Mann beim Grillen

Warum reißen Männer, die nicht kochen, die Grillzange an sich?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überraschen werden.

Ein Sonntag im Sommer: Die Sonne knallt auf die Terrasse; die Bienen summen um den Lavendel; der Duft von brutzelndem Fleisch zieht durch den Garten. Und der Partner, der unter der Woche unauffindbar war, wenn es darum ging, das Abendessen zuzubereiten, steht mit Grillbesteck und Grillschürze parat. Penibel hat er zuvor die Kohle im Griller so gestapelt, dass sie bestmöglich Hitze erzeugt. 

An der kleinen Öffnung im Deckel so lange gedreht, dass sie nun den optimalen Luftzug zum Entfachen des Feuers einlässt. Das Fleisch so geordnet auf dem Grillblech positioniert, wie man es gerne mit dem schmutzigen Geschirr im Geschirrspüler sehen würde. Manchmal sind Klischees eben doch Klischees, weil sie wahr sind. Aber weshalb reißen Männer, die kaum bis selten kochen, im Sommer die Grillzange an sich?

Schnell hat man bei glühenden Kohlen und rohem Fleisch das Argument der Steinzeit parat: Der Mann als Jäger, der für das erlegte Tier kein Lagerfeuer benötigt, sondern bloß die Grill-Anzünder. Und dann spricht das Grillen in gewisser Form wohl Urinstinkte an. Seit jeher haben wir uns um eine Feuerstelle eingefunden. Zum Schutz, zum Zusammenhalt, zur Nahrungsaufnahme.

Doch Psychotherapeutin Béa Pall vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie hat noch eine andere Theorie: "In vielen Familien hat immer noch die Frau die Verantwortung über die Küche." Sie plant, hat den Überblick, organisiert. Das Grillen von Steak, Käsekrainer oder Halloumi gehört hingegen gemeinhin dem Mann. Im Gegensatz zum oft als selbstverständlich angesehenen Kochen und Versorgen der Familie durch die Frau, fällt auf, sagt Pall, dass der Mann mit dem Grillen eine Tätigkeit über hat, die mitten im Geschehen stattfindet. Er bekommt vielleicht ein Grill-Bier und ziemlich sicher Lob von den Gästen.

Aber das ist nur scheinbar erstrebenswert. Wer will in Wahrheit an einem tropischen Hitzetag an einer offenen Feuerstelle schwitzen und weiter schuften, wenn die anderen bereits schmausen? Und so grillt der Mann vielleicht weniger, weil er will, sondern sie nicht.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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