Kinostart: Zwischen nackten Brüsten und Burkini im "Freibad"
In Doris Dörries Komödie der (Gender-)Stereotypen tobt Culture-Clash im Frauenfreibad.
Erst ein Hund, dann ein Mann – im Frauenfreibad herrscht Aufregung. Im Freibad in Freiburg sind nämlich nur Frauen erlaubt. Nicht einmal Buben.
Doch schon vor dem Eindringen von männlichen und vierbeinigen Besuchern hängt der Segen im Badeidyll schief. Die alteingesessenen Besucherinnen über 50 fühlen sich von der Diversität anderer Generationen und Kulturen gestört. Andrea Sawatzki als abgehalfterter Ex-Schlager-Star Eva schaukelt demonstrativ ihre nackten Brüste in der Sonne und lässt sich dafür als FKK-Oma beschimpfen. Sie revanchiert sich dafür mit „Burkini-Schlampe“.
Ihre Freundin Gabi wiederum (lustig: Maria Happel) versucht, heimlich einen Hund ins Freibad zu schmuggeln. Die Situation eskaliert, als eine Gruppe reicher arabischer Frauen in Vollverschleierung das Terrain betritt. Das missfällt selbst der muslimischen Großfamilie, auf deren Handy als Klingelton ein Muezzin-Ruf ertönt.
Ähnlich wie im Culture-Clash-Hit „Monsieur Claude“ lässt auch die deutsche Regisseurin Doris Dörrie Klischees und Vorurteile mit Hang zur Klamotte hart aufeinanderprallen. Jede (Trans-)Frau verkörpert ein Gender-Stereotyp, von der Kampflesbe bis hin zur vereinsamten Alt-68erin. Viel Platz für Zwischentöne bleibt zwischen den Schlägen mit dem Pointen-Holzhammer nicht.
Immerhin beschäftigt die Frage nach persönlicher Freiheit und ihre Grenzen alle Besucherinnen: Ist ein Burkini ein Instrument der Unterdrückung oder doch als Ganzkörperanzug recht sexy? Muss man sich vor der „Islamisierung des Abendlandes“ fürchten?
Das temperamentvolle Ensemble ist spielfreudig, das sommerliche Setting spritzig; und alle bekommen – ganz demokratisch – ihr Fett gleichermaßen ab.
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