Warum greifen wir beim Schenken so oft daneben?

Haben Sie schon eine zündende Idee, was Sie Ihren Liebsten zu Weihnachten schenken? Hier ein paar Anregungen.

Schenken macht Spaß, heißt es. Stimmt ja auch. Ein Präsent zwischendurch wirkt wie ein Booster. Es begründet, erhält oder vertieft Freundschaften. Und wenn ich dem Lebensmenschen ein Kuvert mit einem Reisegutschein unter den Weihnachtsbaum lege, habe ich sogar selbst etwas davon.

Warum ist dann aber die Klage, dass man dies oder das „nicht einmal geschenkt bekommen mag“ so geläufig? Vielleicht, weil Geschenke mitunter stümperhaft auf Geschmack und Vorlieben der Beschenkten abgestimmt werden. Und das gerade zu Weihnachten, dem „Ernstfall des Schenkens“, wie der Berliner Philosoph Wilhelm Schmid diese Zeit des Jahres bezeichnet.

Schenken stresst

Denn – man kennt das ja möglicherweise aus eigener leidvoller Erfahrung – Schenken erzeugt auch Stress. Das Präsent soll persönlich sein, von Herzen kommen und – hoffentlich – von den Beschenkten auch gut aufgenommen werden. Um da als Geber nicht daneben zu greifen, braucht es ein Gut, das gerade dieser Tage selten ist: Zeit.

Wobei man meist eine Mitschuld daran trägt, tappt man in die erwähnte Stressfalle. Die Wiener Gesundheitspsychologin Doris Gartner empfiehlt jedenfalls den „Originalitätswahn ein bisschen abzulegen“. Bei Weihnachtsgeschenken gehe es immerhin um das Signal, „da denkt jemand an mich“, und nicht um das beste Geschenk.

Socken mit Goldschleife?

Bevor das Präsent präsentiert wird, bleibt noch die Frage nach der Verpackung. Auch hier weiß die Psychologie Rat. Zu viel Bombast wecke falsche Erwartungen, fanden Wissenschaftler der University of Nevada in Reno heraus. Socken mit Goldschleife machen also aus der Strickware noch keine sexy Gabe. Sollte man stattdessen einfach Geld schenken?

Schwierige Frage. Geld geht immer, ergab 2019 eine Umfrage im Auftrag der Unternehmensberatung Ernst & Young. Aber vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen. Alle anderen aber könnten Pekuniäres als Präsent doch als etwas zu unpersönlich finden.

Wobei Scheine aller Art einen Vorteil gegenüber Fehlgriffen haben: Sie werden wohl nicht bei einer Tauschbörse landen.

Man kann es im Zweifelsfall aber auch wie der große Dichter und Humorist Joachim Ringelnatz (1883-1934) machen. Er meinte:

"Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk -
Du selber bist."

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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