So einfach gelingt der echte Wiener Eiskaffee
Kalter Kaffee mit gefrorenen Bananen, mit Cola oder mit Orangenlimonade: Es darf, es muss aber nicht immer der klassische Wiener Eiskaffee sein.
In diesem Sommer kommen gefrorene Bananen in den kalten Kaffee – der neueste Foodtrend heißt schlicht "Bananen-Kaffee". Seit Ellie Gervais, eine junge Ernährungsberaterin in Costa Rica, ihren gemixten Muntermacher auf der Plattform Tiktok vorgestellt hat, überschlägt sich die Generation Z mit mehr oder weniger kreativen Eiskaffee-Rezepten.
Viele Länder wie Griechenland, Italien, Vietnam oder Österreich kennen Varianten des eisgekühlten Mokkas: Vor Kurzem eröffnete in der Wiener Innenstadt Die Cafetière im ehemaligen Naber – Leiterin Peggy Strobel serviert ihren Gästen einen gerührten Eiskaffee. Diese cremige Mischung aus heißem Espresso, Schlagobers und Vanilleeis findet sich kaum noch auf heimischen Getränkekarten, da sie nach der Zubereitung sofort serviert werden muss, sonst trinkt man einen warmen Milchshake.
Wiener Tradition
Berndt Querfeld bereitet in seinem Café Landtmann zwischen 50 und 150 Portionen des klassischen Wiener Eiskaffees am Tag zu: Vor zwei Jahrzehnten waren es noch 200 Gläser, damals hatte das koffeinhaltige Getränk jedoch keine Konkurrenz durch hausgemachte Eistees, Limonaden oder Aperol an warmen Nachmittagen.
"Gekühlter Kaffee hat in der Stadt eigentlich mehrere Rezepturen. Manche werden wie der gerührte Eiskaffee selten oder gar nicht mehr getrunken: So ist der Mazagran – ein gesüßter Kaffee mit Eisstückchen sowie Weinbrand oder Maraschino komplett in Vergessenheit geraten."
Übrigens hat Querfeld ein Faible für die gerührte Variante, die auch in einer Softeismaschine zubereitet werden kann.
Im Jahr 1790 servierte der Kaffeesieder Milani den Wienern ihren allerersten Eiskaffee. In seinem "Limonadezelt" – nach heutigem Verständnis ein Schanigarten – am Kohlmarkt 6 gab es Erfrischungsgetränke und Gefrorenes. Damals löffelten die Wiener Himbeer-, Zitronen-, Schokolade- und das für den Eiskaffee erforderliche Vanilleeis. Für seine eisgekühlte, koffeinhaltige Variante bereitete er gesüßten, schwarzen Kaffee mit Vanilleeis und Schlagobershaube zu.
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Statt Eis oder kaltes Wasser kommt kalte Milch ins Glas
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Instantkaffee wird mit kaltem Wasser gemixt
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Der Kaffee wird kalt (!) zubereitet – auf Wunsch mit Milch
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Heißer Kaffee trifft auf Kondensmilch
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Ursprung in Algerien, mit kaltem Wasser verlängert, wird in Portugal oft mit Zitrone getunken. In Wien früher mit Alkohol
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Affogato: Ein doppelter Espresso wird über eine Kugel Eis gegossen
Affogato oder Kaffee-Cola
Auch im Landtmann wird für die traditionelle Variante der gekühlte Espresso mit etwas Zucker sowie mit Vanille gesüßt und vorab zubereitet. "Der Kaffee darf nicht blass sein, aber auch nicht zu stark, da man doch eine kleine Menge trinkt. Früher handelte es sich eher um ein Dessert und weniger um einen Kaffeedrink", so Querfeld. Für das perfekte Trinkerlebnis setzt der Kaffeehaus-Betreiber mittlerweile auf 0,4-Liter-Gläser, früher servierte er den Eiskaffee in kleinen Gläsern. "Das Spannende an diesem Getränk ist, dass sich die Konsistenz ändert: Man löffelt und trinkt abwechselnd."
Der Cafetier lässt das Vanillesofteis in seiner Patisserie herstellen: "Je cremiger und je mehr Obers in der Eiscreme, desto runder wird die Geschichte."
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Durch die Internationalisierung trinken die Österreicher auch neue Varianten wie den "Affogato al caffè" – ein mit heißem Espresso überstürztes Vanilleeis: "Neu deshalb, weil sich diese Spezialität immer mehr durchsetzt und bestellt wird", erzählt Querfeld.
Kaffeeröster Michael Parzefall kann dem nur zustimmen: "Das Mengenverhältnis ist 1:1. Zuerst die Kugel Vanilleeis in das kleine Glas geben, sonst schwappt es über. Dann wird der Espresso in heißer Form direkt in die Tasse gegossen. Wichtig ist gutes Eis – wir verwenden eine Eiscreme mit echter Madagaskar-Vanille."
In seinem neu eröffneten Kaffeehaus Rauwolf auf der Wiener Mariahilfer Straße stehen neben dem Affogato auch eine Kaffee-Cola-Mischung, ein eisgekühlter Kaffee mit Orangenlimonade sowie ein "Cold Brew" auf der Karte: "Für Letzteres braucht man ein eigenes Gerät, das über Stunden hinweg das grob gemahlene Kaffeepulver im kalten Wasser extrahiert."
Je nach Einstellung tropft alle ein bis 15 Sekunden Wassertropfen auf das Kaffeepulver.
Klassischer Wiener Eiskaffee
Zutaten
Doppelter Espresso, alternativ: 50–60 ml starker, schwarzer Kaffee
100 ml kaltes Wasser
2 Eiswürfel
3 Kugeln Vanilleeis
Schlagobers
Zubereitung
- Einen doppelten Espresso zubereiten und direkt auf die zwei Eiswürfel in ein Kännchen brühen
- Den Espresso mit 100 ml kaltem Wasser verlängern
- Kaffee in ein Glas füllen und darauf 3 Kugeln Vanilleeis platzieren
- Mit Schlagobers dekorieren
Löskaffee zu Hause
Parzefall bereitet die Wiener Variante anders als Querfeld zu: "Bei uns wird ein heißer, doppelter Espresso mit Eiswürfeln gekühlt und dann mit kaltem Wasser verlängert. Ich empfehle eine Kaffeesorte mit Schokoladearomen." Statt Hohlhippe kommt ein Amarettini auf das Obershäubchen.
Ob der Kaffee vorher im Kühlschrank oder mit Eiswürfeln abgekühlt wird, kann zu Hause jeder für sich entscheiden. Querfelds Tipp: "Es muss auch kein Espresso sein: sehr gut eignet sich auch Löskaffee. Da sollte man sich nicht scheuen - zu Hause ist das sicher das Schnellste. Für das Geschmackserlebnis bei der Wiener Variante ist es am wichtigsten, dass der Kaffee kalt ist."
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