Österreich hat mit Benjamin Parth einen neuen 5-Hauben-Koch

Gault&Millau zeichnet den Tiroler mit fünf Hauben aus. Insgesamt 762 Restaurants werden mit einer oder mehr Hauben ausgezeichnet.

Im Winter Koch und im Sommer Fußballer – so hatte er sich als Kind die Zukunft erträumt. In eine Ischgler Hoteliers-Familie geboren, wollte Benjamin Parth eines Tages "einfach nur besser" kochen als seine Mutter, später faszinierte den Teenager der lockere, ehrliche Stil von Jamie Oliver. Mit 19 war er schließlich der jüngste Haubenkoch Österreichs – mit 30 kürten ihn die Gourmetkritiker zum "Koch des Jahres". Sein Traum von der Champions League sollte sich zwar nie erfüllen, dafür wurde er jetzt in den Kocholymp aufgenommen.

Mittwochabend zeichnete der Restaurantführer Gault&Millau den Tiroler Spitzenkoch mit fünf Hauben (19 Punkten) aus.

Jakobsmuschel von Benjamin Parth 

©pro.media Philipp Jochum/pro.media/ Philipp Jochum

Der 34-Jährige und sein Stüva in Ischgl (3 Gänge/98 Euro) stehen jetzt in einer Reihe mit Steirereck-Chef Heinz Reitbauer, Silvio Nickol im Palais Coburg, Konstantin Filippou (alle in Wien), den Brüdern Obauer aus Werfen und Martin Klein im Ikarus (Salzburg). Alle Fünfhauber wurden mit 19 Punkten ausgezeichnet.

Im Interview mit dem KURIER zeigt sich Parth stolz: "Es ist eine schöne Sache, mit der fünften Haube in die Saison zu starten. Fünf Hauben in einem Skigebiet sind nicht selbstverständlich."

Der neue Fünf-Haubenkoch Benjamin Parth "kurz gefragt":

Drei Komponenten am Teller?

Ich bin noch viel puristischer geworden – wir legen noch mehr auf Qualität und Herkunft der Produkte.

Exotische Zutaten?

Wir sind in Tirol schneller am Meer als im Burgenland, dadurch ist unser Radius der Alpenraum und der zieht sich bis ins südliche Frankreich.

Lieblings-Zutat?

Meeresfrüchte.

Kinder?

Clara ist drei, Pia ist ein Jahr alt.

Gastronomie und Familie?

Ich habe eine sehr fleißige Frau, die eine große Stütze im Betrieb ist, damit ich meiner Kreativität Zeit widmen darf. Und wir haben sehr viele gute, rechte Hände.

Essen die Kinder so, wie Sie es sich vorstellen?

Nein, eine isst sehr brav. Die andere reizt mich gerade: Sie will nur Pommes mit viel Ketchup. Und an guten Tagen Spaghetti mit Parmesan.

Belohnung in der Hochsaison?

Bei uns geht’s jetzt los. Es ist eine schöne Sache, mit der fünften Haube in die Saison zu starten. Fünf Hauben in einem Skigebiet sind nicht selbstverständlich.

Feiern?

Das eine oder andere Glas Wein wird fließen, aber das Feiern wird mit dem Alter immer ruhiger.

Wein?

Ich liebe alles, was französisch ist. Weine aus dem Burgund und Bordeaux – alles, was man sich selten leistet, ist schön.

Sport?

Noch immer ganz wichtig in meinem Leben. Mir sagen alle, dass ich unausstehlich bin, wenn ich nicht eine Stunde am Tag ins Fitnessstudio gehe. Wenn man neben einem der besten Skigebiete der Welt lebt, dann muss man auch auf den Berg. Ich bin einer der wenigen Tiroler, der nicht gut Ski fährt, aber ich bin leidenschaftlicher Snowboarder.

Ziel?

Ich bin in meinem Beruf noch immer jung: Das Ziel sind 19,5 Punkte (derzeit 19 Punkte).

Tirol

Lukas Nagl, berühmt für seine Fisch-Gerichte, wird „Koch des Jahres 2023“

©Jürgen Schmücking

Das ist aber nicht die einzige Sensationsmeldung aus dem westlichen Bundesland: Österreich hat mit Traudl Sigwart von der Sigwarts Tiroler Weinstuben in Brixlegg wieder eine Vier-Hauben-Köchin – die einzige Vier-Hauben-Köchin hierzulande. Generell sei Feinschmeckern eine Reise in das Bundesland Tirol ans Herz gelegt, denn die Region weist so viele Aufsteiger wie keine andere auf. Zudem führt es mit 14 Vier-Hauben-Betrieben die Rangliste der Vierhauber an.

Noch ein anderes Bundesland, nämlich Oberösterreich, mischt mit: Lukas Nagl wurde zum "Koch des Jahres 2023" – in seinem Bootshaus in Traunkirchen nutzt er die reichen Schätze des Sees vor der Haustür und kombiniert sie mit Gemüse und Kräutern aus der Region.

Österreichweit vergab der Restaurantführer in Summe 1.486 Hauben an 762 Haubenrestaurants. 45 Betriebe wurden erstmals geehrt.

Frauen trumpfen auf

Lisa Krispel bekam den Titel „Patissière des Jahres 2023“

©Jürgen Schmücking

An dieser Stelle soll es nicht um Ranglisten der Bundesländer gehen, sondern um Frauen, die vor den Vorhang geholt werden: Zur "Patissière des Jahres 2023" wird Lisa Krispel vom Genusstheater im Weingut Krispel in Straden (Steiermark) gekürt, die mit ihren Kreationen aus Früchten, Beeren, Nüssen und feinem Teig verführt.

Parvin Razavi heizt im „&flora“ ordentlich ein und darf sich über den Titel „Newcomerin des Jahres“ freuen – gerne kocht sie orientalisch

©MICHAEL KOENIGSHOFER

Parvin Razavi vom &flora darf sich über den Titel "Newcomerin des Jahres" freuen, die mit ihren vegetarischen Gerichten wie "frittierter Karfiol auf Karfiolcreme mit Schnittlauch, nordafrikanischem Dukkah und knusprig frittierten Grünkohlblättern" aufhorchen lässt.

Dani Sternad erkochte den Titel „Wirtshaus des Jahres“

©Martin Gfrerer

Den Titel "Wirtshaus des Jahres" erkochte sich Dani Sternad vom Gasthaus Messnerei Sternberg, wo ausschließlich regionale Produkte aus der Region um Ossiacher See und Wörthersee verarbeitet werden.

Heidi Klinger: Auszeichnung für ihr Lebenswerk

©Manfred Klimek

Hedi Klinger, die ihren Gasthof Klinger in Gaspoltshofen im heurigen Jahr zusperrte, wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet: Auch wenn Thomas Bernhard, würde er noch leben, über die heimische Tagespolitik und Österreichs Kritiker-Szene eine Schimpftirade ablassen würde, so hätte ihm diese Meldung doch gefallen – Frittatensuppe sei Dank.

Info: "Gault&Millau Österreich 2023", herausgegeben von Martina Hohenlohe, 44. Ausgabe, 496 Seiten, 45 Euro

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

Kommentare