Warum drehen Sonnenblumen ihre Köpfe?

Junge Sonnenblumen wenden ihre Blütenköpfe jeden Tag von Ost nach West. Ältere Pflanzen sehen immer gen Osten. Das steckt dahinter.

Sie sind die Königinnen des Sommers. Groß, leuchtend gelb, schön, besonders dann, wenn die Sonnenblumen im Verband am Land in großen Feldern stehen. Da könnte man stehen bleiben und ewig hinschauen. Erstens könnte man vorbeikommenden Typen, die das nicht so zu schätzen wissen und offenbar mit Vorliebe ihre Energydrink-Dosen ins Gemüse pfeffern, zurufen: „Hearst, nimm das Zeug und schmeiß es in den Mistkübel.“

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Andererseits ließe sich beobachten, dass die jungen Blumen ihre Köpfe drehen – von Ost am Morgen nach West am Abend – und in der Nacht wieder zurück. Fast so wie 15-Jährige, die genau wissen: In der Früh heißt es, rechtzeitig daheim zu sein. Dieses Phänomen zu ergründen hat die Wissenschaft auf den Plan gerufen.

Der Sonne nach

Stacey Harmer und ihr Team von der University of California in Davis haben 2016 eine viel beachtete Studie im Sciene-Magazin veröffentlicht. Tatsächlich ist es so, dass die Blumen über so etwas wie eine innere Uhr verfügen. Dabei werden bestimmte Zellen im Stängel nach einer gewissen Regelmäßigkeit an- und abgeschaltet. Auf der Seite, die nicht der Sonne zugewandt ist, wachsen die Blumen schneller. Soll heißen, wenn die Sonne im Osten aufgeht, wächst der Stiel auf der Westseite schneller, der Kopf fällt nach Osten. Mittags sind diese Gene gleich verteilt, am Abend geht es wieder umgekehrt.

Sollte man dem Energydrink-Typen neben Umweltbewusstsein auch Bio-Wissen mitgeben wollen: Heliotropismus heißt das im Fachjargon, wenn sich eine Pflanze nach der Sonne richtet. Die Stellung verbessert die Photosyntheseleistung und damit das Wachstum.

Bei voller Reife hört das Hin und Her auf, der Blütenkopf sieht nur nach Osten. Damit erwärmt er sich mit der aufgehenden Sonne am besten. Und das macht für Besuche attraktiver. „Am meisten hat mich überrascht, wie sehr Bienen die zur Sonne ausgerichteten Blumen bevorzugten. Die nach Osten blickenden Blumen wurden morgens fünf Mal häufiger von Bienen besucht als die nach Westen orientierten“, sagte Harmer. „Bienen mögen warme Blüten.“ Gut für die Insekten, gut für die Pflanzen – das hilft bei der Vermehrung.

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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