Und jetzt pssst: Warum Flüstern beim Sex so erregend ist
Laute Ekstase-Geräusche beim Sex können sehr animalisch-animierend wirken. Aber wie wär’s mit ein paar leisen Tönen im Bett?
"Chob-chob-nam-nam“ sagen Menschen auf Koreanisch, um eine freundschaftliche Beziehung zu beschreiben. Damit verbunden ist die wunderbare Vorstellung, wie man sich in guter Stimmung und mit leiser Stimme unterhält. Ober aber auch, wie zwei Liebende die Köpfe zusammenstecken und sich Koseworte zuflüstern. Das habe ich in einem Buch des Autors Shiva Ryu gelesen.
Die leisen Töne also, wie schön. Zweifellos kann ekstatisch herausgebrüllte Lust und ein lautes „Ich komme“ oder „Ich bin so geil auf dich“ beim Sex unglaublich anturnen und zwei Kopulierende noch heißer machen, als sie eh schon sind. Doch auf Dauer kann das wiederholende Fortissimo langweilig werden, Motto: „Zehn, neun, acht – jetzt geht’s gleich wieder mit dem Brüllen los“. Abwechslung tut gut, im Leben – und beim Vögeln. Daher, diesmal: der Reiz der leisen Töne. Dazu hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich auch ein eigener Trend etabliert, der im Netz kursiert. Es ist im Grunde nur ein Flüstern, ein Schmatzen oder vielleicht ein Rascheln, das beim so genannten ASMR für eher ungewöhnliche Lust-Sensationen sorgt, jenseits von tönerner Exaltiertheit. ASMR steht für „Autonomous Sensory Meridian Response“ und steht für diverse Geräusche, die bei Menschen angenehme Effekte hervorrufen, von tiefer Ruhe bis zum eigenartigen Kribbeln in der Wirbelsäule oder auf der Kopfhaut. Von „Ohrgasmus“ ist da sogar die Rede.
Mit dahingehauchten Worten oder unterlegten Blowjob-Schmatzgeräuschen, die sexuell erregen sollen. Was nachvollziehbar scheint – Flüstern drückt subtil Geheimes aus, zutiefst Intimes und Sehnsüchtiges. Auch Hingabe, bis hin zur Idee der Unterwerfung.
Flüstern liegt im Trend
Wobei ASMR ursprünglich gar nicht sexuell gemeint war, damals im Jahr 2009, als sich der Begriff erstmals im Internet, vor allem auf Youtube, verbreitete. Und heute? Denken Sie an die Songs von Billie Eilish – das Gehauche und Geraunze hat tatsächlich einen ASMR-Effekt. Fans dieses Genres gibt’s mittlerweile genug, wie darauf spezialisierte Youtube-Stars mit ihren Millionen Abonnenten demonstrieren. Doch zurück zum Sex: Es gibt ja kein Netzphänomen, das nicht irgendwann die einschlägige Branche erreicht. Und so findet sich auf diversen Porno-Plattformen eine eigene Sparte namens „ASMR-Erotik“, beziehungsweise landen Suchende auf speziellen Internetseiten, die in raffiniert-flüsternder Weise eine sehr spannende, andere sexuelle Atmosphäre erzeugen. Mit dahingehauchten Worten oder unterlegten Blowjob-Schmatzgeräuschen, die sexuell erregen sollen. Was nachvollziehbar scheint – Flüstern drückt subtil Geheimes aus, zutiefst Intimes und Sehnsüchtiges. Auch Hingabe, bis hin zur Idee der Unterwerfung. Es sind Geräusche, die langsam einsickern, unter die Haut gehen. Man schließt die Augen und lässt sich davontragen. Ein spannendes Beispiel dazu wäre etwa der Youtube-Channel einer gewissen Dea Levina, selbst ernannte Expertin für „erotische Hypnose“, die ihre Zuhörer in die Sex-Trance flüstert. Sogar mit eigenen Hörbüchern.
Was die Erotik der leisen Töne außerdem ausmacht, ist die besondere Atmosphäre, die dadurch erzeugt wird. Beim Flüstern rasen wir nicht dahin, sondern werden viel, viel langsamer. Gleiten statt hetzen. Wer flüstert, turnt sich nicht mit Showeinlagen zum Höhepunkt, sondern lässt sich tragen. Zwei surfen dann wie auf Wellen dahin, einfach so. Lassen statt fordern, dabei gerät man beinahe in Trance, vergisst alles rundherum. Das ist eine zutiefst sinnliche Erfahrung, die vielen Menschen das Gefühl vermittelt, sich verlieren zu können, um sich völlig losgelöst – endlich! – fallen zu lassen. Leise Worte schaffen zudem das Empfinden tiefer Vertrautheit: Wir zwei, die gegen den Rest der Welt vögeln, in einer „Blase“ aus Berührungen, dahingehauchten Worten und einer sehr besonderen Form erotischer Stille.
Aus der Tierwelt.
Können Tiere Lust beim Sex empfinden? Offenbar. So scheint die Klitoris von weiblichen Tümmlern, also Delfinen, ein Lustorgan zu sein, ähnlich wie beim Menschen. Das zeigt eine anatomische Studie von Forschern am Mount Holyoke College in Massachusetts. Und so hat auch die Klitoris von Frau Delfin zahlreiche Nervenenden unter der Haut und ist ähnlich geformt.
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