Veganes Steak aus dem 3D-Drucker und vegane Leber aus dem Glas

Im Jänner rücken zahlreiche Restaurants und Hersteller ihre veganen Produkte in den Mittelpunkt: In Spanien gibt es einen Hype um eine vegane Leber im Glas.

Während des sogenannten Veganuary entscheiden sich Tausende Menschen weltweit, eine rein pflanzliche Kost auszuprobieren. Die Aktion findet seit Jahren im Jänner statt - der Begriff Veganuary ist ein Kofferwort aus vegan und January - und wurde von der gleichnamigen Organisation ins Leben gerufen, die Menschen weltweit zum Verzicht auf Fleisch ermutigen will.

Mehr als 1.540 neue vegane Produkte und Menüs wurden 2022 anlässlich des Veganuarys auf den Markt gebracht, so die Veranstalter.

Laut einer aktuellen Studie von Tiefkost-Hersteller Iglo geben zwei Drittel der Österreicher an, mehrmals pro Woche Fleisch oder Wurstwaren zu sich zu nehmen, mehr als jeder Zehnte (12 Prozent) tut dies fast täglich. Überdurchschnittlich viel Fleisch wird in größeren Haushalten bzw. in Haushalten mit Kindern konsumiert: Hier essen 74 Prozent zumindest mehrmals pro Woche Fleisch. Unter dem Durchschnitt liegt jedoch die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, hier sind es 56 Prozent.

Der jährliche Fleischkonsum beträgt hierzulande im Durchschnitt 59 Kilogramm pro Kopf.

Die Österreicher essen drei Mal so viel Fleisch wie vom Gesundheitsministerium empfohlen wird, so die Umweltschutzorganisation WWF. Und fast doppelt so viel Fleisch wie der weltweite Durchschnitt mit 34 Kilogramm. Besonders Schweinefleisch verlor in Österreich an Bedeutung, beim Geflügel wurde in den vergangenen Jahren eine leichte Steigerung verzeichnet.

Veganes Steak

Veganes Steak aus dem 3D-Drucker

©REUTERS/AMIR COHEN

Wie deutsche Medien berichten, rückt auch die bekannte, deutsche Restaurantkette The Ash vegane Produkte immer wieder in den Fokus, wie Inhaber Kent Hahne verrät. "Um ehrlich zu sein, ist dieses Thema alles andere als neu für uns. Mit Launch unserer aktuellen Speisekarte im September, haben wir verstärkt auch vegetarische und vegane Produkte aufgenommen. Der Veganuary ist jetzt noch einmal eine willkommene Möglichkeit, um diese Gerichte hervorzuheben."

Und weiter im Interview mit pregas.de: "Wir haben viele Produkte getestet, bis wir zufrieden waren. Es hat sich aber gelohnt. Das Feedback der Gäste ist sehr positiv", so der Gastronom aus Bonn.

©REUTERS/NIR ELIAS

Ein besondere Einführung sei veganes Fleisch aus dem 3D-Drucker, das vom Hersteller Redefine Meat bezogen wird. Dieses findet sich gleich dreimal auf der neuen Karte wieder: Neben dem Flanksteak gibt es eine vegane Bolognese und Tacos. Das vegane Fleisch besteht aus Soja- und Erbsenproteinen, roten Rüben, Kichererbsen sowie Kokosöl.

©REUTERS/NIR ELIAS

"Gerade bei so neuartigen Produkten geht man als Gastronom logischerweise auch ein gewisses Risiko ein. Wir haben einige Gäste, die gerade deswegen in unser Restaurant kommen. Aber viele sind auch einfach neugierig. Deswegen war es uns wichtig, dass wir unser Personal entsprechend schulen, damit sie alle Fragen beantworten und Empfehlungen aussprechen können."

Vegane Leberpastete aus dem Glas

Vegane Foie Gras

©REUTERS/SARAH MEYSSONNIER

Auch in Spanien sorgt ein veganes Produkt für Furore: Ein Start-up brachte eine pflanzliche Stopfleber auf den Markt - innerhalb von zwölf Stunden war die erste Tranche von 5.000 Stück ausverkauft. Daraufhin sorgte "Hello Fuah!" für Nachschub, wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtet. Doch auch die nächsten 30.000 Gläser fanden prompt Abnehmer.

"Wir sind absolut überwältigt", sagte Javier Fernández, der Gründer des in Madrid ansässigen Start-ups Hello Plant Foods. "Unser Plan war es, langsam anzufangen, aber wir haben gerade unsere Produktion versiebenfacht. Es ist verrückt."

Das Unternehmen wollte unbedingt mit einer fleischlosen und tierfreundlichen Alternative zur Gänsestopfleber auf dem spanischen Markt starten: Die Rezeptur besteht aus Cashewnüssen, Kokosnussöl und Rote-Rüben-Extrakt.

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Seitdem das spanische Produkt auf dem Markt ist, sind Anfragen aus ganz Europa und den USA bei dem Hersteller eingegangen: "Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir haben nicht wirklich Werbung gemacht", so Fernández.

Je mehr über das Produkt berichtet wird, desto öfter wird gefragt, ob ein pflanzliches Produkt Aussehen, Textur und Geschmack von Stopfleber überhaupt nachahmen soll. "Manchmal sagen uns die Leute: 'Ihr Veganer seid so lästig, ihr wollt immer tierische Produkte imitieren. Warum müsst ihr Salat als Filets bezeichnen?'", so der 45-Jährige. "Was sie nicht verstehen, ist, dass es nur dann zu einer Veränderung kommt, wenn das Produkt hervorragend ist und dem, was die Leute aufgeben wollen, sehr ähnlich ist. Das haben wir gelöst."

Bereits vor zwei Jahren tischte der Pariser Koch Fabien Borgel erstmals seine perfektionierte, pflanzliche Variante namens Faux gras (Anm: Faux heißt Fehler oder gefälscht auf Französisch) in seinem veganen Restaurant 42 Degres auf, nachdem immer wieder im Internet Rezepte für eine solche aufgetaucht waren. Stopfleber gilt in Frankreich als Teil des kulturellen Erbes: "Die Alternative könnte einige Leute dazu bringen, etwas anderes zu versuchen", glaubt der Spitzenkoch im Interview mit Reuters.

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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