Käse mit Tee

Warum man in Wien jetzt Käse mit Tee kombiniert

Welche aromatischen Höhenflüge sich aus dieser Paarung ergeben, haben wir bei einer Verkostung in Wiens ältestem Teegeschäft getestet und uns diese sprichwörtlich am Gaumen zergehen lassen.

Kostprobe

Behutsam gießt Christoph Masin den frisch gebrühten Tee in das weiße Porzellanschälchen. Flugs steigen erste, zarte Aromen des China Milky Oolong in die Nase. "Das hier ist ein heller, leicht blumiger Oolongtee mit feiner Milchnote", erklärt Masin, passionierter Teeliebhaber und Geschäftsführer von Jägertee, der kleinen Runde. Die hat sich dieser Tage in dem charmanten Teegeschäft nächst der Wiener Oper zu einem bisher – noch – recht ungewöhnlichen Geschmackserlebnis zusammengefunden. Denn obwohl das Teecomptoir in der Operngasse schon seit 1862 besteht und sich damit als Wiens ältestes Teegeschäft rühmen darf, so eine Verkostung hat es in den letzten 160 Jahren hier noch nie gegeben. Am Programm: Tee und Heumilch-Käse. Die versammelten Connaisseurs sind gespannt.

Der eingangs erwähnte Oolongtee macht den Anfang. Dazu wird ein besonders milder Emmentaler der Gebrüder Woerle kredenzt. Zuerst probiert man den Tee. Langsam und konzentriert nimmt man einen Schluck, spürt bewusst den Aromen nach.

Dann ein Häppchen vom dezenten Emmentaler, das man zunächst sachte kaut und dann mit einem weiteren Schlückchen Tee umgarnt. Und schon hat man das erste Aha-Erlebnis. Das zart-feine Käsearoma wird durch den süßen, milchigen Geschmack des Tees perfekt ergänzt, rahmige Käsenoten verstärken sich, die Milchsäure wird harmonisiert. Eine runde Sache zum Einstieg. Käse-Sommelière und ARGE Heumlich-Geschäftsführerin, Christiane Mösl, hat noch eine Fülle weiterer Käse-Gustostücke in petto, Christoph Masin die passenden Tees dazu.

Und so umspielen in der Folge einander ein Darjeeling First Flush und ein Tiroler Gold aus der Biosennerei Kolsass, will heißen: mittelkräftiger Weichkäse trifft auf milden Schwarztee. Kräftiger fällt die Kombination aus Assam Gold und Bachensteiner, einem Weichkäse aus der Dorfsennerei Sibratsgfäll aus. Die Kombi funktioniert auch mit einem China Tie Guan Yin, einem fein-blumigen Oolongtee. Erstaunlich, welche Geschmacksvielfalt sich auftut, wenn man einmal ganz bewusst genießt, sprich die Lebensmittel, die man zu sich nimmt, genau betrachtet, konzentriert daran riecht und sich auf die interessanten Aromakompositionen einfach einlässt.

"Die kreative Kombination aus hochwertigen Tee- und Käsespezialitäten bietet geschmackliche Reize, die Genießer unbedingt für sich entdecken sollten", ist auch Christoph Masin positiv überrascht und gießt neuerlich ein. Diesmal einen Japan Sencha Spezial Biotee. "Ein Grüntee mit wunderbar fruchtiger und gehaltvoller Geschmacksnote und leuchtend grüner Tassenfarbe", sagt der Teeprofi.

Auch Käsespezialistin Mösl legt mit einem kräftig-gehaltvollen Hartkäse, dem Langenegger Dorfkäse der gleichnamigen Dorfsennerei, nach. Einstimmiges Resümee der Sommelierrunde: "Der kräftige Geschmack des Sencha hält der intensiven Käserinde gekonnt stand, gleichzeitig bindet die cremige Teigtextur herbe Noten des Grüntees charmant ein." Man kann es auch pointierter sagen: genial gut!

Spätestens jetzt laufen alle zur Hochform auf. Es wird emsig gekostet, diskutiert, eifrig am Verkostungsblatt notiert. Favoriten kristallisieren sich heraus, da und dort wird ein weiteres Käsestück erbeten, weil das jeweilige Duett so gut schmeckt. Und am Ende des ungewöhnlichen Verkostungsmarathons haben alle Teilnehmer ein breites Fotolächeln im Gesicht. Cheese!

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