Rasen

Warum lieben wir den Geruch nach frisch geschnittenem Gras?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Auf einmal ist es da. So ein Gefühl, quasi über Nacht. Man spürt es. Und vor allem, man riecht es. Das ferne Brummen der aus dem Winterschlaf erwachten Rasenmäher hat es angekündigt: Der Frühling überfällt uns mit einer olfaktorischen Breitseite. 

Schon klar, die wärmeren Temperaturen lassen uns Gerüche wieder viel intensiver wahrnehmen. Und neben Blüten sind’s, man will’s kaum glauben, auch vermoderte Blätter und feuchte Erde   – der "Duft des Frühlings" wurde eingehend analysiert. Frisch geschnittenes Gras ist nur ein Bestandteil davon. 

Aber warum riecht eigentlich gerade das so intensiv?

Hier kommt eine Fähigkeit von Pflanzen ins Spiel, der die Wissenschaft erst seit dem 21. Jahrhundert so richtig auf der Spur ist. Nämlich die zu kommunizieren!

Genau, unsere Freunde im Garten und in der Natur sind richtige kleine Plaudertaschen. Wenn etwa Grashalme geschnitten werden, setzen sie sogenannte Grüne Blattduftstoffe (GLVs) frei. Wozu?

Diese flüchtigen Verbindungen dienen als Abwehrmechanismus gegen Schädlinge und Krankheiten, wie eine Studie des Max-Planck-Instituts  aus dem Jahr 2012 zeigte. Damit sollen Raubinsekten angelockt werden, die die Schädlinge der Pflanzen fressen. 

Studienleiter Ian T. Baldwin betonte, dass in Stresssituationen fast alle Pflanzen "spezifische Geruchsstoffe in ihre Umgebung aussenden".  

Und das ist keinesfalls der einzige Kanal, über den Pflanzen kommunizieren.  Dass es innerhalb einer Pflanze zu elektrischen Signalen kommt, hat schon Darwin erkannt und deshalb vermutet, Pflanzen hätten eine Art Nervensystem. Aber 2011 stellte Omer Falik von der Ben Gurion University fest, dass Pflanzen unter der Erde kommunizieren. Über teilweise riesige Netzwerke aus Wurzeln und Pilzen, man nennt es auch das "Pflanzeninternet". 

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Geschmack und Duft wiederum, das thematisierte schon Marcel Proust in "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", können starke Emotionen hervorrufen. Da sie eng mit dem limbischen System verbunden sind, dem Sitz unserer Emotionen. 

Haben wir denn als Kinder alle so gern Rasen gemäht? Nein, aber der Geruch erinnert uns an eine Zeit, in der die Sommer endlos waren. Und unbeschwert.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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