Schiefe Turm von Pisa

Wer hätt’s gewusst? 13 Fakten über den Schiefen Turm von Pisa

Der Schiefe Turm von Pisa ist nicht nur eines der meistfotografierten Objekte in Italien, sondern auch ein Zeugnis historischer Ereignisse. 13 Fakten über das Bauwerk.

Jedes Jahr pilgern über fünf Millionen Touristen nach Italien, um das schiefstehende Bauwerk zu sehen, welches inzwischen als Wahrzeichen der Stadt Pisa gilt. Die Grundsteinlegung erfolgte im August 1173, heute zählt er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch hinter dieser jahrhundertealten Ikone steckt noch viel mehr. 13 Fakten über den Schiefen Turm von Pisa.

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1. Der Bau des Turms dauerte zwei Jahrhunderte

Wie bereits erwähnt, erfolgte die Grundsteinlegung im August 1173. Bis 1178 hatten die Arbeiter das dritte Stockwerk des Baus erreicht. Dieses war bereits leicht nach Norden geneigt. Doch aufgrund eines militärischen Konflikts mit anderen italienischen Staaten stoppte das Projekt und wurde erst 1272 wieder aufgenommen. Diesmal dauerte der Bau nur 12 Jahre, bevor ein weiterer Krieg die Arbeit unterbrach. Schließlich kam es im 14. Jahrhundert erneut zu einer Bauwelle - die letzte, die 1372 mit dem Einbau einer Glockenstube endete.

2. Schlecht geplante Baupläne sorgten für Schieflage

Die heutige Schieflage, die das Objekt so bekannt gemacht hat, hätte durch eine bessere Planung vermieden werden können. Das flache Fundament und der weiche Boden von Pisa, welcher aus Sand, Lehm und Ablagerungen der toskanischen Flüsse Arno und Serchio besteht, waren zu instabil, um den Turm schon in der frühen Bauphase zu tragen. Die Bauherren bemerkten erstaunlicherweise diesen Fehler bereits beim Baubeginn. Schon ab der dritten Etage begann der Boden nachzugeben und der Turm kippte leicht zur Seite.

3. Die Neigung des Turms änderte die Richtung

Nachdem man 1272 den Baubeginn des Turms wieder aufgenommen hatte, verbesserten die zusätzlichen Ausbauten die Schieflage nicht wirklich. Ganz im Gegenteil: Die Aneinanderreihung zusätzlicher Stockwerke über den bestehenden drei Etagen brachte den Schwerpunkt des Gebäudes ins Wanken und bewirkte eine Umkehrung seiner Neigungsrichtung. So neigte sich das einst nach Norden geneigte Bauwerk weiter nach Süden, als der Turm sein viertes, fünftes, sechstes und siebentes Stockwerk erreichte.

4. Galilei soll kleine Kanonenkugeln von der Spitze des Turms geworfen haben

Zu Galileo Galileis berühmtesten Errungenschaften gehörte die Entdeckung, dass die Wirkung der Schwerkraft auf ein Objekt unabhängig von seiner Masse gleich ist. Zu dieser Offenbarung soll der Renaissance-Physiker gekommen sein, als er 1589 angeblich eine Kanonen – und eine Musketenkugel vom Turm abgeworfen hat. Da seine Biografie von seinem Schüler Vincenzo Viviani verfasst wurde, ist bis heute unklar, ob dieses Experiment jemals so stattgefunden hat.

5. Mussolinis Versuch den Turm zu reparieren, machte es nur schlimmer

Im Jahr 1934 erklärte der italienische Diktator Benito Mussolini, dass der Schiefe Turm von Pisa eine Schande für den Ruf des Landes darstelle und stellte Mittel für dessen Sanierung bereit. Daraufhin bohrten seine Männer Hunderte von Löchern in das Fundament des Bauwerks und pumpten Tonnen von Mörtel hinein, um so die Neigung auszugleichen. Doch der Sockel des Turms sank durch den schweren Zement nur tiefer in den Boden ein, was zu einer noch stärkeren Schieflage führte.

6. Im II. Weltkrieg diente der Turm als militärischer Stützpunkt

Die deutsche Armee machte sich den Turm zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zu Nutzen. Auch wenn die markante Silhouette ihn zu einem leichten Ziel zu machen schien, empfand die Wehrmacht ihn als einen wichtigen Aussichtspunkt, da der hohe Turm eine optimale Überwachung des umliegenden flachen Geländes ermöglichte.

