnerschaft gelten: "Und sie lebten glücklich zusammen bis ans Ende ihrer Tage." Eine Trennung zeigt, dass auch Promis nur Menschen sind. Das raubt uns unsere verträumte Illusion und holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Nach dem Motto: "Wenn die es nicht schaffen, wer dann?" Und so leiden wir unwillkürlich mit.

Manchmal lösen sie auch einen Trend aus: Gwyneth Paltrow und Chris Martin sprachen 2014 betont harmonisch von "Conscious Uncoupling" ("bewusstes Entpaaren", Anm.). Hat das die Art, wie Trennungen vonstattengehen, verändert?

Ja! Diese Trennung hat gezeigt, dass das Ende einer Beziehung nicht zwangsläufig in eine Schlammschlacht münden muss. Dass es im Gegenteil möglich ist, sich auf Augenhöhe im Guten zu trennen. Bemerkenswert ist auch, dass man seit der Trennung vor fast zehn Jahren kein böses Wort, der beiden übereinander gehört hat. Das färbt auch auf uns nicht prominente Menschen ab und hat eine echte Vorbildfunktion. Die meisten Menschen wollen ja eine gute Trennung. Der wichtigste Schritt dahin: Ich muss irgendwann in dem ganzen Schmerz und inneren Aufgewühltsein die Entscheidung treffen, dass ich eine gute Trennung will.

Auf der anderen Seite sind wir mit medialen Rosenkriegen wie bei Johnny Depp und Amber Heard konfrontiert. Sie haben sich auf toxische Beziehungen spezialisiert: Was macht die Trennung von einem Narzissten so heikel? 

Narzissten sind hochgradig manipulativ und fordernd. Sie haben oft zwei Gesichter: strahlend und charmant im Sozialleben, gegenüber ihren Partnern aber abwertend und herabwürdigend. Diese Partner sind häufig sehr empathisch, können sich schlecht abgrenzen und haben jede Menge Selbstzweifel. Diese beiden Pole sind die Ursache für innere Abhängigkeit: "Wenn ich mir mehr Mühe gebe, wird bestimmt alles besser", redet sich der Leidtragende oft ein. Viel Hoffnung ist im Spiel: "Wenn er zu anderen nett ist, dann doch irgendwann auch (wieder) zu mir?" Das macht diese Trennung so schwierig, auch wenn es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass es besser wird.

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Werden toxische Beziehungen tatsächlich häufiger – oder wird nur offener darüber gesprochen?

Toxische Beziehungen sind ein Massenphänomen, das sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht. Ob sie häufiger werden oder ob wir nur offener darüber sprechen, kann ich nicht beurteilen. Sicher ist nur, dass schon junge Menschen heute mit den Begriffen "narzisstisch" und "toxisch" etwas anfangen können – und das ist gut so. Aus meiner Sicht sind Menschen nicht mehr bereit, klaglos alles hinzunehmen, sondern suchen auch in ihrer Partnerschaft persönliche Erfüllung. Die aber kann es in einer toxischen Beziehung kaum geben.

Häufig liest man, eine Liebe sei "gescheitert". Ist das Ende einer Beziehung zwangsläufig ein Scheitern?

"Scheitern" ist ein Narrativ, das aus den Zeiten der Unauflöslichkeit der Ehe kommt. Hier ist ein Perspektivwechsel hilfreich: Beide Partner entwickeln sich im Laufe ihres Lebens. Manchmal zusammen in eine Richtung, manchmal getrennt in unterschiedliche Richtungen. Und dann kommt der Punkt, an dem beide schauen müssen, ob sie in ihrer Ehe noch eine gute, gemeinsame Basis finden oder ob es besser ist, neue, getrennte Wege zu gehen. So kann das Ende einer Beziehung ein Neuanfang sein – bei einer guten Trennung für beide Partner und ihre Kinder.

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