Gasteinertal: Namasté am Berg
Der jährliche Yogafrühling und Yogaherbst im Gasteinertal ziehen viele Besucher an. Die Qualität der Kurse wird hochgehalten, so auch der Spaß
Sie spricht acht Sprachen fließend, ihre Mutter ist Managerin, der Vater Anwalt. Ihr Weg war vorgezeichnet: eine erfolgreiche Diplomatin sollte Sofie Drexler werden. Ursprünglich interessierte sie sich für internationale Beziehungen und studierte Politikwissenschaften. In ihren Zwanzigern führte sie eine ihrer Reisen nach Nepal, wo sie in einem Friedensforschungsinstitut arbeitete und unerwartet an einer Yogalehrerausbildung teilnahm.
Diese Erfahrung brachte sie zum Nachdenken darüber, ob sie wirklich in die Richtung gehen wollte, in die ihr bisheriger Werdegang sie geführt hatte. Die Angst davor, mit vierzig Jahren in einem Leben festzustecken, das nicht ihrem wahren Selbst entspricht, trieb sie dazu, diesen Weg nicht weiterzuverfolgen. Trotz des Unverständnisses ihrer Familie, die sie für zu intelligent hielt, um eine vermeintlich weniger anspruchsvolle Karriere wie die einer Yogalehrerin zu wählen, folgte sie ihrem Herzen.
Heute kennt Sofie Drexler kaum jemand unter diesem Namen. Ihre Freunde und Kolleginnen nennen sie Fia Sonora. „Ich habe mich über die Jahre nicht nur in Yoga, sondern auch in die brasilianische Kunst des Capoeira verliebt. Jeder Capoeirista bekommt einen Namen, der seinen persönlichen Charakter ausdrückt. Meiner ist Fia Sonora – die Tochter der Wüste“, erzählt die heute 35-Jährige. Ein Satz, den sie immer wieder betont: „Bewegung ist mein Leben.“ Nach etlichen Reisen rund um die Welt hat sie sich im Jahr 2021 in Gastein niedergelassen, um hier ihrer Passion nachzugehen.
Yogatage in Gastein
Seit zehn Jahren bereits gibt es die Yogatage in Gastein, der Überbegriff für den Yogafrühling und den Yogaherbst. Und seit drei Jahren ist Fia Sonora für die Planung und Organisation des Programms verantwortlich. So sucht sie etwa die Yogalehrer und Yogalehrerinnen aus, Vielfalt und Erfahrung sind ihr dabei besonders wichtig. Und natürlich ist sie selbst als Yogalehrerin am Start. „Es war mir von Anfang an wichtig, neuen Lehrenden Raum zu geben“, sagt sie zu den inhaltlichen Weiterentwicklungen der Yogatage in den vergangenen Jahren, an denen sie maßgeblich beteiligt war.
„Die Gäste erwartet ein sehr buntes Programm und die Möglichkeit, das Yoga-Event so zu gestalten, wie sie möchten. Also ganz nach den persönlichen Bedürfnissen individualisiert. Man kann aus unterschiedlichen Yogalehrern, Yogastilen und aus einer Reihe von Kraftplatzorten in Gastein auswählen“, sagt Fia Sonora. So etwa Yoga am Berg, beim Wasserfall, im Kurpark oder in der Alpentherme. Je nachdem, was einen anspricht.
„In Gastein macht jeder und jede eine ganz eigene Erfahrung, weil man sich die Tage komplett nach den eigenen Wünschen zusammenstellen kann.“ Es gibt Kurse für Anfänger (passend für die Autorin), für Fortgeschrittene, auf Englisch oder auch spezielle Workshops, wie etwa Stressmanagement, Akupressur oder Stimmentfaltung.
Fia Sonora betont, dass die Gruppen bewusst kleingehalten werden. „Mir ist die Nähe zwischen Lehrern und Schülern besonders wichtig, sonst hat man nicht viel davon.“ Die diesjährige Eröffnungsveranstaltung des Yogafrühlings 2024 steht unter dem Motto „The Future is Now“. Außerdem wird es eine Teezeremonie sowie eine Räucherzeremonie geben. Hinzu kommen Workshops von dem YouTuber Marcel Clementi.
Persönlicher Rückblick
Die Autorin dieser Zeilen besuchte den Yogaherbst 2023. Viele der Hotels organisieren Shuttles, die einen direkt vom Bahnhof abholen. Falls man, wie die Autorin, nicht an eine eigene Yogamatte gedacht hat, wird man mit solch einer versorgt. Kommt man in der Ortschaft an, erinnert ein großes Banner mit der Aufschrift „Namasté“ daran, dass hier die Yogatage stattfinden. Ansonsten wirkt alles überraschend ruhig. Schließlich geht es am nächsten Tag in der Früh in einer bestgelaunten Gruppe von zehn Personen mit der Seilbahn hinauf auf die Schlossalm.
Die Yogamatten werden auf einem Plateau ausgebreitet, die anfängliche Kälte verfliegt recht schnell und endet im mittelmäßigen Schwitzen. Die Lehre: Auch langsam wechselnde Posen sind etwas anstrengend. Aber sie tun gut. Die Gruppe, bestehend aus Männern und Frauen zwischen 25 und 60 Jahren, schießt noch ein paar Fotos am Berg und dann geht es auch schon zum nächsten Kurs.
Am Nachmittag steht Aroma-Yoga auf dem Plan. Der Kurs findet in einem der Hotels in Bad Hofgastein statt. Große Schilder führen auch die orientierungslosesten Menschen in den richtigen Kursraum. Die Yogalehrerin begrüßt alle Teilnehmer persönlich und wird im Laufe der Stunden auch jede und jeden immer wieder mit dem Namen ansprechen. Während die Teilnehmer in unterschiedlichen Posen verharren, schlängelt sie mit einem stärkenden Auraspray zwischen ihnen umher und massiert die Nacken. Die Gruppe besteht aus zwölf Frauen und einem Mann, die älteste Teilnehmerin ist fast achtzig Jahre alt und heißt Maria. Als sich Maria am Ende der Stunde in die Shavasana-Position begibt (Rückenlage zur Entspannung), klatschen alle anderen und gratulieren zu der tollen Leistung.
Zum Abschluss des Tages findet ein Vollmondritual mit Fia Sonora statt. Eines der Highlights: Die Teilnehmer dürfen den Gong schlagen.
Erlebnisse im Gasteinertal
Gasteiner Heilstollen
Die Kombination von hoher Luftfeuchtigkeit, Wärme und Radon im Inneren des Radhausberges in Bad Gastein macht den Heilstollen zu einer weltweit einzigartigen Therapieform.
Alpentherme
Das Thermalwasser sprudelt mit 46 °C direkt aus den Felsen. Ein Mix aus Wärme und schwacher Radioaktivität. Und für jene, die es wilder brauchen: Es gibt tolle Rutschen.
Smaragd See
Der Thermalwasser- Badesee, der auch als „Smaragd See“ bekannt ist, misst eine Wasserfläche von 1.300 m2 und befindet sich in der Relax World der Alpentherme in Bad Hofgastein.
Übernachten
Unterschiedliche Hotels sind Partnerbetriebe der Gasteiner Yogatage. So etwa auch das „Hotel Alpenhaus Gasteinertal“ in Bad Hofgastein.
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