7. Amerikanische Truppen wollten den Turm einst zerstören

Als 1944 die US-Armee gegen die deutsche Wehrmacht vorrückte, bekamen sie den Auftrag, das Bauwerk zu zerstören. Jedoch waren die Soldaten vom Charme des Turms zu fasziniert, als dass sie ihn zum Einsturz gebracht hätten. Im Jahr 2000 legte der Veteran Leon Weckstein in einem Interview mit The Guardian dar, wie die amerikanischen Truppen vor Ort vom Anblick des Schiefen Turms so begeistert waren, dass sie nicht nach Feuersalve rufen konnten. Sie waren zwar bereit, den Nazi-Stützpunkt anzugreifen, zogen sich aber unter feindlichen Beschuss zurück und ließen das Gebäude intakt.

8. Die Neigung des Turms nahm über die Jahre zu

Der Boden unter dem Turm wurde mit der Zeit immer schwächer. Die anfängliche Neigung von 0,2 Grad nahm im Laufe der folgenden Jahrhunderte allmählich zu und erreichte 1990 ein Maximum von 5,5 Grad. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts ebnete ein Team von Ingenieuren den Boden unter dem Bauwerk und führten einen Verankerungsmechanismus ein, um die Neigung des Turms zu korrigieren. Das Projekt verlieh dem Turm einen sicheren Stand und verhinderte so, dass er weiter kippte. Doch erst 2008 konnte durch einen zweiten Versuch das Schieffallen des Turms zum ersten Mal überhaupt wirklich gestoppt werden. Eine Analyse von 2022 ergab, dass sich die Neigung des Turms seit 2001 um weitere 1,6 Grad korrigiert hat.

9. Die für das Sanierungsprojekt beauftragten Ingenieure waren keine Experten auf dem Gebiet

John Burland war nicht gerade ein Hauptkandidat für ein Projekt wie die Festigung des Schiefen Turms. Denn Burland gab zu, dass Bodenmechanik – der Bereich der Ingenieurswissenschaften, der eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Turms spielt – sein schlechtestes Fach während seines Grundstudiums war. Doch letztendlich überwand er seine Abneigung gegen dieses Fach und wurde Professor am Imperial College London.

10. Der Turm ist noch immer nicht kippsicher

Sollten keine zusätzlichen Anstrengungen unternommen werden, künftige Neigungen zu verhindern, wird der Turm voraussichtlich noch die nächsten 200 Jahre stabil bleiben. Doch zu Beginn des 23. Jahrhunderts spätestens wird der Boden wieder nachgeben und die Neigung langsam steigen.

11. In Pisa gibt es weitere schiefe Türme

Ja, der Schiefe Turm von Pisa ist nur einer von mehreren schiefen Türmen dieser Stadt. Eine Reihe der Bauwerke leiden aufgrund des weichen Bodens unter grundlegender Instabilität. Dazu gehört unter anderem die Kirche San Nicola aus dem 12. Jahrhundert, die etwa eine halbe Meile südlich des Schiefen Turms von Pisa liegt. Aber auch San Michele degli Scalzi, ebenfalls eine Kirche, aber aus dem 11. Jahrhundert, ist davon betroffen. Diese hat eine deutliche Neigung von 5 Grad und liegt etwa drei Kilometer östlich des Schiefen Turms.

12. Eine Felskuppel in der Antarktis ist nach dem Turm benannt

Auch wenn es französische Antarktisforscher waren, die diese besonders mächtige Felskuppel im Geologie-Archipel des siebenten Kontinents entdeckt haben, wurde sie nach dem Schiefen Turm von Pisa benannt. Die 27 Meter lange Formation, die erstmals 1951 auf der Insel Rostand dokumentiert wurde, trägt aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem Gebäude den Spitznamen "Tour de Pise“.

13. Der Boden könnte den Turm vorm Einstürzen schützen

Seit dem Beginn des Baus des Schiefen Turms gab es in Italien schon mehrere, teilweise schwere Erdbeben – doch das Bauwerk hat sie alle überstanden. Dabei könnte tatsächlich der Boden der Grund sein, warum der Turm bisher die Erschütterungen überlebte. Nach Angaben des International Information Center of Geotechnical Engineers sorgt die Steifheit des Turms dafür, dass er nicht mit der Bodenbewegung mitschwingt. Dadurch werden die auf die Strukturelemente der Konstruktion wirkenden Kräfte verringert.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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