In welchen Variationen Spinat besonders dem Gaumen schmeichelt
Kein Gründonnerstag ohne das Blattgemüse: Mit der passierten Creme-Variante tut man ihm aber unrecht. Es kann auch am Gaumen brillieren.
In der vorösterlichen Kulinarik-Berichterstattung Spinat auszulassen, ist möglich. Aber warum sollte man darauf verzichten? Nur, weil sich (aus unerfindlichen Gründen) eingebürgert hat, am Gründonnerstag ausgerechnet die seltsamste Zubereitungsart – richtig, Cremespinat – zu servieren? Mit ein Grund für diese Vorliebe der Österreicher ist möglicherweise jenes Fertigprodukt eines bekannten Herstellers von tiefgekühlten Produkten. 1968 zogen die gefrorenen Spinatziegel in die Tiefkühl-Regale der Supermärkte ein. Bis heute sind sie der Bestseller im seither stark gewachsenen Sortiment. Iglo macht mehr als vierzig Prozent des Spinat-Jahresumsatzes bis Ostern.
Passiert und tiefgekühlt
Ob aus dem Tiefkühlfach oder selbst gemacht, muss gesagt werden: Was hat man Generationen von Kindern damit angetan, den Spinat fein zu passieren! Und erst dem dunkelgrünen Blattgemüse, das durchaus am Gaumen zu brillieren versteht. Wenn man es nicht so lieblos und etwas einfallslos behandelt, wie wenn man mit der Beifügung Creme etwas Nobles vortäuscht, das der Realität aus zerkochtem, mit lichter Einbrenn oder Obers angereichertem Brei keinesfalls standhält.
Vielleicht ist bereits erkennbar: Zwischen Cremespinat und dieser Autorin gab es keine Liebe. Die frühen Begegnungen mit dem Blattgemüse waren lange Zeit von reflexartiger Abwehr gekennzeichnet. Bis daraus geschmackliche Aha-Erlebnisse am Gaumen wurden, Spinat auch am persönlichen Speiseplan aufschien, war Überzeugungsarbeit von außen nötig. Doch es sei gesagt: Zartbittere Geschmacksnoten, pure Rohheit einzelner junger Spinatblättchen (etwa im Salat) und knackige Bissfestigkeit erschlossen sich letztendlich.
Zusammenfallen
Bestätigt werden sich jene fühlen, die der eher geringfügigen Verarbeitung des Blattgemüses von jeher den Vorzug geben und den Geschmack im Vordergrund belassen. Zumal es in der Verarbeitung unkompliziert und einfach scheint – man es ja nur „zusammenfallen lassen“ muss. Noch schöner ist da nur noch die Anweisung in manchen Rezepten, den Spinat „in sich“ zusammenfallen zu lassen. Welches Gemüse hat schon einen Zusammenfall zu bieten? Noch dazu in sich? Küchentechnisch verbirgt sich dahinter schlichtes Dünsten. Ähnlich schnörkellos das anschließende Finale. Ein wenig Knoblauch, Öl oder Butter sowie Salz und Pfeffer reichen. Voilà, eine Beilage, die mit gegrilltem Fisch und Erdäpfeln eine perfekte Harmonie eingeht.
Harmonie mit Milchprodukten
Apropos Harmonie: Da bringt Spinat einiges mit. Vor allem die Paarung mit Milchprodukten brachte eine Vielzahl von Speisen auch auf heimische Tische. Das hat neben geschmacklichen auch gesundheitliche Vorteile, und zwar für die Aufnahme der Inhaltsstoffe in den Körper. Spinat enthält schließlich Oxalsäure, die etwa die Aufnahme von Eisen und Kalzium hemmt. Das hebt allerdings bereits ein Schuss Sauerrahm oder Sahne wieder auf. Was Cremespinat auch nicht attraktiver macht. Nehmen wir lieber einen Spinatkäsestrudel als Anschauungsmodell. Das Mitbringsel aus dem Griechenland-Urlaub ist längst zum Fixstarter bei Teenie-Partys und Business-Fingerfood-Events geworden. Ein schnelles Familienessen noch dazu, und was übrig bleibt, kann am nächsten Tag noch als kalte Jause durchgehen.
Spinat hat also durchaus kulinarisches Potenzial, und das mit dem Passieren muss nicht unbedingt sein. Da wären etwa Spinatknödel oder Börek zu nennen und Spinat passt sogar auf Pizza oder zu Pasta schmeckt er vorzüglich. Was die bereits angesprochene Rohheit betrifft: Je jünger der Spinat, desto lieber als Salatzutat! Es könnte durchaus öfter Gründonnerstag sein.
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