Biograf: Prinzessin Kate im Privaten "klüger, humorvoller"
Prinzessin Kates Video sorgte weltweit für Schlagzeilen. Royal-Experte und Kate-Biograf Robert Jobson sieht in Catherine den Schlüssel zur Zukunft des Königshauses.
Es war eine kurzfristig einberufene Pressekonferenz des englischen Königshauses, zu der Robert Jobson Montagnachmittag gerufen wurde. Dort erhielten er und andere britische Journalisten jene Nachricht, die seitdem die englischen Medien dominiert: Prinzessin Catherine hat ihre Chemotherapie beendet.
Trotz dieser positiven Nachricht bleibt Jobson beim Gespräch in der Londoner Royal Overseas League zurückhaltend: "Ich glaube, wir werden sie in diesem Jahr höchstens bei ein oder zwei öffentlichen Auftritten sehen."
Möglicherweise wird sie am 10. November gemeinsam mit König Charles an den Feierlichkeiten zum "Remembrance Sunday" teilnehmen. Eventuell könnte es im Dezember ein Weihnachtskonzert in der Westminster Abbey geben.
Was Kate besonders macht
Trotz ihrer Abwesenheit hat Robert Jobson die zukünftige Königin in den jüngsten Monaten besser kennengelernt - wenn auch vor allem durch Erzählungen und aus der Perspektive anderer.
Für sein soeben erschienenes Buch "Catherine, Princess of Wales" (John Blake Verlag) hat er drei Jahre lang mit Vertrauen, royalen Experten, Palastinsidern gesprochen. Sein Fazit: "Sie ist ein Enigma, ein Rätsel." Informationen über sie zu erhalten, sei schwieriger als bei jedem anderen Royal: "Sie hat zwei Seiten und trägt in der Öffentlichkeit eine Maske." Im privaten Umfeld sei sie klüger, humorvoller. "Sie lacht viel." Kate habe ihre anfängliche Schüchternheit überwunden und sich an die öffentlichen Auftritte gewöhnt, die ihr früher schwerfielen. "Aber das hat auch seinen Preis", sagt Jobson – ein Hinweis auf ihre Krankheit.
Sie hält das Königshaus der Zukunft
Gleichzeitig sei Prinzessin Catherine die vielleicht wichtigste Person für die Zukunft des Königshauses: "Sie ist das Bindeglied." Trotz ihres privilegierten Aufwachsens bringe sie eine wichtige Perspektive mit: "Ihr Großvater war Maler; sie weiß, was es bedeutet, einen Kredit abzubezahlen. Sie hat ein Verständnis für das normale Leben - und das wird wichtig sein, wenn Menschen die Monarchie in Frage stellen."
Die junge Generation in Großbritannien sieht die Royals zunehmend kritisch. Jeder vierte Brite glaubt, dass das Land ohne die Monarchie besser dran wäre. Und während 77 Prozent der über 65-Jährigen die Monarchie schätzen, tun das nur 30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen.
Die neue Labour-Regierung will das Prinzip der ererbten Adelstitel abschaffen. Im Oberhaus sollen künftig keine Lords und Ladys mehr sitzen, die ihre Titel erben. "An der Spitze dieser Pyramide", erinnert Jobson, "ist das Königshaus." Er glaubt zwar nicht an eine Abschaffung der Monarchie, warnt jedoch, dass der Palast nichts als selbstverständlich ansehen dürfe.
Ehrlich privat oder Shampoo-Werbung
Das Video, mit dem der Palast Kates Neuigkeiten verkündete, könnte ein erster Versuch sein, sich auf diesen Paradigmenwechsel einzustellen: William und Catherine, Hand in Hand, sich küssend, gemeinsam mit ihren Kindern – privat am Strand und beim Kartenspielen.
Die Sun bezeichnete es als den "intimsten Blick von außen auf das königliche Leben, den es je gab". Die Times sah die Prinzessin "in ihrer privatesten und echtesten Form". Eine deutliche Wandlung, meint Robert Jobson, im Vergleich zu vor zwei Jahren, als Prinz William wütend auf Fotografen reagierte, die seine Kinder bei einer Radtour ablichten wollten.
Und doch stieß das Video auch auf viel Kritik: "Verzeihen Sie mir", schrieb Madeline McDonagh vom Evening Standard, "war es nötig, diese Nachricht in einem grässlichen Video mit der Nation zu teilen?" Ihrer Meinung nach hätte es besser als Werbung für ein Haarshampoo gepasst.
Im Guardian fragte Madeline Hyde, ob es nicht traurig sei, dass eine Mutter, die sich von ihrer Chemotherapie erholt, gezwungen sei, auf diese Weise "Gratulanten" auf Abstand zu halten.
Der Wunsch nach Kontrolle
Robert Jobson sieht es nicht ganz so kritisch. Er findet das Video "gelungen". Und doch: "Es ist anders als alles, was ein Royal in der Vergangenheit gemacht hat." Eine ausgeklügelte Kommunikation, die zeige, dass der Palast die komplette Kontrolle möchte. Ohne Pressetermin, ohne Journalisten, die unangenehme Fragen stellen könnten.
Das Königshaus fühlt sich offenbar verletzlich und angreifbar, räumt Jobson ein. Dies zeige sich auch in anderen Maßnahmen: Nach seiner Krebsdiagnose ließ König Charles Prinz William ein Dokument unterzeichnen, das festlegt, dass William niemals mit allen seinen Kindern gemeinsam in einem Helikopter fliegen darf.
Dennoch sollte Abschottung nicht die Lösung sein: "Wir sollten Fragen stellen können", sagt Jobson. Ob das beim nächsten öffentlichen Auftritt – vielleicht am Remembrance Sunday – möglich sein wird, bleibt abzuwarten.
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