Restaurant in Tel Aviv

Warum sind Sätze wie „Machen wir mal was!“ so unverbindlich?

Wer ein zukünftiges Treffen ist Aussicht stellt, muss das nicht immer ernst meinen. Woran das liegen kann.

Man ruft an. Am anderen Ende der Leitung meldet sich jemand – überrascht, fast überrumpelt. Die Frage „Hast du mal Zeit, was trinken zu gehen?“ wirkt auf die Person irritierend. Dabei hat sie es ja selbst gesagt, vor Wochen beim zufälligen Wiedertreffen. Klar und deutlich: „Gehen wir mal was trinken.“

Ein Satz wie ein freundlicher Schulterklopfer, schnell dahin gesagt und angenehm unverbindlich. Er klingt nach Initiative, nach einem netten Treffen. Doch gut möglich, dass er genau das nicht ist. Sondern vielmehr ein Angebot, das keines sein will.

"Machen wir was" als Small Talk

Mitunter ist es einfach nur eine Höflichkeitsform, im Small Talk schnell dahingesagt. Eine höfliche Phrase, deren besonderer Reiz in ihrem Unverbindlichkeitscharme liegt. Eine rein linguistische Erklärung dafür gibt es nicht, schickt Sprachwissenschafterin Lisa Krammer vom Institut für Germanistik an der Uni Wien voraus. „Gruß- und Höflichkeitsformen zählen zu den sogenannten phatischen Äußerungen. Sie dienen in erster Linie der Eröffnung, Aufrechterhaltung und Beendigung eines Gesprächs. Small Talk ist eine typische phatische Kommunikation. Die soziale Funktion steht dabei im Vordergrund, der informative Gehalt ist nachrangig.“

Sprachliches Agieren sei stets kontextgebunden: „Wer spricht? Mit wem wird gesprochen? In welcher Beziehungskonstellation stehen die Personen zueinander? An welchem Ort beziehungsweise in welcher Situation wird kommuniziert?“. Daher könne der Satz: „Machen wir einmal was“ je nach Kontext eine unterschiedliche Bedeutung haben. „Der Grad der Verbindlichkeit beziehungsweise die Unverbindlichkeit einer Aussage hängt nicht nur davon ab, was und wie kommuniziert, sondern auch davon, wie diese Aussage von der adressierten Person wahrgenommen und beurteilt wird“, erklärt Krammer.

Das Unverbindliche am Ton erkennen

Aber wie erkennen, ob das tatsächlich ernst gemeint ist? Der Ton macht womöglich die Musik. Oder die Lautstärke, auch die Gestik, die Mimik, der Blick, die Körperhaltung.

Oder vielleicht sollte man künftig präziser formulieren: „Gehen wir mal was trinken? Aber bitte nie!“

Frage der Freizeit

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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