Liebesroman

Warum ist die Generation Z so begeistert von Liebesromanen?

Liebesromane erleben durch BookTok und Co einen Höhenflug. Warum lieben die Jungen Herzschmerz-Wälzer, Schmalz und Happy-Ends?

Sie sehen aus wie Schmuckschatullen, oft ein bisserl zuckerlrosa mit Bling Bling. Einige sind rundum verziert, also auch auf der Stirnseite, wo man das Buch aufklappt, Farbschnitt heißt das. Die Rede ist von Büchern, die mit Liebe gemacht sind und Liebe enthalten. Der Inhalt: 400 Seiten Herzschmerz und ein Halleluja!-ging-ja-doch-noch-alles-Gut – das Happy End muss sein.

Es sind vor allem die sogenannten Romance- oder New-Adults-Bücher für junge Erwachsene, die dem Buchmarkt letztens einen ordentlichen Schub verliehen haben. Der Hype kam über BookTok auf, dem virtuellen Treffpunkt für Bücherwürmer. 

Die Wiener Buchhändlerin und Autorin Petra Hartlieb begrüßt das: "Es ist super, dass junge Menschen durch Social Media den Weg in Buchhandlungen finden und sie dicke Bücher nicht abschrecken, sondern mit Stolz ins Regal stellen." Die BookToker empfehlen echte Wälzer, einige besprechen diese durchaus kritisch. Und schluchz: Es wird sogar gemeinsam geweint.

Was ist da los? Im Literaturbetrieb herrscht auch Aufregung. Weil viele der Bücher toxische Beziehungskisten enthalten oder alte Rollenbilder aufleben lassen würden.

Doch es geht um mehr. Das haben auch die relevanten Buchmessen längst eingesehen: Letztes Jahr gab es etwa auf der Frankfurter Buchmesse bereits Platz für Romance & Co. Heuer wird das Ganze viel größer, man hatte den Andrang unterschätzt. 

Denn die Buchverliebten wollen ihre Community treffen, wollen Austausch, auch mit den Autorinnen; es scheint, als gäbe es hier einen Taylor-Swift-Moment. Christine Lötscher, Professorin für Populäre Literaturen und Medien, schreibt in "Geschichte der Gegenwart", dass noch etwas dazukomme: nämlich die Liebe zum Buch selbst.

Dahinter steckt eine gewisse Tradition, galt es doch bereits im 18. Jh. als gefährlich, wenn Frauen beim Lesen romantischer Liebesgeschichten in Traumwelten eintauchten. Petra Hartlieb vergleicht den neuen Hype um die Liebesromane mit einer Einstiegsdroge für Literatur. Sie sieht in diesen Büchern eine Chance, dass später auch anspruchsvollere Werke entdeckt werden – vielleicht sogar Thomas Mann.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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