Drosera rotundifolia: So sieht der heimische Sonnentau aus.

Botaniker entdecken auf Fotos im Internet neue fleischfressende Pflanzen

Soziale Medien wurden jüngst wieder einmal Helfer der Wissenschaft. So konnten bisher unbekannte Sonnentau-Arten beschrieben werden.

Von wegen große Entdeckungsfahrt - jüngste Erkenntnisse gewannen Artenforscher vom Schreibtisch aus: Ein deutsch-australisches Wissenschaftsteam entdeckte kürzlich vier neue fleischfressende Pflanzen in den sozialen Medien. Die Schnappschüsse waren dort von Naturliebhabern gepostet worden. Solche zufällig, teils absichtlich publizierten Daten von Hobbyfotografen seien zu einer wertvollen Quelle für Biodiversitätsforschenden geworden.

Laien schaffen Datenfülle

Neue Verwandtschaft: (A) D. atrata; (B) D. calycina; (C) D. esperensis; (D) D. hortiorum; (E) D. koikyennuruff; (F) D. macropetala; (G) D. microphylla; (H) D. reflexa; and (I) D. rubricalyx.

©Thilo Krueger / Curtin-University

Das Forscherteam um Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München und dem GeoBio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität München und Doktorrand Thilo Krueger von der Curtin Universität Westaustralien hatten sechs bisher unbekannte, in Westaustralien vorkommende fleischfressende Sonnentau-Arten beschrieben und die Ergebnisse der Untersuchungen in der Fachzeitschrift "Biology" veröffentlicht. Bisher waren nur drei Arten aus dem sogenannten Drosera-microphylla-Artkomplex bekannt.

Das Bildmaterial auf Facebook, Instagram und Co. ist von großer Bedeutung für den Schutz vieler Tier- und Pflanzenarten. Fleischmann betont: "Vor allem die Ermittlung von Verbreitungsgebieten sehr seltener Arten wäre uns ohne diese zusätzliche Datenfülle gar nicht möglich."

Obwohl im 21. Jahrhundert weltweit viele Arten aussterben, werden noch immer neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. "Ein Wettlauf gegen die Zeit", betonten die Wissenschafter. Ohne die intensive Arbeit von Artenforschern "würden viele Lebewesen aussterben, ohne vorher jemals gekannt worden zu sein".

Mehr Hobbywissenschaftler

Inzwischen gebe es gerade bei den optisch auffälligen fleischfressenden Pflanzen weit mehr Beobachtungsdaten von Laienwissenschaftlern in Sozialen Medien und sogar in wissenschaftlichen Biodiversitäts-Datenbanken als Daten aus Forschungssammlungen, hieß es in einer Mitteilung der deutschen Staatssammlung zur Studie.

Beispielsweise sei eine Sonnentau-Art aus Südafrika 2018 von drei historischen Herbarbelegen und sieben Fotos auf einer Citizen-Science-Webseite bekannt gewesen. Heute befänden sich auf der Internetplattform bereits 307 Beobachtungen von 131 naturinteressierten Hobbyforschern. „Die Anzahl der bekannten Herbarbelege des Sonnentaus aus Südafrika in den naturwissenschaftlichen Sammlungen ist unterdessen gleich geblieben.“

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