Anstoßen auf den Sonnenuntergang: Woher der Aperitivo stammt

Zwischen 18 Uhr und 20 Uhr hört man auf vielen Plätzen Italiens vermehrt Gelächter und klirrende Gläser. Denn dann trifft man einander vor den Bars und Lokalen, um gemeinsam den Tag zu beenden.

Die Mutter aller Aperitivos, der heute vor allem in Italiens Städten mit viel Genuss und sonnenbebrillten Chic zelebriert wird, ist eigentlich ein waschechtes Landei. So finden sich die Anfänge im idyllischen Piemont. Kehrten die Feldarbeiter gegen fünf Uhr nachmittags nach einem harten Tag zurück, setzten sie sich gerne mit ihren Familien und Kollegen zusammen. Um die Zeit bis zum Abendessen zu überdauern, stärkte man sich bei Salami und Käse und trank dazu ein Glas Wein. 

Die heiteren Zwischenmahlzeiten, die zumeist unter freiem Himmel stattfand, blieben nicht unentdeckt. Italiens Oberschicht, die den Sommer in ihren Landvillen verbrachte, sprach der Tradition rasch zu und nahm sie mit in die Städte. Vor allem in Mailand, Genua oder Venedig fasste das Ritual als Aperitivo schnell Fuß. Wobei jede Stadt ihren eigenen Stil zelebrierte:

In Mailand wirkt das vorabendliche Treiben gut und gerne gutbürgerlich, in Rom wiederum weht ein entspannterer Geist, während es unter den klassischen Arkaden Turins auch schon mal sehr laut zu gehen kann. Überall gleich ist aber die Aufgabe des Aperitivo: Er soll den Magen öffnen (ital. „aperire“, zu deutsch „öffnen“) und ihn auf das Abendessen vorbereiten. Klassischerweise wird dabei mit einem Aperol Spritz angestoßen, aber auch der stärkere Negroni oder ein fruchtiger Bellini sind beliebte Alternativen. Puristen hingegen begnügen sich mit einem einfachen Glas Wein.

Begleitet wird der Aperitif von kleinen Snacks, Chips, Oliven, Käse und Salami, von Focaccia und Tramezzini. Bars und Lokale, die einen Aperitivo anbieten, verrechnen meist für das Getränk ein paar Euro mehr, aber dafür sind die kleinen gereichten Speisen kostenlos. Völlig entspannt kann man so zu Sonnenuntergang das positive, genussvoll Lebensgefühl Italiens feiern. Das Schöne dabei: Ist der Urlaub irgendwann zu Ende, kann man wie die adeligen Damen und Herren von anno dazumal den Aperitivo als Tradition     mit nachhause nehmen.  

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