Lässiges Fine Dining im Creo. – ohne Karte und mit nichts, was nicht schmeckt
Mit "Creo." starten zwei bekannte Wiener Gastronomen eine neue Fine Dining Location im 8. Bezirk.
Es wurde etwas Neues erschaffen: In einem der wohl schönsten Wiener Geschäftslokale tun sich Chris Schilcher von der Cocktailbar "krypt" (9. Bezirk) und "Burgermacher" Franz Wogowitsch (7. Bezirk) erneut für eine gemeinsames Genussprojekt zusammen und kreieren in den schmuckvollen Räumen eines ehemaligen – zur Kaiserzeit – Schreibmaschinen-Laden ihr neues Restaurant "Creo." (vom lateinischen "creare" für erschaffen) in der Blindengasse 3 im 8. Bezirk.
Prunkstück
Die Location war "Liebe auf den ersten Blick", sagen die beiden, und für Schilcher das "perfekte Follow-up für das krypt." Quasi eine Auferstehung aus dem unteren Stockwerk in dem sich das krypt befindet.
Große Auslagenscheiben lassen schon von außen einen Blick auf die Marmorsäulen und das Art-dèco-Dekor, das schon seit 1927 den Eingangsbereich prägt, erspähen. Umringt mit Holzvertäfelungen und Details wie Holz-Intarsien schafft das Geschäftslokal allein bereits ein prunkvolles Flair.
Trotz der riesigen Auslagenscheiben mangelt es wegen der verschiedenen Bereiche und Ebenen nicht an Privatsphäre und Heimeligkeit.
Fine Dining, aber auf cool
Die Bar, direkt beim Eingang mit ihrem bronzefarbenen Mosaik-Steinen, lässt beim Betreten eine gediegene Club-Atmosphäre entstehen, die aber sofort mit coolen Elementen wie gemütlichen Sesseln aus Doka-Platten oder mit modernen Kunstwerken wie einer riesigen Alice im Wunderland Kunstwerk gebrochen wird.
Keine Karte, sondern Vertrauen
Festgelegt ist wenig im Creo. Es soll nichts serviert werden, was nicht schmeckt – eine Karte gibt es deswegen nicht. "Zu Beginn des Abends sagt man uns, was nicht am Teller landen darf, und anhand dessen kochen wir dann die Speisen", erklärt man dem KURIER beim Pre-Opening. "Die wenigsten werden also das gleiche Menü serviert bekommen." Zudem soll sich auch die Zahl der Gänge daran messen, wie lange man zu Besuch ist.
Kommt man um 18 Uhr und bleibt bis 23 Uhr, wird man mehr Gänge essen, als jemand, der später erscheint oder früher geht. Dementsprechend soll sich auch der Preis unterscheiden, wenn sich der Laden eingespielt hat. Ein ganzer Abend kostet 89 Euro, die Weinbegleitung bzw. das Wine-Tasting, wie sie es nennen, 32 Euro.
Das Essen
Beim Pre-Opening wurden acht Gänge mit Begleitung serviert. Der Auftakt legte die Messlatte hoch: Vitello Tonnato, äußerst gelungen gepaart mit einem Wermuth Cocktail. Eine beeindruckende Kombination, die den nächsten Gängen die Show gestohlen hat.
Eine brave Kürbissuppe mit Tempura-Austernpilz, gefolgt von einem Kürbisrisotto mit Parmesanschaum, der dem Gericht das Leben einhauchte. Die Pasta mit Venusmuschel und Chilifäden holte auf den Boden zurück, bevor der letzte Gang vor dem Hauptgericht wieder nach oben hievte.
Knusprig angebratener Wolfsbarsch mit einem ebenso knusprigen Würfel aus hauchdünnen Kartoffelschichten auf Belugalinsen brachte wieder ordentlich fahrt ins Menü. Und der Hauptgang hielt Schritt: Vorbildlich rosa gebratenes Beiried auf cremigen Trüffel-Kartoffelpüree und wildem Brokkoli – optisch und geschmacklich ein Hit. Glücklicherweise folgte auf diese kräftige Hauptspeise ein erstes, ebenso kräftiges Dessert: Ihre sogenannte Sachertorte 2.0, mit Schokosauce zum darüber gießen und Mango Sorbet. Das zweite Dessert und der letzte Gang war ein Versuch, aber der Geschmack dürfte zwischen den Schichten verloren gegangen sein. Ein Mille Feuille mit Pistaziencreme - ohne Pistaziengeschmack.
Begleitet wurde jedes Gericht mit einem sorgfältig ausgesuchten Wein, der jedes Gericht hervorragend komplementierte. Die Handschrift des "krypt" klar erkennbar; die Portionen waren großzügig und eher auf der sicheren Seite.
Es lohnt sich auf jeden Fall, dem Creo. einen Abend (oder mehreren) lang zu vertrauen. Und mit mehr Routine dürfte sich das Restaurant bald einen guten Ruf erkochen, Die Küche hat Potenzial, das Personal ist freundlich und aufmerksam und das Konzept ist so cool wie die Chefs selbst.
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