Danxiety: Die Panik vor dem ersten Date - was tun?
Immer mehr Singles packt „Danxiety“ – die Angst vor dem ersten Date. Was tun, was anziehen – und ja nicht schwitzen!
Fünf Mal habe sie sich umgezogen, drei Paar Schuhe probiert, verworfen und eine Stunde lang über Gesprächsthemen nachgedacht. Auch bei der Wahl ihrer Dessous war sie unsicher: Spitze? Satin? Oder doch Baumwollslip mit Öko-Siegel? Dann blieb sie erst daheim, schlüpfte in den Pyjama und kredenzte sich eine Tasse Trost – um ihr erstes Date seit eineinhalb Jahren in letzter Minute abzusagen. „Danxiety“ heißt das Problem vieler Singles auf der Suche nach Zweisamkeit – eine zeitgemäße Wortkreation, die sich aus den Begriffen „Dating“ und „Anxiety“ zusammensetzt. Es handelt sich dabei also um die Angst vor dem ersten Treffen.
Da ist nur dieses Foto, und da sind nur ein paar Beschreibungen zur Person. Wahr oder falsch? Kein Geruch, kein Gefühl, keine Aura.
Wahr oder falsch?
Gut, ganz so neu ist das Thema ja nicht. Das erste Rendezvous war nie eine Kinderjause, sondern meist geprägt von Nervosität, Unsicherheit und hohem Schweißaufkommen. Gleichzeitig war da auch dieses gewisse Prickeln – denn immerhin wussten die Mamas und Paps von heute wenigstens ein bisserl, was auf sie zukommt. Man kannte die Frau/den Mann ja vom ersten Moment des persönlichen Kennenlernens, dem der Austausch von Telefonnummern folgte und schließlich das Starren aufs Vierteltelefon: Ruf! Endlich! An! Außerdem war vage klar, wie dieser Mensch riecht, was er ausstrahlt, wie er wirkt – sonst wären wir nicht neugierig nach „Mehr“ gewesen oder hätten nicht ein leises Gefühl von Sehnsucht und Gier verspürt. Anders in Online-Dating-Zeiten: Da ist nur dieses Foto, und da sind nur ein paar Beschreibungen zur Person. Wahr oder falsch? Kein Geruch, kein Gefühl, keine Aura. Nur ein Bild von ihr/ihm. Vielleicht ein paar Zeilen, einige Mails – eine Ahnung dessen, was da kommen mag. Und Fragen: Wird dieser Mensch so aufregend sein, wie er schreibt? Oder werden wir das Gefühl haben, mit einem Beruhigungsmittel ausgegangen zu sein? Wird er so geschliffen sprechen, wie er tat? Oder werden wir uns für jedes seiner holprigen Worte fremdschämen müssen? Wird sich dieser Mensch so anfühlen, wie er auf den Bildern wirkt? Oder wird da dieser brutale „Wäh“-Moment sein, wo wir augenblicklich wissen: Geht gar nicht! Vieles fällt weg, bei Online-Dating-Apps, wir treffen auf Neuland. Es bleibt unsicher, was kommt. Und umso größer wird dabei auch die Herausforderung an uns selbst. Weil wir – umgekehrt – wissen, dass es vermutlich nur diese eine Chance gibt, sich zu „zeigen“ und zu überzeugen. Und schon schrammt man in die Perfektionsfalle. Alles muss passen, das Kleid, das Hemd, die Hose, jeder Satz, jeder Blick, jedes Flirtsignal. Nur nicht schwitzen, aber auch nicht zu cool wirken. Nur nicht labern, aber auch nicht gleich aus der Kant’schen „Kritik der reinen Vernunft“ zitieren und vordergründig klugscheißen. Der erste Eindruck zählt. Drei. Zwo. Eins. Bam!
Die Pandemie hat das alles nicht leichter gemacht. Singles sind aus der Übung: Was sagen? Was tun? Wie überzeugen? Welcher Lidschatten betont meine Augen wirklich? Und was kommt nach dem ersten lässigen „Hi“? Panik, ab in den Bettflucht-Modus, Decke drüber, mit dem Teddybären kuscheln. Ich kann niemanden sehen, mich kann niemand sehen, solo daheim ist es eh am schönsten. Am Ende steckt dahinter Menschliches: Die Angst, nicht gewollt zu werden. Abgelehnt, als unattraktiv abgestempelt zu werden. Es geht aber auch anders. Spielerischer, nicht so eng. Motto: Ich bin keine Märchenprinzessin, du bist kein Märchenprinz – und dennoch schlummert in jedem von uns eine Märchenprinzessin oder ein Märchenprinz. Deshalb sollte jeder jedes Dating als das nehmen, was es sein kann: ein Abenteuer. Und wenn’s nur für eine Nacht ist.
Wechselweise: So heißt ein neues Online-Portal, das von österreichischen Journalistinnen gegründet wurde, mit dem Ziel, die Wechseljahre zu enttabuisieren. Dabei geht’s darum, sich als Frau freudvoll, gesund und fit zu erleben, sich nicht mit der Jugend zu messen und sie nicht nachzuahmen. Es geht um ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben – in und jenseits der Menopause. Großartig!
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