Sicher unterwegs: Pro Jahr ereignen sich rund 634 Unfälle mit Kindern bis 14 Jahre auf einem Fahrrad. Die Zahl steigt.

Ostergeschenk Fahrrad: Wie der Start auf zwei Rädern am besten gelingt

Was Eltern über Modell und Fahrtechnik wissen sollten.

Der Frühling hat die neue Radsaison eingeläutet und die Verlockung für Eltern ist groß: Doch Fahrräder eignen sich nicht als Überraschungsgeschenk. Der rollende Untersatz für den Nachwuchs sollte nur mit Kind und einem Probebetrieb angeschafft werden.

Experten haben Tipps, was beim Radkauf zu beachten ist, und wie die (erste) Ausfahrt gelingt:

  • Modell

„Der passende Rahmen wird anhand der Körpergröße ermittelt, später kommt die Innenbeinlänge dazu“, erklärt die Radlobby ARGUS zur Modellwahl. Wichtig ist, dass sich das Kind im Sattel sicher fühlt, gut lenken und die Bremshebel fest greifen kann. Heranwachsende kommen in der Regel mit zwei Handbremsen besser zurecht als mit einem Rücktritt, der sich nicht so präzise dosieren lässt.

Die Anzahl der Gänge wird meist überbewertet; Kinder sind schaltfaul. Insgesamt sind Leichtgewichte einfacher zu handhaben als schwere Fahrzeuge. Klingel, Beleuchtung und Reflektoren sind auf der Straße Pflicht.

  • Qualität

„Manche Hersteller sparen bei Kinderrädern an der Qualität der Komponenten“, gibt ARGUS zu bedenken. Eltern sollten daher prüfen, ob sich die Reifen ohne Widerstand drehen, ob die Schaltung rund läuft und die Bremsen entsprechend verzögern. Die CE-Kennzeichnung weist ein gesetzliches Mindestmaß an Sicherheit nach. Österreichs größte Radlobby rechnet vor: „Leichte und hochwertige neue Kinderräder gibt es erst ab etwa 250 Euro.“ Die Plattform Geizhals.at meldet zudem einen durchschnittlichen Preisanstieg bei Kinderfahrrädern um 30 Prozent.

Helm als Kopfschutz: Viel mehr als ein Accessoire

Ob Selbst- oder Mitfahrer: Kinder auf einem Fahrrad müssen bis zum 12. Geburtstag einen Helm tragen; verantwortlich dafür ist die Aufsichtsperson. Das sieht die Straßenverkehrsordnung vor.

Für einen optimalen Schutz muss der Helm gut sitzen. Die richtige Größe hängt vom Kopfumfang ab. „Ein Helm passt, wenn er waagrecht am Kopf sitzt und den Schädel von der Stirn über die Schläfen bis zum Hinterkopf umschließt“, erklärt Ellen Dehnert vom ÖAMTC. Zudem zählt die richtige Einstellung: Die seitlich vor und hinter dem Ohr verlaufenden Gurtbänder sollen sich jeweils einen Finger breit unter dem Ohrläppchen treffen und dabei straff gespannt sein.

Für den Kauf empfiehlt die Expertin, eine Anprobe von einigen Minuten. Der Helm darf nicht drücken. Genauso wenig darf er verrutschen, wackeln oder die Sicht beeinträchtigen. 

Das Prüfzeichen EN 1078 ist ein Qualitätskriterium. Nach einem Sturz ist der Helm zu entsorgen.

  • Start

„Idealerweise steigen Kinder mit mindestens sechs Jahren vom Tretroller auf das Fahrrad um“, sagt Ellen Dehnert, Leiterin der ÖAMTC-Mobilitätsprogramme. Ab diesem Alter sind Motorik und Raum-Zeit-Gefühl soweit entwickelt, dass sie mit der Geschwindigkeit mithalten. Von Laufrädern in früheren Jahren rät die Expertin ab: „Die Kinder kleben am Sattel, es ist eine ungünstige Prägung wie mit Stützrädern.“

Zwischen drei und fünf Jahren sind Fahrzeuge, die Schritttempo erreichen, die richtige Wahl. Davor wird gekrabbelt, gelaufen, geklettert.

Aller Anfang ist schwer: Der Tretroller ohne Sattel bereitet 
Kinder sehr gut auf das Fahrradfahren vor.

©Getty Images/iStockphoto/Juanmonino/iStockphoto
  • Fahrtechnik

„Fahrradfahren ist kein Lehrprozess, sondern ein Lernprozess“, betont Dehnert. Es bringt nichts, Anfänger über den Sattel zu stützen. Das Gefühl fürs Gleichgewicht muss sich entwickeln. Souveränes Anfahren, Kurvenlage, Bremsvorgang und Handzeichengeben sind Erfahrungswerte. Der Blick rundherum und für Gefahren kommt durch gezieltes Üben.

  • Training

„Am besten lernen Kinder in einem geschützten Raum mit viel Platz“, erklärt die Expertin. Auf freien Flächen lässt sich das Lenken besonders gut trainieren. Geradeaus zu rollen, ergibt sich von selbst. Dehnert appelliert an Eltern: „Bieten Sie Ihrem Kind altersgemäße Fahrzeuge und lasse Sie ihm Zeit, das Radfahren zu erspüren.“ Übung macht den Meister.

  • Sicherheit

„Neben dem fahrtechnischen Können brauchen Kinder im Straßenverkehr die Fähigkeit, sich mit anderen Verkehrsteilnehmenden zu verständigen“, heißt es beim Kuratorium für Verkehrssicherheit zur Unfallprävention.

Der Osterhase wünscht gute Fahrt.

Hedwig Derka

Über Hedwig Derka

Hedwig Derka, geboren 1966 in Wien, seit 1996 Redakteurin beim KURIER. Spezialgebiet: Tiere. Lieblingsthemen: Wissenschaft und nutzloses Wissen. Lieblingsbeschäftigung außer Dienst: Meine kleine und große Familie. Noch Fragen? Interessante Geschichten? Nutzloses Wissen? eMail an mich: [email protected]

Kommentare