150-Jahr-Jubiläum: Hinter den Kulissen des Imperial

In der Geschichte des Nobel-Hotels an der Wiener Ringstraße haben sich viele Erinnerungsstücke und Geschichten angesammelt. Archivar Michael Moser erzählt

Man muss es klar sagen: Der Opernball findet mitunter zum falschen Zeitpunkt statt. Zum Beispiel ausgerechnet dann, wenn ein US-Kult-Regisseur zum Filmdreh lädt. Und so arbeitet in Wes Andersons "The Grand Budapest Hotel" zwar ein Mr. Mosher an der Rezeption. Der trägt aber die Züge von Schauspieler Harry Pine. Während Chef-Concierge Michael Moser wie jedes Jahr den Kraftakt Opernball im Wiener Hotel Imperial bewältigte.

Es ist nur eine der unzähligen Anekdoten, die Michael Moser fast nebenbei erzählt. Ebenso, dass Wes Anderson das Imperial als eines der Vorbilder für seinen Film wählte, er aber nicht an den Prunkräumen interessiert war. "Er wollte alles hinter den Kulissen sehen."

Zurückgeholt

Bei Moser war Anderson an den Richtigen gekommen. Kaum jemand kennt das ehrwürdige Hotel, das heuer sein 150-jähriges Bestehen feiert, besser als er. 1983 begann der Absolvent der renommierten Hotelfachschule Kleßheim als Concierge im Ringstraßen-Hotel, 2014 ging der gebürtige Kärntner als Chef-Concierge in Pension. "Und 2015 hab ich wieder begonnen – als Archivar."

Vieles hat sich in der langen Geschichte des einst als adeliges Palais errichteten Gebäudes angesammelt: Historische Speisekarten, auf Seide gestickt oder in klappbare Silberrahmen verpackt. Unzählige Fotos, interne Anweisungen oder Gästewünsche – gesammelt in Pappkartons nach dem Anlass geordnet. Auch eine Marmortafel über den Aufenthalt des Dichters Rilke sowie der Taktstock von Star-Dirigent Zubin Metha wird neben Porzellan, Emblemen und Hotel-Modellen im Hotel-Archiv aufbewahrt.

Geschichte soll greifbar sein, sagt Generaldirektor Mario Habich. "Für unsere Gäste ist das wichtig. Bei uns ist das authentisch, nicht nachgestellt. 150 Jahre sind natürlich ein Meilenstein für das Haus. Wir wollen den Gästen aber auch einen Einblick in unsere Geschichte geben und diese weiterführen."

Dazu gehört auch, dass die "Relikte aus vergangenen Tagen", wie Habich sie nennt, nicht verstauben. Das Silberbesteck (für 28 Personen, in Summe ca. 300 Teile) etwa, das die nicht mehr existierende Wiener Silbermanufaktur Klinkosch um 1890 für den damaligen Besitzer des Hauses Johann Frohner angefertigt wurde, kommt noch immer zum Einsatz. Dass der Anlass ein besonderer sein muss, versteht sich von selbst. Einer davon: der Besuch des japanischen Kaisers Akihito und seiner Frau Michiko im Jahr 2002. Wiener Schnitzel und Kaiserschmarren habe er sich gewünscht, erzählt er.

Hotel Imperial

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Gästebücher

Kaiser, Könige, Wissenschafter und Künstler gehören seit seinem Bestehen zu den Gästen des Hauses. Davon zeugen die Gästebücher, die wie ein Schatz gehütet werden und das Who is Who der jeweiligen Zeit abbilden. Bis zum Jahr 1915 gehen sie lückenlos zurück. Charlie Chaplin hinterließ ebenso seine Unterschrift wie Walt Disney oder Alfred Hitchcock.

Die "Rolling Stones" wohnten ebenso über die Jahre immer wieder im Hotel, wenn sie in Wien auftraten, 2006 verewigten sich alle vier auf einer Doppelseite. An Musiker Eric Clapton erinnert sich Moser besonders gern, "weil ich seine Musik so gerne mag". Nur einen einzigen Gast habe man nicht zu einem Eintrag überreden können. "Das ist nicht üblich, in privaten Häusern wie unserem zu unterschreiben."

Das historische Silberbesteck aus dem Jahr 1890 wird noch zu besonderen Anlässen verwendet 

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Speisekarte im Silberrahmen aus 1910

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Für den Staatsbesuch der Queen 1969 erhielt das Hotel ein dickes Protokollbuch

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Königin Elizabeth II. und Prinz Philip hinterließen dem Hotel zwar ihre Signatur während ihres Staatsbesuchs 1969. Vom Außenministerium erhielt das Hotel, wie bei Staatsbesuchen üblich, ein dickes Protokollbuch mit Dienstanweisungen für die Imperial-Mitarbeiter, bis ins kleinste Detail. Für die Queen mussten andere Dinge als sonst bei den Gästen bedacht werden. Es wurden die Möbel der Fürstensuite ausgetauscht. "Damit spätere Gäste nicht sagen können, sie hätten im selben Bett wie die Queen geschlafen."

Und solche Geschichten kann nicht einmal ein Regisseur wie Wes Anderson liefern.

„Große Verantwortung, alles zu bewahren“: Generaldirektor Mario Habich (li.), Archivar Michael Moser (re.) 

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"Beautiful and splendid“ befand Charlie Chaplin 1931 über seinen 
Aufenthalt   

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