Digital Detox im Urlaub

Psychologie: Warum fotografieren wir so viel, statt einfach zu entspannen?

Klick, klick, klick. Man kann einfach nicht genug Bilder vom Urlaub haben. Welche Leidenschaft sorgt für diese Fotolust?

So läuft das im Urlaub, die meisten von uns haben es gerade erst erlebt: Kaum am Strand unserer Träume angekommen, zücken wir das Smartphone und knipsen drauflos, als ob erst das perfekte Foto die Eintrittskarte zum Urlaubsglück ist. Dabei könnten wir doch einfach nur die müden Zehen in den Sand stecken und dem Rauschen des Meeres lauschen. Aber nein, lieber beschäftigen wir uns damit, den besten Blickwinkel zu finden, um zu konservieren, was wir gerade sehen und fühlen.

Warum muss denn jede Sekunde festgehalten werden, als ob der Urlaub erst dadurch wahr wird? Laut einer von Hartlauer in Auftrag gegebenen Studie aus dem Jahr 2019 steigt die Foto-Lust der Österreicher im Urlaub immens. Ob Kirchen oder Sand, Pizza oder Eis – wir knipsen einfach alles, was wir auf Reisen sehen, im Schnitt 13,4 Fotos pro Tag – im Alltag sind es nur 2,3. Und Sie kennen das vielleicht, nur ein geringer Anteil dieser Bilder wird später auffindbar sein, denn das meiste verschwindet im digitalen Nirwana.

Wozu also die Mühe, zigmal den gleichen Sonnenuntergang abzubilden? Der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal und Medienpädagoge Leopold Kislinger erklären in ihrem 2021 veröffentlichten Artikel im "Frontiers in Psychology", dass Fotografieren zur Natur der menschlichen Wahrnehmung und der kognitiven Verarbeitung passe, wie der Schlüssel ins Schloss. Das "Jagen und Sammeln von Bildern" sei unabhängig vom kulturellen Hintergrund allgegenwärtig, seit es durch die Smartphone-Technologie und soziale Medien einfach und günstig ist. "Es gibt viele Features von Smartphones, die kaum bis gar nicht genutzt werden, aber das Fotografieren und Teilen von Fotos werden extrem oft genutzt", so Kotrschal.

Aber nicht nur das, bereits 2016 zeigten Wissenschaftler, dass besondere Momente mit der Kamera einzufangen, die Intensität unserer Erlebnisse erhöhen kann, da wir uns dabei mehr fokussieren. Wer sagt’s denn.

Also hat das Ganze einen Sinn: Wir fotografieren und genießen eben gleichzeitig, weil das einfach gut zusammenpasst. Und weil wir es können.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

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