Eistrends von Sorbets bis Gewürzen: Wie Prosecco in den Affogato kommt
Die Österreicher lieben zwar ihre Klassiker, neue Eissorten in den Vitrinen erwarten sie aber dennoch jedes Jahr. Das können exotische Früchte ebenso sein wie ungewöhnliche Kreationen.
Natürlich sind wieder einmal die Italiener schuld. Sie beherrschen nicht nur die Kunst, perfekt Eis herzustellen - sondern auch, dieses am genussvollsten zu genießen. Spätestens im Vorjahr ist der klassische Affogato hierzulande angekommen und findet sich in vielen Cafés und Eissalons auf der Karte. Eine Kugel Vanilleeis in einem frischen Espresso zu "ertränken" (ital. affogare), ist für manche der beste schnelle Eiskaffee der Welt. Dabei gibt es mehr Getränke, um sie mit Eis zu kombinieren. Und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch der „Affogato mit Alkohol“ zu uns fand.
Und woher? Aus Venedig! Für den dort entstandenen Sgroppino - auch als Sorbetto al limone bekannt - wird Zitronensorbet mit einem Schuss Vodka und Prosecco cremig verrührt und in eisgekühlten (Stiel-)Gläsern serviert. Und es ist ebenso als erfrischendes Dessert beim Italiener an heißen Sommertagen beliebt. Im Wiener Eissalon "Leones Gelato" bemerkt man schon länger, dass die Kombination von Eis und Alkohol gefragter wird.
"Erlaubt ist dabei, was Lust macht", sagen Lisa und Georgio Leone. Da wird etwa Sorbet von Litschis, Guave oder Maracuja mit Prosecco übergossen und auch Brombeere mit Roséwein komme gut an. Oder sie servieren Zitronensorbet mit einem aromatischen Kräuterlikör. Worauf allerdings geachtet werden sollte: "Die neuen Affogati dürfen nur nicht zu süß sein", betont Lisa Leone.
Ein Eis für Europa kommt aus Belgien
Dieser Ansatz kann beim "Europäischen Eis des Jahres" vermutlich nicht eingehalten werden. Jedes Jahr nominiert seit 2012 ein anderes EU-Land eine besondere kalte Schleckerei, heuer ist es Belgien. Und dort entschied man sich für eine Kreation, die an die beliebte Süßspeise "Lütticher Waffeln" angelehnt ist: Vanille-Zimt-Eis mit gesalzener Butter und garniert mit Waffeln. Bei der Umsetzung können die Eismacher ihre Kreativität fließen lassen.
Früchte und Gewürze sind interessant
Dass die altbekannten Fruchtsorbets generell wieder auf dem Vormarsch sind, hat zum Teil auch mit dem Vegan-Trend zu tun. Und da gibt es mehr als exotische Früchte oder unbekanntes heimisches Obst wie Stachelbeeren oder Mispeln, wenn sie gerade Saison haben. Lisa und Giorgio Leone bemerken auch mehr Mut unter ihren Kollegen. Gewürze sind etwa ebenfalls derzeit ein großes Thema. Die erfrischende Wirkung von Basilikum wird ja bereits seit einigen Jahren mitunter für Eis genutzt. Nun werden auch mit Safran, Szechuan Pfeffer oder Kurkuma Akzente in den Eisvitrinen gesetzt.
Klassiker sind noch immer am beliebtesten
Wenn man nach den beliebtesten Eissorten geht, gehen allerdings nach wie vor die Klassiker am besten. Erdbeere, Haselnuss, Stracciatella und Schokolade hat etwa Stefan Mühlbacher immer vorrätig. Dennoch sind seine Kunden auch recht experimentierfreudig. "Neue Sorten werden schon erwartet." So finden sich mitunter Orange-Ingwer, Basilikum-Zitrone und Schwarzer Sesam zum klassischen Sortiment in der familieneigenen Konditorei in Ampflwang (OÖ). Vor einigen Jahren hat sich Mühlbauer noch mehr auf die Eisproduktion spezialisiert.
Sich von den Mitbewerbern abzuheben sei da wichtig. Er setzt etwa ganz auf natürliche Zutaten. "Unser After-Eight-Eis stellen wir etwa nicht mit Minzpaste, sondern mit frischer Minze her. Es hat dann zwar keine knallgrüne Farbe, wir verwenden aber frische Zutaten." Mit seinem Haselnusseis setzte er sich im März beim Grand Prix Gelato Österreich 2024 überhaupt gegen 80 Konkurrenten aus Italien, Deutschland, Slowakei Ungarn und Österreich durch und landete auf Platz 1.
Schwere Entscheidung: Kaffeeeis oder Eiskaffee
Übrigens hat auch Österreich sein "Eis des Jahres": Kaffee in seinen verschiedensten Variationen. Ist das nicht ein Paradoxon in sich? Nein, betonte Andrew Nussbaumer, Sprecher der Eissalonbetreiber in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) bei der Präsentation im März. "Man kann die Zutat Kaffee natürlich auch in Eisform genießen, es gibt neben dem klassischen auch weißes Kaffeeeis und vieles mehr." Ausprobieren kann man die verschiedenen Kreationen im Rahmen der Kaffee-Eiswoche vom 29. April bis 5. Mai.
Wer dennoch lieber beim klassischen (Eis-)Genuss bleibt, könnte sich auch einen Eiskaffee gönnen. Der zählt nämlich ebenso zum heurigen "Eis des Jahres". Und, sagt Nussbaumer: "Er zählt zu jenen Getränken, die in Eissalons am häufigsten bestellt werden."
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